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Aktuell Engstingen

Kunst mit Alltagsgegenständen und mehr

Beim Tag des offenen Ateliers 32 auf der Haid in Engstingen geben Künstler einen Einblick in ihr Schaffen.

Offene Ateliers auf der Haid: Die freischaffende Künstlerin und Kunsttherapeutin Susanne Michel, rechts, zeigt einer Ausstellung
Offene Ateliers auf der Haid: Die freischaffende Künstlerin und Kunsttherapeutin Susanne Michel, rechts, zeigt einer Ausstellungsbesucherin ihre ganz verschiedenartigen Arbeiten und wie sie in Bezug zueinander treten. FOTO: HÄUSSLER
Offene Ateliers auf der Haid: Die freischaffende Künstlerin und Kunsttherapeutin Susanne Michel, rechts, zeigt einer Ausstellungsbesucherin ihre ganz verschiedenartigen Arbeiten und wie sie in Bezug zueinander treten. FOTO: HÄUSSLER

ENGSTINGEN-HAID. »Das sind Papiertortenspitzen«, erklärt Susanne Michel einer Besucherin beim neunten »Tag der offenen Ateliers 32« auf der Haid die runden, flamingobedruckten Papiere an der Wand. Die freischaffende Künstlerin und Kunsttherapeutin aus Stetten unter Holstein war eine der sieben Künstler, die ihre Arbeiten in ihren Ateliers präsentierten und gerne Auskunft gaben. Die Tortenspitzen mit Flamingo-Motiven waren unversehens kurz Gesprächsmittelpunkt, weil erstens ihre Vielfalt am Markt überraschend groß ist und zweitens ihre Banalität in einen interessanten Dialog mit den Arbeiten der Künstlerin tritt.

Lebendige Szene auf der Alb

Kaum ein Material oder Objekt, das nicht Verwendung findet bei den kreativ Schaffenden. So sagt der Münsinger Edgar Braig von sich: »Die Dinge finden mich.« Was ihn so alles findet – Alltagskeramik beispielsweise – arrangiert er auf glänzenden Metallstäben und lässt sie als auseinanderstrebendes Bündel im großen weißen Ausstellungsraum wirken. Wie Braig stellt auch die in Pfullendorf geborene und in Tübingen am Universitäts-Zeicheninstitut dozierende Kunsterzieherin Maren Gebhardt ihre Bildobjekte als Gast des Vereins »Atelier 32« aus.

Die Künstler, ihr Wirken und die Bedeutung des Atelier 32 für die Kunstszene auf der Schwäbischen Alb beleuchtete der in Engstingen lebende Kunsthistoriker Clemens Ottnad bei einem Rundgang durch die verwinkelten Ateliers. Ebenfalls in Engstingen lebt Andrea Hille. Auf Umwegen des Lebens ist die Heilpädagogin und Wahlälblerin zur Kunst zurückgekehrt und malt im Atelier 32.

»Kunst auf der Alb« ist Peter Barth, 80, – Maler, Pädagoge, Sonderpädagoge und Künstler – mehr als ein Anliegen, es ist ein Verein, in dem er sich engagiert. Über die Hälfte seines Lebens ist er Kunstschaffender, im Atelier 32 zeigt er einen Ausschnitt seines Schaffens, beispielsweise die mit Typen gedruckte Nixe, die keinem Bad, sondern einer mechanischen Schreibmaschine entsteigt.

Sonst eher in Social Media unterwegs, präsentierte Vinzenz Woche seine Fotokunst. Während die Kunsttherapeutin und Kunstpädagogin, Keramikerin und Grafikerin Carmen Kübler in ihrem Beruf oft anderen Menschen dazu verhilft, ihre Kunst zu präsentieren, lässt die Stockacherin seit vier Jahren im »Atelier 32« ihrer eigenen Kreativität freien Lauf. Kreativität, die sich bei Susanne Michel auch mal mit der Schere Bahn bricht. So hat sie ein älteres Blütenbild in Dreiecke geschnitten, diese neu arrangiert, mit einer Grafit-Zeichnung von Pflanzen kombiniert und schlicht gerahmt. In Reihe gehängt mit einer rosafarbenen Monochromie und asymmetrisch hinterlegt mit einer rosa Flamingo-Tortenspitze ergibt sich ein Anblick, der den Betrachter überrascht davor verharren lässt.

Puppen tanzen, Musik spielt

Ein »Tag der offenen Ateliers 32« ohne die Puppenbühne Kassandra ist undenkbar, haben die acht Puppenspielerinnen, eine Erzählerin und eine Musikerin doch auch ihr Atelier vor Ort. Mit der Geschichte der Grille Fidula, die über ihrer Kunst die Daseinsvorsorge vergisst und nur mittels einer List und wenigen, wahren Freunden überleben kann, bezauberten die Frauen ihre Gäste. Ateliernachbar Joachim »Jo« Baier und Bandkollegen sorgten mit Covertiteln für den guten Ton, knackiger im Sound war die Hip-Hop-Band TomQuadrat. Auf Biergarnituren, Treppenstufen oder einfach auf der Wiese sitzend, genossen die Gäste die Kunst-trifft-Albsommer-Atmosphäre.(häs)