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Aktuell Gomadingen

Eine glatte Eins zum Abschied

Nach 17 Jahren, davon sechs als Rektorin, wechselt Daniela Halder von Gomadingen nach Betzingen.

Gehen bald mal zusammen ins Stadion: Klemens Betz und Daniela Halder sind beide Bayern- Fans, vom Bürgermeister gab’s für die Re
Gehen bald mal zusammen ins Stadion: Klemens Betz und Daniela Halder sind beide Bayern- Fans, vom Bürgermeister gab’s für die Rektorin VIP-Tickets zum Abschied. FOTO: SCHRADE
Gehen bald mal zusammen ins Stadion: Klemens Betz und Daniela Halder sind beide Bayern- Fans, vom Bürgermeister gab’s für die Rektorin VIP-Tickets zum Abschied. FOTO: SCHRADE

GOMADINGEN. Da floss die eine oder andere Träne: Die Schulversammlung am letzten Tag vor den großen Ferien stand in Gomadingen ganz im Zeichen des Abschieds. Tschüss sagten nicht nur die Viertklässler, für die an den weiterführenden Schulen ein neuer Lebensabschnitt beginnt, sondern auch zwei Frauen aus dem Lehrerkollegium. Für eine von ihnen, Ursula Stäbler, endete gestern ein erfülltes Berufsleben: Nach 24 Jahren an der Sternbergschule ist sie fortan »i.R.«, was vielleicht »intensives Rocken« oder auch »im Recht« (sind Lehrer immer), vor allem aber »im Ruhestand« bedeutet.

Die Frau, die die Grundschüler samt Eltern und Gästen mit diesem launigen Wortspiel unterhielt, sagte gestern selbst Adieu: Daniela Halder war 17 Jahre an der Sternbergschule, davon sechs als Rektorin. Zum neuen Schuljahr übernimmt sie die Leitung der Friedrich-Hoffmann-Gemeinschaftsschule in Reutlingen-Betzingen. Isabell Schmid, Konrektorin an der Grund- und Werkrealschule St. Johann, wird die Sternbergschule im kommenden Schuljahr kommissarisch führen.

Wandel an der Schule mitgestaltet

Die Gomadinger Grundschulkinder, das wurde in der Schulversammlung mehr als deutlich, mochten ihre Lehrerin Ursula Stäbler und ihre Rektorin Daniela Halder sehr gerne. Die Rhythmus- und die Tanzgruppe hatten Beiträge vorbereitet, selbst verfasste Reden wurden gehalten und eigens getextete Lieder gesungen. Für Ursula Stäbler klingelt der Wecker künftig morgens nicht mehr ganz so früh – da hat sie sicher genügend Zeit, auf dem Kissen, bestickt mit den Namen ihres letzten Jahrgangs, von ihren Schülern zu träumen.

»Ich war sehr gerne hier – auch weil man alle Kinder mit Namen kennt«, sagte Ursula Stäbler. Die Vorzüge einer kleinen Schule mit 75 Schülern und neun Kollegen auf dem Land wusste auch Daniela Halder zu schätzen, die es nun an die große Schule mit über 500 Kindern in die Stadt zieht. Nicht, weil es ihr in Gomadingen nicht mehr gefällt, sondern weil die 47-Jährige noch einmal eine neue Herausforderung annehmen will: »Wie sagt man doch: Man soll gehen, wenn’s am schönsten ist.«

Daran, dass es an der kleinen Schule so schön ist, hat Daniela Halder ihren Anteil, wie Bürgermeister Klemens Betz in seiner Rede hervorhob. »Sie haben die Schule in aufregenden Zeiten übernommen«, wandte er sich an die Rektorin. Begriffe wie Gemeinschafts- und Ganztagsschule brachten frischen Wind in die Bildungslandschaft, die verbindliche Grundschulempfehlung fiel weg – und mit ihr der Hauptschulzweig in Gomadingen. Dafür zogen die Kindergartenkinder ein, aus der Grund- und Hauptschule wurde ein Kinderhaus.

Darauf, dass es die Sternbergschule unter Halders Regie in den Kreis der Biosphärenschulen und damit in ein Pilotprojekt geschafft hat, ist Betz genauso stolz wie auf die soziale Komponente. 250 Geflüchtete lebten zu Spitzenzeiten im ehemaligen Feriendorf, »die Kinder wurden problemlos in der Schule integriert«, so Betz, der auch an Kooperationsprojekte im Seniorenbereich erinnerte. »Geradlinigkeit, gute Nerven und vor allem sehr viel Menschlichkeit«: Das zeichne die Rektorin aus, für die es ausnahmsweise auch ein Zeugnis zum Schuljahres ende gab. Betz verteilte »eine glatte Eins« und zwei Karten fürs Stadion obendrauf – wahlweise für den VfB Stuttgart oder den FC Bayern.

Sportlich, adrett und nett

Die Kinder, die abstimmen durften, welchen Umschlag Betz denn nun rausrücken sollte, wussten ganz genau, für welchen Verein das Fußball-Herz ihrer sportbegeisterten Rektorin schlägt: Sie ist, wie der Bürgermeister auch, ein großer Fan der Bayern. Sport war und ist für die Schulleiterin nicht nur was zum Zugucken, sondern vor allem was zum Selbermachen. Den Kindern vermittelte sie, dass Bewegung Spaß macht – und durfte selbst in Marbach zum ersten Mal auf einem Pferd sitzen. Dass die kleine Schule den Anerkennungspreis des RP Tübingen für besonders bemühte Schulen bei »Jugend trainiert für Olympia« erzielt, ist auch ihr Verdienst. Kein Berg zu hoch, kein Weg zu zweit: »Sportlich ist sie allezeit«, modisch adrett und ziemlich nett obendrein, charakterisierten die Kinder ihre Schulleiterin in einem selbst getexteten Abschiedslied sehr treffend.

Ein von Musiklehrerin Karoline Markowitsch initiierter Flashmob rührte die Abschied nehmende Schulleiterin schließlich zu Tränen: Als Daniela Halder gerade mit ihrem Bilderrückblick auf die vergangenen 17 Jahre loslegen wollte, standen die Kinder plötzlich in kleinen Gruppen nacheinander auf und sangen ein Lied von Depeche Mode, ihrer Lieblingsband. (GEA)