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Diese drei Rietheimer fahren Rallye im alten Passat

Die drei Rietheimer Jan und Robin Griesinger und Torsten Notz nehmen am Pothole Rodeo 2024 teil.

Robin Griesinger (von links), Jan Griesinger und Torsten Notz vor ihrem wetterfroschgrünen Boliden.
Robin Griesinger (von links), Jan Griesinger und Torsten Notz vor ihrem wetterfroschgrünen Boliden. Foto: Steffen Wurster
Robin Griesinger (von links), Jan Griesinger und Torsten Notz vor ihrem wetterfroschgrünen Boliden.
Foto: Steffen Wurster

MÜNSINGEN-RIETHEIM. Mindestens 4.500 Kilometer in zwölf Tagen von Österreich aus in weitem Bogen bis fast zurück nach Kroatien in einem Auto, das nicht mehr als 500 Euro gekostet haben darf - auf Jan und Robin Griesinger und Torsten Notz kommt ab dem 14. Juli einiges zu. Die drei Rietheimer nehmen am Pothole Rodeo teil, einer etwas anderen Rallye, mit wenig Technik, aber dafür viel Schotter.

Bald geht's los, das Fahrzeug läuft und hat erste Probefahrten erfolgreich hinter sich gebracht. Jetzt stehen noch Kleinigkeiten an, etwa das Pickerl für die Anfahrt auf österreichischen Autobahnen besorgen. Danach wird keine Maut mehr bezahlt, Autobahnen sind bei dieser Rallye tabu.

Das Pothole Rodeo hat seine besonderen Regeln. Gestartet wird in drei seltsamen Klassen: bis 50 PS, mit mehr als 500.000 Kilometern auf dem Kilometerzähler oder in der bis 500-Euro-Kaufpreis-Klasse. Das Rietheimer Team hat sich für die 500-Euro-Variante entschieden, die fünf grünen Scheine haben für einen Passat Baujahr 1996 gereicht. Der VW ist zwar älter als seine Piloten, mit 184 PS und Allrad ist der Syncro aber durchaus rallyetauglich und frisch foliert auch vorzeigbar. »Der geht schon gut, hat aber ziemlich Durst«, bilanziert Torsten Notz.

Der Platz des Navigators, gefahren wird mit Karte und Kompass.
Der Platz des Navigators, gefahren wird mit Karte und Kompass. Foto: Steffen Wurster
Der Platz des Navigators, gefahren wird mit Karte und Kompass.
Foto: Steffen Wurster

Dass es solche Rallyes gibt, wussten die drei und beschlossen: »So was wollen wir auch machen«. Neue Ziele, Land und Leute kennenlernen, ein bisschen Abenteuer - das hat sie gereizt. Mit der Familie geht es ja eher in die Nachbarländer, weiß Robin Griesinger, der gar nicht so ferne Osten ist Neuland. Der Veranstalter gibt ein paar Regeln vor, wie die Tour letztlich aussehen wird, liegt aber bei den Fahrern. Alle zwei Tage muss ein Checkpoint passiert werden, dazwischen schlägt das Tourbuch Hotspots vor - eine idyllische Altstadt, Überbleibsel aus der kommunistischen Ära oder Naturschönheiten. Welchen Schlenker genommen wird, entscheidet das Trio, im Zweifel der Navigator, der auf dem einen verbliebenen Rücksitz Platz nimmt. Neben ihm ist Raum für den Kartentisch, denn Navis oder Google Maps sind tabu. Der Kompass hängt an der Windschutzscheibe dort, wo sonst das Handy klebt. »Aber wenn der Scheibenwischer läuft, zeigt er immer Richtung Norden«, hat Jan Griesinger ausklamüsert, er hofft auf trockenes Wetter.

Zwei Jahre in der Hecke

Ein passendes Vehikel zu finden, war gar nicht so einfach, ein Feuerwehrkamerad hat sich zum Glück an seinen Passat erinnert, der stand »ungeliebt zwei Jahre in der Hecke«. Alle Standschäden wurden beseitigt, am nervenaufreibendsten war die schwächelnde Elektrik. Mittlerweile funktioniert auch die, der Passat scharrt mit seinen Hufen. Die erste längere Testfahrt ging nach Regensburg, ausgerechnet am Hochwasserwochenende. Der grüne VW scheint etwas von einem Wetterfrosch zu haben. »Wir haben am einzigen Fluss übernachtet, der nicht über die Ufer trat«, lobt Jan Griesinger. Bewährt hat sich neben dem Wetterfrosch auch der Übernachtungs-Pavillon, in dem die Ladeklappe Platz hat.

Viel Luxus gibt's nicht, alles ums Auto rum ist selbst gebaut - »aus allem, was so rumlag« -, vom Dachgepäckträger und dem Unterbodenschutz über die tourengerechte Innenausstattung bis zu nützlichen Features wie Zusatzscheinwerfern. Ein Kühlschrank ist jetzt drin, Kaffeebecherhalter und ein CB-Funk - man weiß ja nie, wie es mit der Netzabdeckung so steht. Und der Syncro wird schon halten, da sind die drei zuversichtlich.

Start ist in Deutsch Goritz in der Steiermark. Dort sammeln sich die knapp 50 Teams zur Akkreditierung am Samstagabend, am Sonntagmorgen ist um 7 Uhr Fahrerbesprechung, dann geht es los. Die Kolonne sollte sich schnell auflösen: »Es gibt viele Hotspots. Wer wo hin will, weiß vorher niemand. Man wird sich immer wieder begegnen, aber nicht hintereinander herfahren«, schätzt Robin Griesinger. Wenn's passt, bilden sich Teams, wenn nicht, sind drei Rietheimer zusammen ja nie allein. Nur ein Hotspot ist Pflicht: der Transfagara?an Highway in Rumänien, die vielleicht schönste Passstraße Europas.

Der Kühlschrank wird gute Dienste leisten.
Der Kühlschrank wird gute Dienste leisten. Foto: Steffen Wurster
Der Kühlschrank wird gute Dienste leisten.
Foto: Steffen Wurster

Es muss ja nicht alles zu hundert Prozent klappen, Sieger gibts beim Rodeo nicht. Das Ziel Nummer eins ist: ankommen. Dazwischen steht das Abenteuer, das Kennenlernen fremder Länder abseits ausgetretener Vollpensionspfade, im Vordergrund. Der eine oder andere Werkstattbesuch schadet in der Bilanz also nicht. Für den Besuch der Hotspots - Ziel Nummer zwei - gibts Extra-Punkte, außerdem für besondere Aktionen. Es bessert zum Beispiel das Punktekonto auf, einem Straßenarbeiter für eine Stunde die Arbeit abzunehmen, während der mit einem spendierten kühlen Getränk im Klappstuhl sitzt. Ziel Nummer drei ist der gute Zweck. Die Rietheimer haben sich dafür entscheiden, mit ihrer Teilnahme das Projekt »Kind sein dürfen« und dadurch ein Kinderheim in Albanien zu unterstützen. Das Heim ist auch einer ihrer Hotspots, sie wollen dort persönlich ein paar Kleinigkeiten, Schokolade, Stifte oder Malblöcke, abgeben.

Am 25. Juli endet die Reise

Am 14. Juli macht sich der VW mit dem Kennzeichen RT-BO 815 auf den Weg, an den Seiten prangen die Namen der Fahrer und die Startnummer 184 für die PS, die der Senior mal hatte. Von der Steiermark geht's über Ungarn, Rumänien und Bulgarien nach Thessaloniki in Griechenland. Von dort wieder nordwärts durch Nordmazedonien, Albanien, den Kosovo, Montenegro, Bosnien-Herzegowina zum Ziel in Kroatien. Wo genau die Reise am 25. Juli endet, wird erst kurz vor der Ankunft bekanntgegeben. Den drei Musketieren kann man auf Instagram unter »Two and a half Schwaben« folgen. Spenden für das Projekt »Kind sein dürfen« laufen über den Veranstalter Backroadclub ( www.backroadclub.com/charity.1217.html) und die Eingabe der Startnummer »184«. Das Trio würde sich freuen. (GEA)