GOMADINGEN. Das Klimaschutz- und Klimawandelanpassungsgesetz Baden-Württemberg sieht vor, dass die Kommunen bis 2040 nettotreibhausgasneutral sein müssen. Um dieses Ziel zu erreichen, muss jede Stadt und jede Gemeinde bis Mitte 2028 eine Wärmeplanung vorlegen. Das erledigt für die Gemeinde Gomadingen die Klimaschutzagentur Reutlingen, die Ende vergangenen Jahres mit der Untersuchung in den einzelnen Ortsteilen beauftragt wurde.
Häuser älter als im Schnitt
Die in den vergangenen Monaten durchgeführte Bestands- und Potenzialanalyse wurde von Konrad Saalmüller und Simon Hummler dem Gemeinderat vorgestellt. So gibt es in der Gesamtgemeinde 845 beheizte Gebäude, die zu 94 Prozent zu Wohnzwecken genutzt werden.
Die Gebäude sind in der Gemeinde älter als im Landesdurchschnitt, rund 66 Prozent wurden vor 1979 gebaut. Auffällig sind Ölheizungen und Scheitholzöfen, »die oft sehr alt sind«. Aber auch Zentralheizungen sind in Gomadingen älter als im Landesdurchschnitt. Zudem gibt es Nachtspeicheröfen, die in der Regel 30 Jahre alt sind. Alle 20 Jahre solle man besser einen Heizungstausch vornehmen, sagten die Experten.
Den größten Nutzen für den Weg der Treibhausgasneutralität leiste der Heizungsaustausch. »Werden alle fossilen Heizungen bis 2040 durch eine erneuerbare Variante ausgetauscht, lassen sich die Emissionen um etwa 91 Prozent reduzieren«, ergänzte Hummel.
Die 366 Haushalte mit Ölheizungen verursachen drei viertel der Emissionen in der Gemeinde. Um das gesteckte Ziel zu erreichen, müssten pro Jahr 24 Öl- und acht Flüssiggasheizungen getauscht werden, rechneten die beiden Referenten vor.
Etwa 54 Prozent der Markungsfläche besteht aus Wald. Die Menge, die für die energetische Nutzung vorgesehen ist, sei jedoch begrenzt. Holz als erneuerbarer Energieträger werde schon jetzt von vielen Gomadingern genutzt. Große EE-Anlagen, das sind Anlagen zur Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien wie Sonne, Wind, Wasser oder Biomasse, werden aktuell geplant und sind teilweise im Bau. In Gomadingen kommen insgesamt 31 Megawatt Leistung durch Windanlagen dazu, zudem sind zwei Freiflächen-PV-Anlagen vorgesehen. So erzeugt die Kommune bilanziell bis 2040 etwa 165 Prozent ihres Stroms selbst und »deckt somit seinen Bedarf mehr als genug ab«, so die Referenten.
Eine denkbare Wärmequelle ist die Geothermie, diese sei auf der Gemarkung aber »nur eingeschränkt« nutzbar. Die beste Energie ist die, die man nicht verbraucht, sagte Saalmüller. Deshalb stelle die energetische Sanierung eines Gebäudes »die sauberste Energieform dar«. Außerdem bestehe die Möglichkeit eines Wärmenetzes in Gomadingen, mit dem viele Gebäude auf einmal auf eine klimaneutrale Wärmeversorgung umsteigen könnten. Die potenziellen Wärmenetzgebiete befinden sich im Kernort, von der Sternbergschule bis zum Rathaus und zum ehemaligen Feriendorf.
Umweltsünder Ölheizung
Weitere Berechnungen, so die Experten, würden im Verlauf der Wärmeplanung durchgeführt. Der Stromverbrauch sei in Gomadingen »leicht rückläufig«, und die Einspeisung erneuerbaren Stromes steige – aktuell liegt er bei 58 Prozent. Er werde überwiegend von privaten PV-Anlagen produziert, die seit den 2020er-Jahren »stark zugebaut« wurden. Vereinzelt werde Energie durch Wasserkraft, Biogas und Kraft-Wärme-Kopplung erzeugt. Ergebnis der Analyse ist, dass ein »großes Ausbaupotenzial« für Photovoltaik und Solarthermie bestehe. In der Dezember-Sitzung des Gemeinderates wird die kommunale Wärmeplanung erneut auf der Tagesordnung stehen.
Im Internet ist der Vortrag, der die einzelnen Teilorte Gomadingen, Marbach, Dapfen, Offenhausen, Steingebronn und Wasserstetten unter die Lupe nimmt, abrufbar. (lejo)
www.klimaschutzagentur-reutlingen.de /kwp-gomadingen

