MÜNSINGEN. In vielen Berufssparten fehlt es an Auszubildenden und somit auch an Fachkräften. Umso wichtiger ist es für Handwerksbetriebe, Dienstleister, soziale Einrichtungen, Behörden, Industriefirmen und Banken, sich Jugendlichen und ihren Eltern vorzustellen, ins Gespräch zu kommen, Praktika und Lehrstellen anzubieten und auf verschiedene Berufe aufmerksam zu machen. Die Berufs- und Ausbildungsmesse in der Alenberghalle bot dafür am Donnerstag wieder die perfekte Gelegenheit. »Unternehmen können hier in entspannter Atmosphäre mit jungen Menschen sprechen und erste Kontakte knüpfen«, sagte Viktoriya Hagel von der Wirtschaftsförderung der Stadt Münsingen, die gemeinsam mit verschiedenen Kooperationspartnern bereits zum fünften Mal diese Messe durchgeführt hat.
Rund 700 Schüler, die kurz vor dem Schulabschluss stehen, haben mit ihren Lehrkräften teilgenommen, viele kamen am Nachmittag noch einmal mit ihren Eltern, um an bestimmten Ständen intensiver nachzufragen. »Der Bedarf für diese Messe ist da«, betonte Bürgermeister Mike Münzing bei seinem Rundgang. Allerdings, so räumte er ein, müssten sich die Betriebe auch unterjährig bei den Jugendlichen sehen lassen. So etwa im Rahmen von Bildungspartnerschaften, die in Münsingen an weiterführenden Schulen von Gastronomie, Handwerk, Dienstleistung und produzierenden Bereichen rege wahrgenommen werden. So waren viele Betriebe den Schülern bereits bekannt. Dank einer Messe-Rallye waren sie motiviert, sich mit den Inhalten an den Ständen aller 54 Unternehmen zu beschäftigen. »Wer auf dieser Messe formuliert, er hätte keine Zukunftsperspektive, der muss sich selbst prüfen«, meinte Münzing. »Der Kampf um das Potenzial Mensch wird immer größer«. Mit dieser Veranstaltung wolle man deshalb Impulse setzen und eventuell schon Praktika-Besuche auf den Weg bringen.
Denn viele Betriebe, so war an diesem Tag zu erfahren, können ihre Ausbildungsplätze nicht besetzten. Nicht so die Kreissparkasse Reutlingen: »Alle unsere 30 Ausbildungsplätze sind besetzt. Wir legen großen Wert auf persönliche Begegnungen und Kontakte, zeigen hier, dass es direkt vor der Haustür attraktive Ausbildungsmöglichkeiten gibt«, sagte Ausbildungsleiter Torsten Ott. Christian Bückle, Vorstand bei der Volksbank Münsingen, konnte dies bestätigen: »Es gibt verschiedene Ausbildungswege, auch ein duales Studium. Münsingen ist ein wichtiger Wirtschaftsstandort, hier kann man fast alles lernen. Das wollen wir deutlich machen«. Auch nach der Ausbildung gebe es viele Möglichkeiten, die Karriere weiter voranzutreiben. Man sei bestrebt, Auszubildende zu übernehmen. Ein Praktikum zu absolvieren, so erfuhren die Jugendlichen, ist immer eine echte Chance. Denn es bietet direkte Einblicke in den Arbeitsalltag und man merkt ganz schnell, ob Beruf und Branche zu einem passen.
So etwa auch zum Beruf des Schäfers, der von den Schäfereien Henniger aus Trailfingen und Burkhardt aus Berghülen authentisch vorgestellt wurde. »Wir wollen den Beruf bekannter machen«, sagte Johanna Henniger. Das Schäferdasein bringe eine attraktive Vielfalt und Freiheit, es werde nie langweilig und jede Jahreszeit biete spannende Herausforderungen. Auch ein Quereinstieg ist möglich, wie man am Beispiel von Max Frankenhauser sehen konnte. Der Arztsohn aus Oberstadion hat zunächst Forstwirt gelernt, dann Forstwirtschaft und Naturschutz studiert, später eine Lehre als Schäfer absolviert. Jetzt ist er bei Schäfer Manuel Maucher angestellt und mit seiner Herde zwischen Ehingen und Justingen unterwegs. Er berichtete von seinem Alltag und was er unter freiem Himmel bei seinen Schafen erlebt.
Handwerksbetriebe rührten die Werbetrommel für Berufe wie Zimmerer, Maurer, Schreiner, Mechatroniker, die Polizei stellte ihre Karrierechancen vor und auch Pflegeeinrichtungen waren bestrebt, Nachwuchs zu generieren. Diese Berufs- und Ausbildungsmesse machte deutlich, dass es angesichts von rund 300 Ausbildungsberufen sehr viele Angebote und somit auch eine Vielzahl an unterschiedlichen Perspektiven in der Region gibt. »Es zeigt sich sehr schnell, ob es passen könnte. Und wenn es passt, haben alle etwas davon«, fasste es Torsten Ott von der Kreissparkasse zusammen.




