Logo
Aktuell Infrastruktur

Engstinger Räte für Ausbau der Bahnstrecke nach Gammertingen

Der Engstinger Gemeinderat begrüßt einhellig den Ausbau der Bahnstrecke nach Gammertingen. Die Kommune muss 70 000 Euro Eigenanteil beisteuern

Zwischen der Bahnschiene und dem Engstinger Schulzentrum (im Hintergrund) liegen nur ein paar Schritte.  FOTO: BAIER
Zwischen der Bahnschiene und dem Engstinger Schulzentrum (im Hintergrund) liegen nur ein paar Schritte. FOTO: BAIER
Zwischen der Bahnschiene und dem Engstinger Schulzentrum (im Hintergrund) liegen nur ein paar Schritte. FOTO: BAIER

ENGSTINGEN. Die Entwicklung von Verkehrsinfrastruktur ist normalerweise eine Sache von Jahrzehnten. Nicht so in Engstingen. Dort kommt das Schienenausbau-Projekt sehr sportlich voran. Im Sommer vergangenen Jahres hatte das Landesverkehrsministerium Pläne für die Reaktivierung der Bahnstrecke von Engstingen nach Gammertingen für den Schülerverkehr bekannt gegeben. Am Mittwochabend stimmte der Gemeinderat geschlossen für das Vorhaben. Noch in diesem Jahr soll der Ausbau beginnen. Spätestens Ende 2019, so ist geplant, pendeln die ersten Schülerzüge.

»Das ist fast, wie vor 125 Jahren als die Eisenbahn auf die Alb kam«, freute sich Bürgermeister Mario Storz über die »große Chance« für seine Gemeinde: ein durchgehender Zugverkehr von Münsingen nach Gammertingen mit Anschlüssen ans überregionale Schienennetz. Und irgendwann auch die Verbindung zur geplanten Regionalstadtbahn nach Reutlingen. Das ist seine Vision vom Bahn-Knotenpunkt. »Eine echte Perspektive für die Mobilität im ländlichen Raum.«

Halt am Schulzentrum

Im Rahmen einer Bürgerinfoveranstaltung hatte die SWEG Schienenwege GmbH, Betreiberin der Strecke und Rechtsnachfolgerin der Hohenzollerischen Landesbahn (HzL), kürzlich über das Verkehrsprojekt ausführlich informiert (der GEA berichtete). Vorgesehen sind Ausbaumaßnahmen an den Bahnsteigen in Kleinengstingen und Haidkapelle sowie der Neubau einer Haltestelle beim Schulzentrum in Großengstingen. Bestehende Bahnsteige, die bislang nur Ausflugsverkehr zu bewältigen hatten, müssten an die Erfordernisse des Schülerverkehrs angepasst werden, erläuterte Markus Remmel von der SWEG.

Die Gesamtkosten der Maßnahmen sind derzeit auf knapp 570 000 Euro geschätzt. Den Löwenanteil finanzieren das Land über Fördermittel und die SWEG. Auch der Landkreis hat seine Beteiligung zugesichert. Die Eigenbeteiligung der Gemeinde ist mit rund 70 000 Euro beziffert. Die Kosten für den Ausbau der Haltestelle Haidkapelle würden vom Zweckverband Gewerbepark Haid getragen, informierte der Bürgermeister. Die Finanzierung ist für Storz insgesamt »ein gutes Ergebnis«. Er verwies darauf, dass die Gemeinde in der Vergangenheit bereits rund 387 000 Euro zur Sicherung der Bahnübergänge investiert hatte.

Die Arbeiten an den Bahnsteigen in Kleinengstingen und Haidkapelle sollen noch in diesem Jahr starten. Der Neubau der Haltestelle in Großengstingen kann frühestens im kommenden Jahr beginnen, weil erst die Förderzusage abgewartet werden muss. Der neue Haltepunkt liegt beim Bahnübergang Silcherstraße und wenige Hundert Meter vom Schulzentrum entfernt. Auf Höhe der geplanten Station befindet sich eine Bushaltestelle, wo die Schüler bequem umsteigen können. Auch eine Fußgängerampel ist bereits vorhanden.

Hausaufgaben für Gemeinde

Aus der Bürgerinfoveranstaltung vor einer Woche hatte die Gemeindeverwaltung »Hausaufgaben« in Form von ungeklärten Detailfragen mitbekommen: Im Hinblick auf die bestehenden Kanäle im Bereich des neuen Bahnsteiges Großengstingen soll eine Kamerabefahrung Aufschluss über den Zustand der Rohre bringen, bevor der Bau beginnt. Geklärt sind auch Winterdienst und Instandhaltung der Bahnsteige, die übernimmt die Betreiberin der Strecke, die SWEG.

Innerorts mit dem Zug

Zu den möglichen Auswirkungen der reaktivierten Bahnstrecke auf den Busverkehr nach Gammertingen kündigte Remmel an, »es wird keine Verschlechterung geben«. Lediglich einzelne, über den Tag verteilte Verstärkerfahrten der Linie 400 würden wegfallen, so der SWEG-Geschäftsführer.

Der Gemeinderat war in der Vergangenheit mehrfach über den Infrastrukturausbau und den Stand der Planung in nicht öffentlicher Sitzung informiert worden. Einstimmig begrüßte das Gremium die Reaktivierung der Bahnstrecke. »Diese Investition sollten wir unbedingt machen«, sagte Samir Halabi. Tronje Marquardt freute sich über die Möglichkeit, künftig auch von Klein- nach Großengstingen mit dem Zug zu fahren.

Im Hinblick auf die freie Schulwahl wertete Gemeinderätin Marianne Herter das Projekt als »sehr positiv«. Gut, dass die Engstinger Kinder in Zukunft verkehrsgünstige Alternativen zum Pfullinger Gymnasium hätten, pflichtete der Bürgermeister bei. (GEA)