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Wissenschaftler nennt Pfullinger Bürgerbeteiligung »repressive Toleranz«

Der Sozialwissenschaftler Jürgen Strohmaier kritisiert den Ablauf der Bürgerbeteiligung in Pfullingen. »Das nennt sich repressive Toleranz«, sagt er.

Mitreden, mitgestalten, mitentscheiden: Darum sollte es bei einer Bürgerbeteiligung gehen.  FOTO: FOTOLIA
Mitreden, mitgestalten, mitentscheiden: Darum sollte es bei einer Bürgerbeteiligung gehen. FOTO: FOTOLIA
Mitreden, mitgestalten, mitentscheiden: Darum sollte es bei einer Bürgerbeteiligung gehen. FOTO: FOTOLIA

PFULLINGEN. Dass eine Kommune ihre Bürger an Projekten zur Entwicklung und Gestaltung der Stadt beteiligt, findet Jürgen Strohmaier grundsätzlich gut. »Das ist eine Form, auf die Bürger zuzugehen«, sagt der Sozialwissenschaftler. Deshalb engagierte sich der Pfullinger auch selbst bei den beiden Zukunftswerkstätten, die im vergangenen Jahr im Rahmen des Integrierten Stadtentwicklungsprozesses (ISEK) als Forum für die Bürger stattfanden. Er diskutierte in Arbeitsgruppen mit, brachte seine Ideen und Gedanken ein – und war am Ende verwundert, dass die Bürger, die sich beteiligt hatten, sang- und klanglos wieder in ihre Privatsphäre entlassen wurden.

Alles Weitere, so hieß es damals, regele das Büro Reschl, das im Auftrag der Stadt nicht nur den ISEK-Prozess, sondern auch die Bürgerbeteiligung betreute. »Die Leute, die sich damals eingebracht hatten, waren etwas vor den Kopf gestoßen«, erinnert sich Strohmaier.

»Dahinter steht ohne Zweifel die Machtfrage«, sagt er, »man nennt das auch repressive Toleranz: Die Menschen werden für eine gewisse Zeit einbezogen, ihr Wissen wird abgeschöpft, aber dann werden sie wieder ausgeschlossen, die Entscheidungen treffen andere.« Genau so sei es in Pfullingen gelaufen. Als Resultat blieben bei den ehemals Engagierten Unzufriedenheit und vermutlich der Entschluss, das nächste Mal lieber die Finger davon zu lassen, weil sie getäuscht wurden. Oder einfacher gesagt: Politikverdrossenheit.