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Besucherandrang auf der Alb eher verhalten

Sonnenbühler Ausflugsziele sind wieder geöffnet, verzeichnen aber nur etwa ein Drittel des normalen Geschäfts

Vorbildlich mit Mund-Nasen-Schutz: Joachim Eissler hinter der Scheibe an der Kasse der Nebelhöhle, die Besucher davor.
Vorbildlich mit Mund-Nasen-Schutz: Joachim Eissler hinter der Scheibe an der Kasse der Nebelhöhle, die Besucher davor. Foto: Ottmar Leippert
Vorbildlich mit Mund-Nasen-Schutz: Joachim Eissler hinter der Scheibe an der Kasse der Nebelhöhle, die Besucher davor.
Foto: Ottmar Leippert

SONNENBÜHL. Pfingsten ist nicht nur ein kirchliches Fest. Das lange Wochenende lädt auch zu Unternehmungen ein. Weil das Wetter in diesem Jahr mitspielte und weil die Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie in der vergangenen Woche deutlich gelockert wurden, haben sich am Sonntag und Montag beachtlich viele Ausflügler zu Fuß, mit dem Fahrrad oder im Auto aufgemacht zu den Ausflugszielen der Alb. Die Parkplätze auf der Sonnenbühler Gemarkung waren voll, angereist waren – laut Autokennzeichen – Besucher vom Stuttgarter Raum ebenso wie vom Bodensee oder aus dem Schwarzwald.

Schon am Pfingstsonntag stand beim Parkplatz des Freizeitparks Traumland nahe Erpfingen, das nach zwei Monaten kompletten Stillstands endlich wieder besucht werden konnte, ein großes Schild mit der Aufschrift: »Heute und morgen ausverkauft – ohne vorherige Anmeldung kein Zugang!« Volles Haus also bei Gastronomen und Betreibern der möglichen Anlaufstellen? »Es sieht vielleicht nach großem Andrang aus, ist es aber beileibe nicht: Wir haben höchstens ein Drittel der üblichen Pfingstbesucher«, bilanziert Ines Ehe.

Kein Wunder, denn die seit März geltende Abstandsregel hat weiterhin Bestand und die Betreiberin des Freizeitsparks möchte ihren Gästen »auf jeden Fall ein sicheres Ausflugsziel« anbieten, weshalb die Besucherzahl von vornherein beschränkt wurde: Eintrittskarten mussten im Vorfeld online bestellt werden. Wobei die digitale Abwicklung leider nicht immer reibungslos funktionierte: »Das ist sowohl für uns als auch für unsere Kunden weitestgehend Neuland«.

Einlass ins Traumland gibt es derzeit nur für Besucher, die ihre Eintrittskarten online bestellt haben. Viele Familien nutzten a
Einlass ins Traumland gibt es derzeit nur für Besucher, die ihre Eintrittskarten online bestellt haben. Viele Familien nutzten am Pfingstwochenende gern dieses Angebot. Foto: Ottmar Leippert
Einlass ins Traumland gibt es derzeit nur für Besucher, die ihre Eintrittskarten online bestellt haben. Viele Familien nutzten am Pfingstwochenende gern dieses Angebot.
Foto: Ottmar Leippert

Endlich habe sie ihre Mitarbeiter wieder aus der Kurzarbeit zurückholen können, sagt Ines Ehe. Denn: »Wir benötigten etwa drei Wochen Vorlaufzeit, bis wir überhaupt öffnen konnten.« Weil die Hygiene besonders wichtig ist, muss das Personal Kontaktstellen an den Fahrgeschäften nach jedem Nutzerwechsel desinfizieren. Man merke deutlich, dass viele Besucher verunsichert und noch sehr vorsichtig seien, berichtet Ehe. »Risikogruppen, wie zum Beispiel Oma und Opa, fehlen bei vielen Familien.« Auch im von ihr betriebenen Ausflugslokal »Bärentatze« blieb der Zulauf noch sehr überschaubar. »Mein Personal konnte mir jeden Tag fast genau aufzählen, was über die Theke ging.«

Zehn Minuten Wartezeit

Bei der ersten Öffnung der Bärenhöhle am Freitag sei die Besucherzahl »noch sehr bescheiden« gewesen, stellt auch Ernst Cyprianus fest. Am Sonntag habe es dann wegen der Abstandsregeln Wartezeiten von höchstens zehn Minuten vor dem Höhleneingang gegeben. »Das ist kein Vergleich zum sonst üblichen Pfingsttreiben hier«, meint der dienstälteste Guide des Bärenhöhle-Teams, der ebenfalls von »höchstens einem Drittel der Besucher« ausgeht. Um im Notfall die Kontaktwege nachvollziehen zu können, müssen alle Besucher ihre Daten auf einer Anmeldekarte hinterlassen. »Die werden im Rathaus für die Dauer der möglichen Inkubationszeit aufbewahrt und dann vernichtet«, erklärt Cyprianus den Gästen auf Nachfragen.

Was ihn angenehm überrascht habe, sei die Tatsache, dass die meisten Leute »sehr vernünftig sind und absolut kein Problem damit haben, einen Mund-Nasenschutz zu tragen oder Abstand zu halten.« Am Samstag habe überraschend sogar Ministerpräsident Winfried Kretschmann die Bärenhöhle besucht. »Der wollte halt auch mal abschalten«, freut sich der Höhlenguide.

Wochenlang seien sie nur im Odenwald spazieren gegangen, berichten Michael Jahrus und Peggy Grille aus Ebersbach bei Heidelberg, jetzt wollten sie endlich mal wieder etwas anderes sehen. Weshalb sie sich bei der Nebelhöhle registrieren ließen. Denn auch dort gilt es für die Besucher, ihre Kontaktdaten für eine eventuelle Nachverfolgung anzugeben. Das erledigte auch die Familie Bartz aus Filderstadt-Bonlanden zwar ohne Murren, aber mit einer kleinen Kritik: »Es war jetzt einfach Zeit, diese Einschränkungen zurückzunehmen, damit man mal wieder irgendwo hingehen und etwas besichtigen kann.«

Mal wieder unter Leute

Die Besucherzahl sei am Freitag noch verhalten gewesen, gibt Walter Betz vom Höhlenteam Auskunft. Das Wochenende selbst war zufriedenstellend. »Aber es kamen trotzdem höchstens die Hälfte der üblichen Pfingstgäste«, erklärt er. Das sei umso bedauerlicher, da die Höhle vor genau hundert Jahren entdeckt worden war und dieser Anlass eigentlich hätte gefeiert werden sollen.

Dass sich ihre Gäste riesig darüber freuen, endlich mal wieder etwas unternehmen zu können, stellt auch Andrea Pudelko vom Maultaschenwirt fest: »Die Leute sind unglaublich dankbar, dass sie wieder raus dürfen.« Dem stimmt Inge Eissler aus Undingen in vollem Umfang zu: »Man will mal wieder unter die Leute kommen und Neues erfahren, das geht auch mit Abstand.« Noch könne sie nicht alle ihre Angestellten aus der Kurzarbeit herausnehmen, bedauert Andrea Pudelko. »Der Zulauf der Kostgänger ist trotz einiger Stammgäste noch lange nicht so, wie er üblicherweise ist.« Trotzdem hat sie ihr Personal in Bezug auf Hygiene- und Abstandsvorschriften intensiv geschult. »Ich hoffe, dass viele Menschen Urlaub in Deutschland machen und dann auch solche Ausflugsziele wie die Nebelhöhle nebenan und auch meine Gaststätte verstärkt ansteuern.« (GEA)