ENGSTINGEN. Viele Menschen hoffen, zeitlebens in den eigenen vier Wänden wohnen zu können und keine Hilfe von Angehörigen oder gar Fremden zu benötigen. Dass dies leider nicht immer so ist, zeigen die Statistiken. »Unsere Mitarbeiter betreuen zurzeit etwa 650 Patienten in unserem Einzugsbereich, der von Engstingen über Sonnenbühl und Trochtelfingen bis nach Hayingen reicht, die Tendenz ist steigend und die Nachfrage sehr hoch«, führt Klaus Stuhlmüller, Geschäftsführer der 1979 gegründeten Sozialstation St. Martin, aus.
Um der Öffentlichkeit einen Einblick in das vielfältige Angebot zu geben und gleichzeitig das neue Domizil vorzustellen, hatte die Organisation gestern ihre Pforten geöffnet. Nach dem von Pfarrerin Hanna Bader und Pfarrer Wolfgang Jäger zelebrierten ökumenischen Gottesdienst in der St. Martinskirche zogen die Gemeindeglieder und Besucher trotz Regenwetter in einer kleinen Prozession zur Sozialstation.
Neue Pflegegruppe in Undingen
»Seit 42 Jahren sorgt die Sozialstation für die Pflege und Betreuung unserer Bürger«, blickte Samir Halabi, zweiter Vorsitzender des Kirchengemeinderats, kurz in die Historie zurück. Vorher seien Pflegebedürftige von Ordensschwestern unterstützt worden. Weil die aber leider immer weniger worden seien, sei die Notwendigkeit für eine neue Organisation entstanden. Die konnte aber erst nach einem langen Entscheidungsprozess, und nachdem der damalige Pfarrer Anton Scheible beschlossen hatte, dass die katholische Kirchengemeinde St. Martin die Trägerschaft übernimmt, außerdem mit den anderen kirchlichen Gemeinden und bürgerlichen Kommunen Abmangelvereinbarungen geschlossen wurden, tatsächlich geschaffen werden. »Das war das erste ökumenische Projekt auf der Alb«, betonte Halabi.
Stuhlmüller zeigte die Leistungen der Sozialstation auf, von Pflege und hauswirtschaftlicher Versorgung bis zu Betreuungsgruppen und verriet den Besuchern, dass ab 1. Oktober zusätzlich eine neue Pflegegruppe im Gesundheitszentrum in Sonnenbühl-Undingen geschaffen werde. Er freue sich sehr, dass für die Nachbarschaftshilfe 20 neue Helfer gewonnen werden konnten, betonte der Geschäftsführer. »Trotzdem suchen wir natürlich immer Menschen, die dieses ehrenamtliche System mitgestalten wollen.«
Die Sozialstation habe derzeit einen Umsatz von rund 2,2 Millionen Euro und 39 Mitarbeiter, wobei diese Zahl glücklicherweise ständig wachse. Durch den Einsatz von Handys könne das Personal die Datenerfassung von Patienten auf moderne Art ausführen. »Wir wollen die Sozialstation fit für die Zukunft machen, um die steigende Nachfrage bedienen zu können«, erklärte Stuhlmüller, dass dafür auch die Ausbildung in diesem Bereich gestärkt oder attraktive Löhne bezahlt werden müssten, um die Leistungsfähigkeit dauerhaft bieten zu können.
Weil die Mitarbeiter »das christliche Gebot der Diakonie und Nächstenliebe täglich nicht nur ausführen, sondern tatsächlich auch leben, weil es für sie nicht nur ein Job ist, sondern Berufung«, zollten Stuhlmüller und Halabi ihren »hochengagierten Leuten« ein großes Lob und sagten Dankeschön.
Die Besucher konnten die Räume besichtigen, sich ihren Blutdruck oder Blutzucker messen lassen, Informationen einholen, von den Mitarbeitern gebackene Kuchen und Waffeln oder im Gemeindezentrum ein Mittagessen genießen. Dort sorgten zudem die Veteranenkapelle des Musikvereins Schwäbische Alb Musikanten Großengstingen sowie die Gruppe »Alb 7« für die Unterhaltung. Für Kinder gab es ein kleines Programm. (GEA)