MÜNSINGEN. Den Vorschlag der AfD zur Wiederaufnahme der militärischen Nutzung des ehemaligen Truppenübungsplatzes Münsingen bezeichnen die Bundestagsabgeordnete Beate Müller-Gemmeke und die Landtagsabgeordnete Cindy Holmberg, beide Bündnis 90/Die Grünen, als absurd und irritierend. Der ehemalige Truppenübungsplatz sei seit 2005 aufgelöst und heute Herzstück des 2009 von der Unesco anerkannten Biosphärengebiets Schwäbische Alb.
Die AfD-Fraktion im Regionalverband Neckar-Alb hatte beim Verbandsvorsitzenden Eugen Höschele die Widmung des Gutsbezirks Münsingen als Gelände für militärische Übungen beantragt (der GEA berichtete). Die AfD wolle dafür sorgen, dass die Angelegenheit im Innenausschuss des Landtages behandelt wird, hieß es bei einem Treffen der AfD-Fraktion im Regionalverband zuletzt im April.
Die Grünen-Politikerinnen Beate Müller-Gemmeke und Cindy Holmberg reagieren nun auf diese Idee. Das Gebiet stehe unter Denkmalschutz, und die gesamte Fläche ist ausgewiesenes FFH-Gebiet und Vogelschutzgebiet. Seit 2015 entstehe auf dem Gebiet Altes Lager mit dem Albgut ein einzigartiges, nachhaltiges und touristisches Leuchtturmprojekt.
Vorbei an der Realität
»Eine Reaktivierung des Truppenübungsplatzes hätte deshalb nicht nur negative Folgen für den eng verwobenen Landschafts- und Lebensraum«, erklärt Müller-Gemmeke. »Sie würde auch sämtliche Bemühungen gefährden, die Region ökologisch nachhaltig und touristisch weiterzuentwickeln.«
Mit der Wiederaufnahme der militärischen Nutzung würde auch die erneute und heute überreichte Unesco-Anerkennung des Biosphärengebietes infrage stehen. So ein Vorschlag sei völlig aus der Zeit gefallen und ignoriert sämtliche Realitäten.
Die Idee sei schlicht abwegig, erklären die Abgeordneten. "Die Forderung ist ein durchschaubares PR-Manöver der AfD", so Cindy Holmberg. Das Land habe der Bundeswehr verschiedene Standorte vorgeschlagen. Diese werden vom Bund geprüft. "Bei uns in der Region sind sich alle beteiligten Akteure darüber einig, dass eine militärische Nutzung des ehemaligen Truppenübungsplatzes Münsingen völlig inakzeptabel ist.
Das liegt auch daran, dass der ehemalige Schießplatz auf der gesamten Fläche stark mit Kampfmitteln belastet ist. Die Fläche müsste vollständig entmunitioniert werden, um dort Fallschirmspringer abspringen zu lassen. Ohne eine Beseitigung der Kampfmittel wären die Gefahren für Leib und Leben der Soldaten schlicht zu hoch. Der Aufwand bis zur Entmunitionierung der Fläche wäre sehr hoch und für den Bedarf der Bundeswehr kaum zielführend." (p)