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Aktuell Kommunalpolitik

Reaktionen auf den vorzeitigen Ruhestand des Pfullinger Bürgermeisters Schrenk

Die Vorsitzenden der Ratsfraktionen des Pfullinger Gemeinderates sind in erster Linie froh, dass nun Klarheit herrscht.

Im Pfullinger Rathaus I hatte Bürgermeister Michael Schrenk sein Büro.
Das Pfullinger Rathaus. Foto: Claudia Hailfinger
Das Pfullinger Rathaus.
Foto: Claudia Hailfinger

PFULLINGEN. Mit einer Stellungnahme zu Beginn der Gemeinderatssitzung hat der stellvertretende Bürgermeister Martin Fink am Dienstagabend auf die Bekanntgabe der Zurruhesetzung von Bürgermeister Michael Schrenk reagiert. »Seit heute Mittag wissen wir von dieser Situation für unsere Stadt«, erklärte er mit dem Hinweis auf die Pressekonferenz des Landrats und der Kommunalaufsicht. Offenbar war auch er nicht vorab darüber informiert worden.

Diese Entwicklung sei sowohl für die Stadt wie auch für Schrenk »bedauerlich und beschwerlich«, sagte Fink. Er dankte dem scheidenden Bürgermeister für sein Engagement für die Stadt, wünschte ihm bestmögliche Genesung und seiner Familie alles Gute. 

Nach monatelanger Ungewissheit herrsche nun endlich Klarheit. »Nach Erhalt der offiziellen Bestätigung durch das Landratsamt« werde die Stadtverwaltung eine vorgezogene Neuwahl für das Bürgermeisteramt einleiten. Zunächst müsse der Gemeinderat darüber beraten und beschließen. Er bat um Verständnis dafür, dass jetzt noch kein Wahltermin genannt werden könne.

»Was wir seit heute definitiv wissen, ist die Tatsache, dass es im Jahr 2021 insgesamt vier Wahlen in Pfullingen geben wird«: für den Bundestag, den Landtag, den Jugendgemeinderat und nun zusätzlich eine Bürgermeisterwahl. »Wichtig ist: Die Stadt bleibt voll handlungsfähig«, betonte Fink, dank des Einsatzes der ehrenamtlichen Bürgermeister-Stellvertreter – außer ihm selbst auch Gerd Mollenkopf und Christine Böhmler –, die vom kompetenten Mitarbeiter-Team der Verwaltung bestens unterstützt würden.

Gemeinderäte schauen nach vorn

Sie haben vorher nichts gewusst. Das betonen alle Vorsitzenden der Pfullinger Ratsfraktionen auf Nachfrage des GEA. Über das Verfahren der Kommunalaufsicht, um die Dienstunfähigkeit des erkrankten Bürgermeisters Michael Schrenk festzustellen, seien sie nicht informiert worden. Insofern kam die Mitteilung, dass Schrenk zum 31. Dezember in den Ruhestand versetzt worden ist, für alle überraschend.

»Ich bin erleichtert, dass nun Klarheit gegeben ist und wir nicht weiterhin zwei - und mehrgleisig denken müssen. Dies hat von allen Beteiligten viel Kraft erfordert«, teilt Traude Koch, Vorsitzende der GAL-Fraktion, zur Entscheidung des Landratsamts mit. Sie sei froh, dass es Schrenk möglich gewesen sei, »auf diese Weise und ohne weitere Umwege einen Schlussstrich zu ziehen und eine für ihn und seine Familie sicherlich belastende Zeit und Situation zu beenden«. Es sei müßig, nach Ursachen im System zu suchen, wenn es keine Hinweise, keine Kommunikation gibt, wo diese hätten liegen können, stellt sie fest und betont: »Daher müssen wir nach vorne schauen, eine Bürgermeisterwahl vorbereiten und geeignete KandidatInnen suchen.«

Die veränderte Organisationsstruktur biete einem neuen Bürgermeister oder einer Bürgermeisterin eine gute Grundlage sowie genügend Gestaltungsspielraum für eigene Schwerpunkte, Themen und Ziele. »Ich hoffe, dass sich für unsere Stadt ein geeigneter Kandidat oder eine geeignete Kandidatin findet, die oder der Verwaltungserfahrung, Führungskompetenz, Mut und Kommunikationsfähigkeit mitbringt«, hebt sie hervor und erklärt: »Hoffentlich findet Familie Schrenk einen guten Neuanfang.«

CDU-Vorsitzender Gert Klaiber von Schrenks Wirken enttäuscht

Ganz anders beurteilt Gert Klaiber, Vorsitzender der CDU-Fraktion, die Lage. »Es gab keine andere Alternative«, erklärt er, »auch wenn wir uns einen Bürgermeister gewünscht hätten, der acht oder sogar 16 Jahre die Stadt vorangebracht hätte.« Klaiber macht keinen Hehl daraus, dass er von Schrenks Wirken in Pfullingen enttäuscht ist. »Es gab Zeiten, zu denen er noch gesund war und schon da gab es laufend Probleme«, erklärt er. Mittlerweile sei die Vertrauensbasis abhandengekommen, das Verhältnis zum Gemeinderat zerrüttet. Gelitten hatte seiner Ansicht nach auch das »Arbeitsklima im Rathaus«. Seit sechs Monaten, seitdem Martin Fink die Stadtgeschäfte übernommen habe, werde endlich wieder konstruktiv gearbeitet. Die Zurruhesetzung Schrenks sei wohl »für alle die beste Lösung«.

Nicht wirklich überrascht zeigt sich Thomas Mürdter, Fraktionsvorsitzender der SPD im Gemeinderat, von der Nachricht von Schrenks Ausscheiden. »Das war jedem klar«, sagt Mürdter, der die Zurruhesetzung als konsequenten Schritt ansieht. »Damit ist die Hängepartie des letzten halben Jahrs beendet.« Nun sei der Gemeinderat wieder handlungsfähig. Und dem angestoßenen Prozess der Neuorganisation der Verwaltung würden die klaren Verhältnisse auch gut tun. Der SPD-Mann betont aber auch, dass er Michael Schrenk und seiner Familie alles Gutes wünsche – »wohin ihn der Weg auch immer führt«. Es sei nicht im Sinne der Ratsmitglieder, nun nachzutreten, das ändere schließlich nichts mehr. »Krank ist krank.« Mürdter schaut positiv in die Zukunft: »Jetzt können wir neu starten.«

Lob für Stellvertreter Martin Fink

In erster Linie erleichtert zeigt sich Stephan Wörner, Vorsitzender der UWV-Fraktion: »Jetzt wissen wir, wo wir dran sind.« Nun könne sich der Gemeinderat wieder auf die Zukunft Pfullingens konzentrieren, anstatt sich mit sich selbst zu beschäftigen. Dass sich die Stadt trotz der Umstände nicht im Stillstand befinde, sei das Verdienst von Stellvertreter Martin Fink – das könne man gar nicht oft genug hervorheben. »Es ist nur ihm zu verdanken, dass wir jetzt in dieser Krise relativ gut dastehen.« Auch Wörner wünscht Schrenk und seiner Familie alles Gute. Dass nun in relativ kurzer Zeit ein neuer Bürgermeister gefunden werden muss, sei natürlich eine Herausforderung. Besser vorzubereiten sei eine Wahl, wenn ein Bürgermeister geplant in den Ruhestand gehe. Wörner ist aber zuversichtlich, dass sich ein passender Kandidat finden lässt.

Erleichtert ist auch Britta Wayand, die seit Anfang Dezember Vorsitzende der FWV-Fraktion ist, über diese Entwicklung: »Jetzt ist der Weg frei für einen Neuanfang.« Es werde aber nicht einfach sein, geeignete Kandidaten für die nun anstehende Bürgermeisterwahl zu finden. Für den Gemeinderat seien die zurückliegenden Monate eine schwierige Zeit gewesen, »weil keinerlei Kommunikation stattgefunden hat«, sagt sie im Rückblick. Enttäuscht sei sie aber auch von Landrat Thomas Reumann: Er habe den Gemeinderat nicht über das Verfahren informiert, das ja bereits im September eingeleitet worden war: »Dabei sind die Fraktionsvorsitzenden im Dezember bei ihm zum Gespräch gewesen.« Schließlich habe Reumann auch eine Verantwortung der Stadt und dem Gemeinderat gegenüber, betont sie.

CDU-Bundestagsabgeordneter Michael Donth hofft auf ruhiges Fahrwasser

Der vorzeitige Ruhestand von Bürgermeister Schrenk sorgte aber auch außerhalb des Pfullinger Gemeinderates für Aufmerksamkeit. »Dem Kollegen Schrenk wünsche ich alles Gute und wenn möglich eine Besserung seines Gesundheitszustandes«, schrieb Michael Donth, CDU-Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis (289) Reutlingen, auf seinen Social-Media-Kanälen. »Für die Stadt #Pfullingen hoffe ich, dass nun bald ein neuer/ eine neue Bürgermeister/-in gefunden wird, um gemeinsam mit dem Gemeinderat die Stadt in ruhigem Fahrwasser für die nächsten Jahre zu entwickeln.«

Rainer Taigel, Bürgermeister von Kohlberg, kommentierte auf Facebook: »Lieber Kollege Schrenk, ich wünsche Dir vor allem Genesung soweit möglich. Der Stadt Pfullingen eine glückliche Hand bei der Suche nach einem neuen Bürgermeister und dass es gelingt die entstandenen Gräben wieder zuzuschütten.«

Auf der GEA-Facebook-Seite herrschte im Kommentar-Bereich größtenteils Erleichterung über den Abgang von Bürgermeister Schrenk. »Endlich hat diese Farce ein Ende! Furchtbar!!!«, schrieb ein Nutzer. »Pfullingen kann sehr froh sein, dass Herr Fink sich so aufopferungsvoll eingesetzt hat und den Laden am Laufen hielt. Danke auch an alle Gemeinderäte und die «autonome» Verwaltung für ihren Einsatz. Dann kanns jetzt nur noch besser werden.« (GEA)