GAMMERTINGEN. Mitten in der Coronakrise hat der Gammertinger Gemeinderat erstmals anstatt in einer öffentlichen Sitzung nun bei drei Themen konkrete Beschlüsse im Umlaufverfahren gefasst. Das teilt Bürgermeister Holger Jerg am Ende der von der Verwaltung gesetzten Umlaufbeschlussfrist mit.
Die ursprünglich für Dienstag, 31. März, geplante Gemeinderatssitzung war abgesetzt worden. »Nur in wirklich dringenden Ausnahmefällen will ich vom Eilentscheidungsrecht Gebrauch machen«, erläutert Jerg. Stattdessen wurde das Umlaufverfahren gewählt. Beschlüsse kommen dabei nur zustande, wenn kein Gemeinderat dem Vorschlag der Verwaltung widerspricht.
- Sanierung der Laucherttalschule
Für die Sanierung am Gebäude 5 (ehemalige Realschule) der Laucherttalschule Gammertingen hat das Gremium per Umlaufbeschluss erste Arbeiten vergeben. Damit die Stadt nicht in das Risiko kommt, dass der Förderbescheid des Landes verfällt, musste bis Anfang April mit dem Projekt begonnen werden.
Die Ausschreibung einiger Gewerke hatte der Gemeinderat im Januar freigegeben – jetzt wurden die Arbeiten jeweils an den wirtschaftlichsten Bieter vergeben: Abbruch- und Rohbauarbeiten für rund 270 000 Euro, Elektroarbeiten für knapp 440 000 Euro, das Gewerk Heizung, Lüftung, Sanitär, Klima wird für knapp 425 000 Euro erledigt, der Blitzschutz für gut 5 000 Euro. Insgesamt sind damit bereits rund 1,14 Millionen des rund 6,3 Millionen Euro umfassenden Schulsanierungsprojektes vergeben. Bislang liegen die Kosten insgesamt rund 248 000 Euro unter der ursprünglichen Berechnung.
Ebenfalls zugestimmt haben die Räte der Umsetzung zusätzlicher energetischer Maßnahmen mit einem Volumen von 1,6 Millionen Euro, wofür die Stadt einen effektiven KfW-Bundes-Zuschuss von 27,5 Prozent in Anspruch nehmen kann.
- Kooperation beim Standesamt
Ein weiterer Umlaufbeschluss betrifft die interkommunale Zusammenarbeit der Standesämter im Laucherttal. Das Thema wurde in den Kommunen Neufra, Gammertingen, Hettingen und Veringenstadt wiederholt diskutiert. Dabei geht es nicht um die Zusammenlegung der vier Standesämter zu einem, sondern lediglich um die formale Möglichkeit, einander mit Standesbeamten auszuhelfen.
Der Neubestellung der Standesbeamten Kerstin Masuch und Ruth Bögle aus Hettingen, Michael Fröhlich aus Neufra und Saskia Reinberger aus Veringenstadt als neue weitere Verhinderungsvertreter im Standesamtsbezirk Gammertingen wurde zugestimmt. Die bisherigen Gammertinger Standesbeamten bleiben: als Verhinderungsstellvertreter Martin Fiedler, als Eheschließungs-Standesbeamte Bürgermeister Holger Jerg, Siegfried Hagg und Dominik Früh. Die Gammertinger Standesbeamtin Silke Heister wird Verhinderungsstellvertreterin in den drei anderen Gemeinden.
- Hilfe beim Start in den Beruf
Die Berufseinstiegsbegleitung für die Schüler der Werkrealschule und Realschule ist seit vielen Jahren an der Laucherttalschule Gammertingen ein wertvolles Angebot, mit dem junge Menschen auf dem Weg von der Schule in die Berufsausbildung begleitet werden. Die Jugendlichen werden dabei unterstützt, einen Schulabschluss zu erwerben, sich beruflich zu orientieren, sich um einen Ausbildungsplatz zu bewerben und sich in der ersten Zeit in der Ausbildung zurecht zu finden.
Derzeit gibt es an der Laucherttalschule Gammertingen zwei Berufseinstiegsbegleiter, kurz »BerEbs«. Schüler der Klasse 8 der Werkrealschule sowie auch Schüler der Klasse 9 der Realschule (die an der Realschule ihren Hauptschulabschluss ablegen) können sich um einen Platz in der Berufsbegleitung bewerben.
Um das bewährte Angebot zu sichern, steigt jetzt nach dem Auslaufen von Fördermitteln des Bundes die Stadt Gammertingen in die Mitfinanzierung ein. Fünfzig Prozent der Kosten trägt weiterhin die Agentur für Arbeit, neu mit im Boot ist das Land mit 25 Prozent. Der Stadt bleibt damit ebenfalls ein Anteil von 25 Prozent.
Der Schulleiter der Laucherttalschule, Klaus Minsch, hatte vorbereitend erhoben, wie der konkrete Bedarf in den kommenden beiden Schuljahren sein wird (jeweils sechs Schüler). Minsch hatte außerdem mit der Agentur für Arbeit den möglichen städtischen Anteil abgeklärt. Dieser beträgt 2020 noch 900 Euro, 2021 insgesamt 12 150 Euro und 2022 noch 2 700 Euro, insgesamt also 15 750 Euro. Um die Fristen einzuhalten, haben Schulleitung und Stadtverwaltung vorsorglich eine Bedarfsanmeldung an die zuständige Agentur für Arbeit weitergeleitet. Die Kofinanzierungszusage des Schulträgers muss bis spätestens 6. Mai vorliegen. Die Berufseinstiegsbegleitung im Land wird dann EU-weit ausgeschrieben. Der Start der neuen Runde ist zum 1. Oktober vorgesehen.
Gammertingens Gemeinderat hat im Umlaufverfahren die städtische Beteiligung in den kommenden beiden Schuljahren einmütig gebilligt. Außerdem wurde die Verwaltung ermächtigt, zusammen mit der Schulleitung eine verbindliche Kofinanzierungszusage an die Agentur für Arbeit abzugeben. (fm)