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Jetzt mithilfe des Bird-o-Mat abstimmen: Welcher Vogel ist der Schönste?

Zum 50. Mal wird der Vogel des Jahres gesucht. Erstmals dürfen alle Bürger wählen. Stichtag ist der 19. März

Feldlerche
Feldlerche Foto: IMGEBROKER/ADAM
Feldlerche
Foto: IMGEBROKER/ADAM

REGION. Der eine ist strahlend schön in seinem rotblauen Kleid, jagt pfeilschnell übers Wasser und ist selten zu sehen. Die andere ist eher unscheinbar und grau, pickt Brotkrumen in der Fußgängerzone und ist bei vielen Menschen, die sie despektierlich als »Ratte der Lüfte« bezeichnen, eher unerwünscht. Ob die arme Stadttaube eine Chance gegen den schillernden Eisvogel hat? Hilft ihr vielleicht der »Mitleidsbonus«? Bei der Wahl »Vogel des Jahres« ist 2021 treten die ungleichen Gegner nicht nur gegeneinander, sondern gegen acht weitere Mitbewerber um den Titel an.

Zum ersten Mal in der Geschichte des Titels, der seit 50 Jahren vom Naturschutzbund Nabu und dem Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) verliehen wird, werden nicht Experten und Verbände um ihre Meinung gefragt, sondern alle. Die erste öffentliche Wahl zum 50-Jahr- Jubiläum der Aktion verläuft in zwei Phasen. Bis zum 15. Dezember wurden aus insgesamt 307 Vogelarten die Top-Ten-Kandidaten ermittelt. Fast 130 000 Naturfreunde wählten aus den heimischen Brutvogelarten und den wichtigsten Gastvogelarten ihre Favoriten aus.

Goldregenpfeifer
Goldregenpfeifer Foto: IMGEBROKER/HINSCHE
Goldregenpfeifer
Foto: IMGEBROKER/HINSCHE

Die Stadttaube hat es überraschend auf den ersten Platz in der Vorwahl geschafft, danach folgen Rotkehlchen, Amsel, Feldlerche, Goldregenpfeifer, Blaumeise, Eisvogel, Haussperling, Kiebitz und Rauchschwalbe. Der Rotmilan auf Rang 11 verpasste den Einzug in die Endrunde nur knapp. Die Top Ten kämpfen nun um den Titel. Abstimmen kann man bis 19. März, dann werden Nabu und LBV den ersten öffentlich gewählten Vogel des Jahres verkünden.

Entscheidungshilfe Bird-o-Mat

Wer weckt Sympathien und warum? Das ist gar nicht so einfach zu sagen und hängt neben den Charakteristika der jeweiligen Art auch von ihrem Lebensraum ab. Der Goldregenpfeifer, dessen Namen auf der Alb wohl die wenigsten je gehört haben, wird am Wattenmeer auf Stimmenfang gehen. Denn dorthin zieht er im Frühjahr und im Herbst in großen Schwärmen, um sich auf der Reise auszuruhen und zu stärken. »Goldis«, wie sie von ihren Fans genannt werden, sind gerne in Gesellschaft des Kiebitz, der es ebenfalls unter die Top Ten geschafft hat.

Die Stadttaube kennt jeder Reutlinger. Ob er sie mag oder sich von einem schönen, romantischen Charakterzug bezaubern lässt – die Taube ist treu und geht eine lebenslange Partnerschaft ein –, steht auf einem anderen Blatt. Gute Chancen auf den Titel haben sicher die niedlichen Kleinen: Rotkehlchen und Blaumeise sind nicht nur hübsch anzusehen, sondern singen auch schön. Was die Musikalität angeht, ist dennoch sie die unangefochtene Diva: die Amsel, die an lauen Sommerabende ganze Gratiskonzerte gibt. Unterhaltungswert hat auch der Spatz, der gerne ausgiebige Sandbäder nimmt und inzwischen gar nicht mehr so häufig ist wie gedacht: Er steht auf der Vorwarnliste der gefährdeten Arten.

Haussperling
Haussperling Foto: IMAGEBROKER/NUSSBAUMER
Haussperling
Foto: IMAGEBROKER/NUSSBAUMER

Sich für einen der hübschen Gesellen zu entscheiden, fällt schwer. Deshalb stellt der Nabu die Kandidaten auf seiner Homepage nicht nur in informativen und ansprechenden Portraits inklusive Kostproben der jeweiligen Sangeskünste vor. Nach dem Vorbild politischer Wahlen hat sich der Verein dazu noch eine sehr kreative und kurzweilige Entscheidungshilfe ausgedacht: Analog zum Wahl-O-Mat gibt es auf der Homepage des Naturschutzverbands einen Bird-O-Mat. Sieben Fragen, auf die es jeweils fünf Antwortmöglichkeiten gibt, sollen helfen, den persönlichen Favoriten zu finden. Na dann mal los. Welchen Lebensraum soll der Auserwählte bevorzugen? Siedlungsräume, Wiesen und Felder, oder lieber Moore und Gewässer? Wir nehmen Gärten und Wälder. Auch das Gesangstalent ist ein Kriterium. Ist man mit einsilbigem Wiederholen schon zufrieden, wünscht man einen, der Flugsingen ohne Punkt und Komma kann oder einen, der kurz und knackig perfomt? Unsere Stimme bekommt dieses Mal der, der melodisch und schön singt.

Frage drei dreht sich um die Häufigkeit der Art. Von »bekannt wie ein bunter Hund« bis »kämpft ums Überleben« reicht die Bandbreite, Antwort C liegt in der Mitte und steht für »schon immer selten«. Klick und weiter zum nächsten Kriterium, dem Erscheinungsbild. Soll der angehende Vogel des Jahres Mut zu modischen Details haben, pure Eleganz ausstrahlen oder im funktionalen Casual-Style durchs Leben gehen? »Sportlich chic« spricht uns am meisten an und wird eingeloggt. Mobilität und Sozialverhalten spielen ebenfalls eine Rolle, unser Kandidat darf gerne ein »Landei mit Zugverhalten« sein, der ist einer Älblerin, die’s daheim am schönsten findet, aber doch auch gerne mal eine kleine Reise unternimmt, am nächsten.

Selbst im Wahlkampf mitmischen

Ob man sich mit dem Speiseplan des Lieblingsvogels – Frage sechs – identifizieren kann, ist fraglich. Fisch und Fleisch, das ginge noch, bei Würmern und Co. hört’s aber auf. Unser Favorit soll ein Allesfresser sein. Die Schlussfrage dreht sich – wie in der Politik – ums Wahlversprechen. »Grünere und lebenswerte Städte«, das hört sich gut an, aber an ein »blühendes und summendes Landleben« kommt das nicht ran. Nur noch ein Klick bis zur Auswertung. Wer wird’s wohl sein? Der Bird-O-Mat ist sich sicher, einen »Landvogel-Wähler« vor sich zu haben und schlägt zwei Kandidaten vor: die Feldlerche oder die Rauchschwalbe.

Die Rauchschwalbe macht im GEA-Test das Rennen. Sie ist eine lieb gewonnene alte Bekannte aus Kindertagen, die ihre Nester unter die Dachkante von Opas Stall hängte und im Kamikaze-Flug nach Mücken jagte. Opas Stall gibt’s nicht mehr, er steht leer wie so viele im Dorf, die Schwalbe ist so rar geworden wie ihr Lebensraum. Sie hat eine Stimme verdient. Das hätte die Feldlerche auch. Früher ein »Allerweltsvogel«, zählt sie heute zu den gefährdeten Arten. Die immer intensivere Landwirtschaft vertreibt die Feldlerche aus Feld und Flur. Die Bodenbrüterin findet dort kaum noch Nistplätze und zu wenig Nahrung. Würde sie die Publikumswahl 2021 gewinnen, wäre das der dritte Titel für sie: Die Feldlerche war 1998 und 2019 bereits Vogel des Jahres.

Rauchschwalbe
Rauchschwalbe Foto: IMAGEBROKER/ PRESSLAND
Rauchschwalbe
Foto: IMAGEBROKER/ PRESSLAND

Ob sie’s schafft? Das wird am 19. März feststehen. Bis dahin können Naturfreunde nicht nur ihrem Lieblingskandidaten eine Stimme geben, sondern auch in den Wahlkampf einsteigen. Ein eigenes Team gründen, einem bestehenden beitreten, Wahlplakate runterladen und über Social-Media-Kanäle mit Freunden teilen – auf der Internetseite bietet der Nabu so einige Features, die Spaß machen und scheinbar ganz nebenbei dafür sorgen, dass das Augenmerk auf das eigentliche Anliegen der Aktion gelenkt wird: Menschen für die Natur zu begeistern und sie zu motivieren, im Rahmen ihrer Möglichkeiten dazu beizutragen, Arten und ihre Lebensräume zu erhalten. (GEA)

 

www.vogeldesjahres.de

Rotkehlchen
Rotkehlchen Foto: Gea
Rotkehlchen
Foto: Gea