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Aktuell Fest im Sattel

Kette ölen – und los geht’s: GEA startet Radserie

Mit dem E-Bike die Landschaft genießen, auf dem Rennrad schwitzen oder lieber mit dem Mountainbike den Wald erkunden? Geschmackssache. Hauptsache, man sitzt »Fest im Sattel«. Unter diesem Motto nehmen die radbegeisterten Redakteure Marion Schrade (42) und Andreas Fink (53) GEA-Leser in den kommenden Wochen mit auf Tour. Gemeinsam mit verschiedenen Partnern stellen sie Strecken in drei Levels von Familie bis Klettermax vor.

Mountainbike oder Rennrad? Beides schön, finden die GEA-Redakteure Andreas Fink und Marion Schrade, die GEA-Leser mit auf Tour n
Mountainbike oder Rennrad? Beides schön, finden die GEA-Redakteure Andreas Fink und Marion Schrade, die GEA-Leser mit auf Tour nehmen. Foto: Frank Pieth
Mountainbike oder Rennrad? Beides schön, finden die GEA-Redakteure Andreas Fink und Marion Schrade, die GEA-Leser mit auf Tour nehmen.
Foto: Frank Pieth

REUTLINGEN. Mit schmalen Reifen auf Asphalt oder mit groben Stollen auf Waldwegen, mit Kinderanhänger hinten dran oder mit den Kumpels vom E-Bike-Radtreff: Die Schwäbische Alb lässt sich wunderbar mit dem Rad erkunden. Wege und Ziele gibt es viele – so viele, dass ein »Radtourengeber« niemals vollständig sein kann. Auch der vom GEA nicht. Nichtsdestotrotz: Wir, die GEA-Redakteure Marion Schrade und Andreas Fink (Kolumnen links und rechts), unternehmen den Versuch, Sie einen Sommer lang mit auf Achse zu nehmen. In den nächsten zehn Wochen stellen wir unter dem Motto »Fest im Sattel« jeden Mittwoch eine neue Tour vor. Dazu gibt’s Tipps und Hintergründe rund ums Rad.

Dabei sein soll für jeden etwas. Für Familien, die einen Sonntagsausflug machen wollen genauso wie für Kulturinteressierte, Naturliebhaber und sportlich Ambitionierte, die Kilometer und Höhenmeter sammeln wollen. »Zwecks em Überblick«, wie der Älbler sagt, sind die Touren in drei Levels kategorisiert: einfach, mittel und schwer. Mit im Boot sind etliche Partner, die die Alb schon seit Jahren unter die Räder nehmen und zwar nicht jeden Stein, aber viele schöne Wege und Plätzchen kennen.

Tourdaten zum Nachradeln

An vorderster Front: Hans-Peter Engelhart und Anke Schmid von der Touristik-Information Münsingen, die mehrere Tourvorschläge erarbeitet haben – darunter auch die familientaugliche Runde »Pferde und Wasser«, mit der die Serie heute startet (rechte Seite). Hans-Peter Engelhart und Anke Schmid – übrigens beide sehr begeisterte und ambitionierte Radfahrer – haben es auch übernommen, jede einzelne Tour zu erfassen, sodass nicht nur eine Karte, sondern auch die dazugehörigen gpx-Dateien zur Verfügung stehen. Diese können bequem online über www.muensingen.de/gea abgerufen und heruntergeladen werden – mit Navi oder Smartphone dürfte unterwegs dann nichts mehr schiefgehen.

Berge, Türme und Höhlen

Apropos Orientierung: Die bieten auch etliche Publikationen von Tourismus-Verbänden und freien Autoren, die wir in der kommenden Woche im Überblick vorstellen. Zum Nachradeln gibt’s eine ausgewählte Tour von Eva Eckstein, einer ausgewiesenen Kennerin der Region, die für den Reutlinger Verlag Oertel + Spörer bereits etliche Rad-Bücher verfasst hat. Weiter geht’s mit der Münsinger Königstour rund um und durch das Herz des Biosphärengebiets, den ehemaligen Truppenübungsplatz und hoch hinaus: Die ehemaligen Militär-Türme bieten eine fantastische Aussicht über die Alb und ihr Vorland.

Wie’s weitergeht? Alles wollen wir nicht verraten. Aber: Mountainbiker dürfen sich beispielsweise über Hintergründe zur umstrittenen Zwei-Meter-Regel und auf ein Technik-Training freuen, das wir exklusiv für GEA-Leser verlosen. Rennradfahrer nimmt Hans-Peter Engelhart mit auf eine heftige Bergetappe, bei der mehrere Albaufstiege erklommen werden – überwiegend fernab vom Auto-Verkehr.

Ex-Rennradprofi Uwe Hardter aus Münsingen ist inzwischen aufs Mountainbike umgestiegen und ist immer noch als erfolgreicher Lizenzfahrer im Marathon-Bereich unterwegs. Uns nimmt er mit auf seine Lieblingstour auf den Spuren der Alb-Gold Trophy. Das Gravel-Bike, das neue heiße Zwischending aus Rennrad und Mountainbike, stellt Hannes Bertsch auf seinem Terrain vor.

Pflicht für alle, die sich für die Entstehungs- und Siedlungsgeschichte der Alb interessieren, ist die Tour von Münsingen durchs Schandental und Schmiechtal zum Hohle Fels, der Fundstelle der Eiszeit-Venus und anderen Schätzen. Wer noch Kraft und Lust hat, kann zum Blautopf oder sogar bis Ulm fahren und mit der Alb-Bahn zurück.

Tja, und dann ist auch schon Schluss – wie’s ausgeht? Wenn wir noch können, nehmen wir Sie mit auf unsere ganz persönliche Lieblings-Tour. 

Unsere Autoren stellen sich vor

Marion Schrade: Mont was? Als Andreas mir zum ersten Mal vom Mont Ventoux, dem Heiligen Berg der Provence, erzählte, hatte ich keine Ahnung, von was der liebe Kollege da eigentlich redet. Ich wollte einfach nur Buis-les-Baronnies, die hübsche kleine Partnerstadt Gomadingens, besuchen. Wein, Oliven, Aprikosen, Lavendel. Das wollte ich sehen und genießen. Aber mehr als 20 Kilometer am Stück und 1 576 Höhenmeter bei 30 Grad in sengender Sonne bergauf radeln? Freiwillig? Ja warum das denn bitte?! Ich bin eine Frau, heute 42, damals 38 Jahre alt, für die Tour de France brauche ich mich garantiert nicht mehr zu bewerben. Warum also sollte ich mich mit so was quälen? Männer, also auch Andreas, haben darauf eine Antwort: »Weil ich’s kann.« Simpel, entwaffnend, einleuchtend. Mein Ehrgeiz war geweckt. Kann ich’s auch?

Foto: Frank Pieth
Foto: Frank Pieth

Ja, ich kann. Das erste Mal habe ich mich mit einem schweren Mountainbike hochgeschleppt, seitdem hab ich’s immer wieder getan – mit dem Rennrad. Der Mont Ventoux ist Pflicht im Provence-Urlaub, und er ist zu einer kleinen Challenge geworden: Wer war öfter oben? Im Moment steht es 5:4 für Andreas. Irgendwie ist er aber auch ein Sinnbild, dieser große kahle Berg. Weil uns das Thema Radfahren seitdem verbindet.

Andreas Fink: Mont was? Mont Ventoux. Es freut mich, dass ich mit meinen Erzählungen . . . ach, was: mit meiner Schwärmerei vom Heiligen Berg der Provence bei Marion etwas so Gutes ausgelöst habe. Wer den Berg der Berge mal hochgefahren ist, vergisst ihn nie wieder. Weder die brutale Schinderei auf zwei der drei Auffahrten noch das unbeschreibliche Glücksgefühl, wenn man oben steht. Man will’s immer wieder tun. Zu wissen, dass man was geschafft hat, was auch schon Jan Ullrich und Lance Armstrong fast zur Verzweiflung gebracht hat, macht den Berg und das Erlebnis noch größer. Wir haben’s ungedopt gemacht, die Nobelbrause gab’s dafür nicht erst in Paris, sondern schon abends am Fuße des Berges. Glück.

Foto: Frank Pieth
Foto: Frank Pieth

Obwohl das schnelle, lautlose Dahingleiten auf dem Rennrad nichts von seiner Faszination verloren hat, bin ich mittlerweile fast nur noch auf Stollenreifen unterwegs. Zu oft haben mich Autofahrer um Haaresbreite abgeschossen. Dann lieber auf den Trails im heimischen Wald mit der Zwei-Meter-Regel rumärgern. Trotzdem sollte ich dringend mal wieder in die Provence. Wegen Wein, Oliven, Aprikosen und Lavendel. Und dem Berg. Und wegen Marion. Es steht nur noch 5:4. Radfahren verbindet. (GEA)