SONNENBÜHL. Die Kinderbetreuung in Kindergarten und -krippe ist ein Zuschussgeschäft. Für die Gemeinde Sonnenbühl bedeutet das, dass sie jedes Jahr 1,3 Millionen Euro dafür investiert. Die Elternbeiträge decken nur etwa elf Prozent der Kosten. Die werden nun nach einstimmigem Votum des Gemeinderats angepasst. Bürgermeister Uwe Morgenstern sprach von einer »moderaten Erhöhung«.
Sonnenbühl hat in den Ausbau der Kinderbetreuung kräftig investiert. Nicht nur in die räumliche Ausstattung. Der Zuschussbedarf ist immens. Seit dem Jahr 2012 hat er sich um circa 569 459 Euro gesteigert. Im Jahr 2018 lag er bei 735 935 Euro, 2018 bei etwa 1,3 Millionen Euro. »Sieht man nur die Zahlen, ist die Steigerung brutal«, sagte Gemeinderat Manuel Hailfinger. Zwar seien die Einnahmen gestiegen (von 2004 bis 2018 um circa 600 000 Euro), dem gegenüber stehen aber auch höhere Ausgaben – im gleichen Zeitraum um 1,3 Millionen Euro.
Start zum neuen Kitajahr
»Wir haben das Ziel, unsere Kinder bestmöglich zu betreuen, und das kostet Geld«, sagte Ulrich Leibfritz. Was die Verwaltung ausgearbeitet habe, sei keine Erhöhung ins Blaue hinein, machte er klar. Gängige Praxis sei es in Sonnenbühl seit Jahren, der gemeinsamen Empfehlung der Kirchen und kommunalen Landesverbände für die Kindergartenbeiträge zu folgen, bestätigte Bürgermeister Uwe Morgenstern. Die liegt bei 20 Prozent Deckungsgrad durch Elternbeiträge. Davon ist Sonnenbühl noch weit entfernt, auch nach der Erhöhung. Die Erhöhung soll bereits zum Kindergartenjahr 2019/2020 in Kraft treten, sodass sich der erst zwei Tage zuvor konstituierte Gemeinderat bereits am Donnerstagabend zu seiner ersten Arbeitssitzung traf.
Kontrovers wurde nicht diskutiert. Alle Wortmeldungen gingen in die gleiche Richtung: »Wir können in Sonnenbühl eine gute Qualität gewährleisten, aber die in Deutschland ständig steigenden Anforderungen kosten uns immer mehr Geld«, sagt Michael Dieth. Seit fünf Jahren haben Eltern einen Rechtsanspruch auf die Betreuung ihres Kleinkindes. Doch es fehlen immer noch zu viele Plätze in Deutschland. »Der Rechtsanspruch hat uns Probleme bereitet. Das wurde von oben bestellt, und wer bezahlt’s?«, fragte Ralf Stoll. »Wir bieten gute Qualität in Sonnenbühl«, aber er fordert mehr Entlastung der Kommunen durch Bund und Land. Beitragsfreie Kita – das empfinden einige der Sonnenbühler Gemeinderäte als Augenwischerei und Blendwerk. Denn auch die muss bezahlt und gegenfinanziert werden. Etwa über Steuererhöhungen. Alle zahlen also, »verursachergerecht« ist das nicht. »Kostenlos gibt’s nicht«, sagte Ulrich Leibfritz.
Zumal Fachkräfte und Platz benötigt werden. Darauf machte Markus Maier aufmerksam und fragte zur Situation in Genkingen nach. Das Kinderhaus Mäusenest sei »voll«, sagte er. Neun Familien könne es im kommenden Kindergarten Jahr treffen, an einen anderen Ort auszuweichen. Bürgermeister Uwe Morgenstern bestätigte, dass es in Genkingen einen Engpass gebe, Sachgebietsleiterin Kerstin Raach erklärte, dass »wir mit allen betroffenen Familien ins Gespräch gehen werden«, um eine Lösung zu finden. Probleme könnten in Zukunft eventuell auch in Willmandingen durch das geplante Neubaugebiet entstehen.
Zu Erhöhung der Elternbeiträge sagte Bernd Pfeiffer noch: »Eine Gebührenerhöhung ist immer unfein, aber deshalb erhöhen wir sie moderat, so ist es vertretbar.« Der gesamte Gemeinderat stimmt so der Beschlussvorlage einstimmig zu. (GEA)
DIE GEBÜHREN IN SONNENBÜHL
Das müssen Eltern für die Betreuung ihrer Kinder zahlen
Für ein Kind in einer Regelgruppe Ü3 müssen Eltern mit einem Kind künftig 128 Euro zahlen (vorher 124 Euro). Für die Betreuung der unter dreijährigen Kinder in der Regelgruppe werden die doppelten Kindergartenbeiträge erhoben wie für die drei- bis sechsjährigen Kinder. Für das Modell mit verlängerten Öffnungszeiten wird wie bisher ein Zuschlag von zehn Prozent vom Beitrag für den Regelkindergarten erhoben. Für Ganztagsgruppen (Ü3) zahlen Eltern von einem Kind künftig 174 Euro (vorher 169 Euro).
Für die Kinderkrippe gibt es Modelle mit buchbaren fünf, vier oder drei Tagen Betreuung. Hier sieht die Gebührenerhöhung folgende Sätze für ein Kind in der Familie vor: fünf Tage 376 Euro (vorher 365 Euro), vier Tage 326 Euro (vorher (317 Euro), drei Tage 277 Euro (vorher 269 Euro).
Weiterer Beschluss: Der Gemeinderat hat sich einstimmig dafür ausgesprochen, dass Eltern das Geld für Getränke/Verpflegung in den Kindergärten nicht mehr bar bezahlen, sondern es mit dem Elternbeitrag eingezogen wird. Die Abgabe ist nun auch vereinheitlicht: zwei Euro pro Monat und Kind im Kindergarten, in der Krippe 20 Euro bei fünf Tagen, 16 Euro bei vier Tagen und zwölf Euro bei drei Tagen. (cofi)