TROCHTELFINGEN-WILSINGEN. Wer am Samstagabend zum traditionellen Schlangafangerball nach Wilsingen kam, der musste sich warm anziehen. Denn wie in jedem Jahr stand Lokalkoloritt im Mittelpunkt des über vierstündigen Programms, und es gab kaum einen Bürger, der hier nicht auf die Schippe genommen wurde. Doch genau das macht den Charme der Wilsinger Fasnet aus.
Jung und Alt bringen sich in der Wilsinger Fasnet ein, halten das ganze Jahr über Augen und Ohren offen, um dann alle Missgeschicke und Verfehlungen genüsslich beim Ball aufs Korn zu nehmen. Stimmungsvoll eröffnete die Lumpenkapelle den Schlangafangerball im närrisch geschmückten Dorfgemeinschaftshaus, bevor sich eine große Kinderschar in Arbeitshosen am großen Bauernstammtisch versammelte, um dem Ortsgeschehen des vergangenen Jahres ihren Stempel aufzudrücken. Der Narrensamen nahm den Wechsel an der Ortsvorsteherspitze aufs Korn und zog jene durch den Kakao, die sich schöne Christbäume in den Garten und hässliche ins Haus stellten, weil sie da ja niemand zu Gesicht bekommen hat und »d’Leit noch nix zom Schwätza hand«. Immer mittendrin im Ortsgeschehen ist auch Doris Uhland, die unter dem Motto »Eine Zurückgebliebene« als »domms Mädle« kein Blatt vor den Mund nahm und über den Ort und über die ganze Welt lästerte. Gern gesehene Gäste auf der Ball-Bühne sind Jahr für Jahr die Reigschmeckte. Sie produzierten als Hühner ein großes Gegackere, legten dem einen oder anderen Bürger ein ordentliches Ei ins Nest und verbreiteten beste Laune unter den bunt verkleideten Zuschauern.
»Hm, halt au ebbes« – so hatten die Zipfelklatscher vom Bauwagen ihren Auftritt angemeldet. Schlangafanger-Vorstand Ruben Hölz wusste selbst vor Beginn der Veranstaltung noch nicht, was dabei aufs Publikum zukam. Doch die Überraschung der jungen Männer gelang aufs Beste, auch wenn sie wieder einmal bei ihrem Sketch vollständig auf einen Text verzichteten. In der für sie typischen Langsamkeit überquerten sie mehrmals als alte Leute die Straße und fabrizierten damit ein Verkehrschaos.
Die Helden sind eine echte Institution, auch wenn sie bis vor ein paar Jahren noch deutlich älter waren. Einst zogen ihre Väter über die ganze Bevölkerung her, jetzt sind Frank Schmid, Dominik Schmid, Robin Schmid und Marco Haimerl in deren Fußstapfen getreten und eifern ihren Vorbildern gekonnt nach.
Doch nicht nur die Dorflästerei ist jedes Jahr ein fester Bestandteil des Balls, auch schöne Tänze gibt es immer zu sehen. So wie von der Tanzgruppe 2090er, die Sequenzen aus dem Film »Suicide Squad« sehenswert darbot, während Schlangenfanger die Bühne mit einem kraftvollen Maskentanz eroberten. Tanzmädels aus Oberstetten, die jedes Jahr den Wilsinger Ball bereichern, präsentierten eine tolle Show rund um das Thema Harry Potter.
»An Akteuren fehlt es uns nie, manche entscheiden sich noch ganz spontan ein paar Wochen vor dem Ball. Das ist bei uns gar kein Problem«, sagte Ruben Hölz angesichts des gelungenen Programms, das nicht nur Wilsinger Bürger, sondern auch befreundete Narren aus der Umgebung begeisterte. (in)