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Aktuell Deutsche Mühlentag

Was aus den Pfullinger Mühlen geworden ist

Am Pfingstmontag ist die Fladsche Mühle wieder in Betrieb. Auch die Museen sind geöffnet

Ein Blick in die Mühlengeschichte: Die Zahnräder des Mühleantriebs der Volksche Mühle in Pfullingen.  FOTO: GESCHICHTSVEREIN PFU
Ein Blick in die Mühlengeschichte: Die Zahnräder des Mühleantriebs der Volksche Mühle in Pfullingen. FOTO: GESCHICHTSVEREIN PFULLINGEN
Ein Blick in die Mühlengeschichte: Die Zahnräder des Mühleantriebs der Volksche Mühle in Pfullingen. FOTO: GESCHICHTSVEREIN PFULLINGEN

PFULLINGEN. Der 27. Deutsche Mühlentag findet bundesweit am Pfingstmontag, 6. Juni, statt. Auch die Pfullinger Museen, bestehend aus dem Mühlen- und Trachtenmuseum in der ehemaligen Baumannschen Mühle, der multimedialen Ausstellung im Klosterareal und die Neske-Bibliothek beteiligen sich am Aktionstag. Mit dabei ist auch wieder die Fladsche Sägemühle in der Hohe Straße, teilt die Stadtverwaltung mit.

In Pfullingen existierten schon im 13. Jahrhundert verschiedene Mühlen, unter anderem die Baumannsche Mühle, die Schlossmühle beim Rempenschloss, die Volksche Mühle (Kraußstraße 6/1) und die Rehmsche Mühle (Leonhardstraße 19). Im Laufe der Jahrhunderte baute man Mühlen zum Zerkleinern und zum Bearbeiten von allerhand Materialien: Es gab Säg-, Walk-, Papier-, Hanf-, Flachs-, Öl-, Gips-, Pulver- und Schleifmühlen.

Führungen in den Museen

Passend dazu wird Professorin Waltraud Pustal Interessierte auf dem WasserErlebnis-Pfad durch die Mühlen- und Industriegeschichte Pfullingens führen. (siehe Box) Die Infobroschüre zum Wasser-Erlebnis-Pfad ist im i-Punkt, in der Mühlenstube oder auf Anfrage direkt bei der Stadtverwaltung erhältlich.

1624 wird von neun Mühlen berichtet, 1828 zählt Stadtpfarrer Friedrich Wilhelm Meyer, der erste Pfullinger Ortschronist und Schwager Ludwig Uhlands, 15 »Wassertriebwerke«. Mit dem Einsetzen der Industrialisierung und dem Aufbau des öffentlichen Stromnetzes verloren die Mühlen an Bedeutung. Nach und nach »verschwanden« sie aus dem Pfullinger Stadtbild. Die Baumannsche Mühle – heute ein Kulturdenkmal – ist nach ihrer Renovierung die letzte noch funktionsfähige Mühle, in ihr ist heute das Mühlen- und Trachtenmuseum untergebracht. Geöffnet ist die Baumannsche Mühle am Mühlentag von 10 bis 17 Uhr. Martin Fink führt mehrmals an diesem Tag durch das Mühlenmuseum, um 11 und 14 Uhr begleitet Anke Niklas Interessierte durch das Trachtenmuseum. Dort ist ab 10 Uhr die Sonderausstellung des Schwäbischen Albvereins im Trachtenmuseum »Unterwäsche – Urgroßmutter untern Rock geschaut« zu besichtigen. Der Schwäbische Albverein bewirtet in der Mühlenstube die Gäste mit Maultaschen sowie Kaffee und Kuchen.

Die Klosterkirche ist am Mühlentag trotz Baustelle geöffnet, allerdings ist der Zugang derzeit verändert. Momentan ist dort die Ausstellung »Die Kreativen – Pfullinger Kunstschaffende stellen aus« von 10 bis 18  Uhr zu sehen.

Traditionell beim Mühlentag mit dabei ist die Fladsche Sägemühle in der Hohe Straße 10. Von 1861 bis 1997 wurde dort Holz gesägt, zunächst mit Wasserkraft, später mit einer Turbine. Otto Flad wird die Sägemühle wieder zur Demonstration für die Besucher in Betrieb nehmen. Auch für das leibliche Wohl wird dort bestens gesorgt. Die Mühle kann von 10. bis 17 Uhr besichtigt werden. Der Eintritt ist überall frei. (eg)

 

MÜHLEN- UND INDUSTRIEGESCHICHTE PFULLINGENS

Führung mit Professorin Waltraud Pustal

Anlässlich des Deutschen Mühlentags am Pfingstmontag bietet die Professorin Waltraud Pustal, Vorsitzende des Pfullinger Geschichtsvereins, ein Führung mit dem Titel »Mühlen- und Industriegeschichte Pfullingens. Mühlen einst und jetzt« an. Sie startet um 10.30 Uhr an der Baumannschen Mühle, Josefstraße 5/2. 33 ehemalige Mühlenstandorte sind in Pfullingen dokumentiert. Über die Jahrhunderte wechselten die Besitzer und die Produktionszweige. Die Nachfrage regelte das Angebot. Circa 15 Produktionszweige von der Mahlmühle übe r Papier-, Textil-, Leder- und Pulvermühle bis zur Hammerschmiede waren in Betrieb. Heute dienen mehrere alte und moderne Triebwerke der Elektrizität. Die Geschichte der Industrialisierung Pfullingens beginnt 1832 mit der Aufstellung der ersten Papiermaschine für endloses Papier in der Papierfabrik Laiblin. Ab 1850 siedelten sich große Textilbetriebe an, Metall- und Lederindustrie folgten. Massive Umweltprobleme waren eine negative Folge,. Einige Betriebe wurden bereits im 19. Jahrhundert zu global playern. Pfullingen war bis dahin ein armes Landstädtchen mit knapp 3 500 Bewohnern, das in seiner wirtschaftlichen Entwicklung sehr unter der Nähe zum starken Reutlingen litt. Die Wasserkraft der Echaz mit ihrem verzweigten Netz und einer Vielzahl von Mühlenstandorten bildete ein festes Rückgrat für die Entwicklung und den Wohlstand der Stadt bis heute. (eg)