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Genießer kommen in Dapfen auf ihre Kosten

Der Genussmarkt am Lagerhaus Dapfen ist längst kein Geheimtipp mehr. Alle Sinne werden angesprochen

Damen mit Durchblick: Anne Schake, Agnes Busch, Felicia Treß mit Holzbrillen.
Damen mit Durchblick: Anne Schake, Agnes Busch, Felicia Treß mit Holzbrillen. Foto: Cordula Fischer
Damen mit Durchblick: Anne Schake, Agnes Busch, Felicia Treß mit Holzbrillen.
Foto: Cordula Fischer

GOMADINGEN-DAPFEN. Sie kommen aus Bochum, Frankfurt, Aachen, aus Pfullingen, Stuttgart und Westerheim. So unterschiedlich die Herkunft der Menschen, die sich im Gomadinger Teilort Dapfen treffen, ist, um so mehr eint sie eines: Sie sind Genießer. Und damit kommen sie beim Genussmarkt am Lagerhaus voll auf ihre Kosten.

Ein leerer Tisch vorm Backhaus. Immer und immer wieder klopfen Backwarenfans an die Tür. »Gibt es kein Brot mehr?« Das Backhaus-Team hat alle Hände voll zu tun. »Es ist schwierig, wenn man die Leute vertrösten muss«, sagt Heide Knoll. Aber es hilft nichts: Die Laibe, die im Steinofen ihre goldene Kruste bekommen, benötigen noch eine halbe Stunde, bis sie aus der Hitze können. Manche Besucher des Genussmarkts wollen sogar einen der Laibe reservieren. Aber das kann das Backhaus-Team, das aus 20 Männern und Frauen besteht, nicht auch noch leisten. »Wir mussten schon nach Gomadingen und Wasserstetten ausweichen«, sagt Herbert Nägele. Die Kapazitäten im Dapfener Ofen reichten einfach nicht aus. 500 Kilo Mehl, dazu Wasser, Salz, Hefe, haben die Bäcker zu Teig verarbeitet. Und für die erste Schicht hieß es früh aufstehen: Um 4.30 Uhr morgens wurde in der Backstube eingeheizt.

Berti Kurz und Elke Hiemesch genießen ein Glas Wein.
Berti Kurz und Elke Hiemesch genießen ein Glas Wein. Foto: Cordula Fischer
Berti Kurz und Elke Hiemesch genießen ein Glas Wein.
Foto: Cordula Fischer

Schmeckt nach Sonne

Für Besucher des Genussmarkts in Dapfen gibt es aber noch viel mehr als trocken Brot zu entdecken: Käse und Wurst, Wein, Gin, Leinöl, Saft, Honig aus der Region, Kräuter, Blumendeko, Produkte aus Alpakawolle, Nudeln, Ketchup, Brillen aus Wacholderholz, dazu noch Spezialitäten aus Gomadingens französischer Partnerstadt Buis les Baronnies. Valéry Liotaud aus der Provence bietet seit 2007 beim Genussmarkt Wein, Olivenöl, Lavendel an.

Guckuck: Alpakas sind auch da.
Guckuck: Alpakas sind auch da. Foto: Cordula Fischer
Guckuck: Alpakas sind auch da.
Foto: Cordula Fischer

»Die deutschen Besucher sind sehr interessiert an unseren Produkten aus der Provence. Die haben die Sonne in sich.« Gerade biologisch hergestellte Lebens- und Genussmittel stünden bei den Verbrauchern hoch im Kurs, sagt der Franzose, der diesmal allein, ohne seine Kollegen, die sonst Wurst, Käse, Macarons und Nougat anbieten, in Dapfen ist. Ehrensache für ihn, die Partnerschaft verpflichtet. So sieht es auch Bürgermeister Clemens Betz, der Valéry begrüßt und sich über den Ansturm der Besucher freut. »Heut hat’s hier Leut wie noch nie«, sagt er, als er gerade aus dem Rathaus mit Prospekten zurückkehrt. Der Vorrat am Stand der Gemeinde war bereits nach drei Stunden vergriffen. Ein Zeichen dafür, dass die Schwäbische Alb bei Touristen und Einheimischen hoch im Kurs steht.

Schweißtreibender Job im Backhaus.
Schweißtreibender Job im Backhaus. Foto: Cordula Fischer
Schweißtreibender Job im Backhaus.
Foto: Cordula Fischer

Der Genussmarkt sorgt für kulinarische Einblicke, für den richtigen Durchblick das Team von Optik Gut aus Münsingen. Auch hier ist Nachhaltigkeit und Regionalität die Devise. Wer sich für Modell Thomas, Jessica, Florian, Schafskälte & Co. entscheidet, trägt ein Stück Heide auf der Nase: Die Wacholderholzbrillen, kombiniert mit Zwetschgenholz, Albbüffelhorn- oder Marmorintarsien sind ein echter, handgefertigter Hingucker, im Ländle gemacht.

Über die Schulter schauen: Blumenbinderin.
Über die Schulter schauen: Blumenbinderin. Foto: Cordula Fischer
Über die Schulter schauen: Blumenbinderin.
Foto: Cordula Fischer

»Regional meets International« ist das Motto des Genussmarkts. Am Gaumen wird das ganz konkret bei Charlotte Hazottes Aprikosenmarmelade. Die gelben Früchte hat die Meidelstetterin aus Buis les Baronnies geholt, zum ersten Mal, als die heimische Ernte letztes Jahr verloren ging. So ist in ihren Gläschen also ein Stück Frankreich und ein Stück Schwäbische Alb vereint. Kostprobe gefällig? Bei ihr und an vielen anderen Ständen gibt es Versucherle und genügend Verpflegung für den Tag, für zu Hause oder den Heimweg. Hungrig verlässt an diesem Wochenende niemand Dapfen.

Charlotte Hazotte aus Meidelstetten bietet Marmelade an. Gerade freut sie sich aber an dem Duo, das vor ihrem Stand französische
Charlotte Hazotte aus Meidelstetten bietet Marmelade an. Gerade freut sie sich aber an dem Duo, das vor ihrem Stand französische Musik macht.Fotos: Fischer Foto: Cordula Fischer
Charlotte Hazotte aus Meidelstetten bietet Marmelade an. Gerade freut sie sich aber an dem Duo, das vor ihrem Stand französische Musik macht.Fotos: Fischer
Foto: Cordula Fischer

»Wir gehen mit Genuss über den Markt. Hier herrscht einfach eine nette Atmosphäre, auch wenn der Genussmarkt längst kein Geheimtipp mehr ist«, sagen Elke Hiemisch und Berti Kurz aus Glems, die am Ende des Tages mit vollen Taschen und Rucksäcken heimkehren. Auch Richard Wiedemann und seine Familie haben sich mit regionalen und französischen Produkten eingedeckt: »Aprikosensaft, Honig, Lavendelsäckchen«, zählt er auf. Die vierköpfige Familie ist aus Westerheim nach Dapfen gekommen, mit dem Rad über den Truppenübungsplatz nach Münsingen und von hier mit dem Zug nach Marbach gefahren, zurück nehmen sie den Biosphärenbus. »Wir sind jedes Jahr hier, und nächstes Jahr kommen wir wieder.« (GEA)