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Aktuell Pädagogik

Notbetreuung in der Waldorfschule

Freie Waldorfschule organisiert Unterstützung für Eltern in systemrelevanten Berufen

Beschäftigung für die Hände: Für den Kunstunterrichtet wird Wolle zu den Schülern nach Hause geschickt.  FOTO: SCHULE
Beschäftigung für die Hände: Für den Kunstunterrichtet wird Wolle zu den Schülern nach Hause geschickt. FOTO: SCHULE
Beschäftigung für die Hände: Für den Kunstunterrichtet wird Wolle zu den Schülern nach Hause geschickt. FOTO: SCHULE

ENGSTINGEN. Wovon jeder Schüler träumt, was aber sehr schnell zum Alptraum werden kann, ist ein Leben ohne Schule. Zu Beginn der coronabedingten Schul- und Kindergartenschließungen Mitte März bot die Initiative für Waldorfpädagogik an, die Räume der Freien Waldorfschule auf der Alb in Engstingen und des Waldorfkindergartens für eine Notbetreuung zur Verfügung zu stellen.

Ein Koordinationsteam schaffte es in Zusammenarbeit mit Bürgermeister Mario Storz und den Kollegen aus allen Engstinger Schulen und Kindergärten, in kurzer Zeit ein verbindliches Angebot für alle Eltern mit systemrelevanten Berufen auf die Beine zu stellen. »Diese Situation war zur allgemeinen Überraschung angenehm entspannt und verschaffte den Pädagogen die unerwartete Gelegenheit, sich kennenzulernen und über pädagogische Themen auszutauschen«, berichtet Iris Kemmner, die für die Pressearbeit der Waldorfschule zuständig ist. Entsprechend positiv war das Echo: »Die Kinder fühlten sich trotz der außergewöhnlichen Situation sehr wohl.«

Alle anderen Schüler, die zu Hause bleiben mussten und großteils immer noch müssen, haben über verschiedenste altersentsprechende Medien immer Kontakt zu ihren Lehrern, auch wenn das zunächst als sehr ungewohnt empfunden wurde. »Als segensreich erweist sich dabei die Tatsache, dass in der Waldorfschule jede Klasse über viele Jahre hinweg den gleichen Klassenlehrer beziehungsweise in der Oberstufe den gleichen Tutor hat«, so Kemmner. Die Übermittlung von kognitiven Lerninhalten sei technisch gut zu lösen, sehr viel zeitaufwendiger sei die Pflege des Kontakts zu den einzelnen Schülern über Telefon und Videoschaltung. »Die persönliche Begegnung fehlt allen sehr und die Sehnsucht nach Wiedersehen im vertrauten Klassenzimmer wächst von Tag zu Tag«, schildert Iris Kemmner die Befindlichkeit der Schulgemeinschaft.

Auch die künstlerisch-praktischen Fähigkeiten werden nicht vernachlässigt. So verschickte die Handarbeitslehrerin Päckchen mit Wolle an die Unterstufenschüler, damit die Hände etwas zu tun haben und Flötenhüllen, Ballnetze und Mützen häkeln und stricken. Die Achtklässler sind derweil unglücklich, dass sie ihr Theaterstück »In achtzig Tagen um die Welt« von Jules Verne gerade bis zur Aufführungsreife gebracht hatten und doch nicht aufführen konnten. Ihre Lehrerin macht ihnen Hoffnung, dies bei einer passenden Gelegenheit nachzuholen.

Wie alle anderen Schulen und Kindergärten wird auch die Waldorfschule nun versuchen, unter Einhaltung der erforderlichen und vorgeschriebenen Schutz- und Hygienemaßnahmen und den damit verbundenen räumlichen und personellen Einschränkungen wieder stufenweise Präsenzunterunterricht ergänzend zum Fernunterricht sowie einen reduzierten Regelbetrieb in der Kindergartenbetreuung zu organisieren, damit Schüler und Kindergartenkinder – zumindest zeitweise – wieder soziale Gemeinschaft und ihre Lehrerinnen und Erzieherinnen erleben können. (eg)