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Aktuell Tradition

Leckere Pfullinger Sterne in weiter Ferne

In der Nacht vor dem Öbersten toben in Pfullingen wohl keine großen Würfelschlachten in den Gaststätten.

Prächtig und unheimlich lecker: Pfullinger Sterne – natürlich mit sieben Zacken .  FOTO: PS
Prächtig und unheimlich lecker: Pfullinger Sterne – natürlich mit sieben Zacken. Foto: Petra Schöbel
Prächtig und unheimlich lecker: Pfullinger Sterne – natürlich mit sieben Zacken.
Foto: Petra Schöbel

PFULLINGEN. »Der zweite Stern von rechts. Bis zum Morgengrauen. Direkter Kurs.« Nein, Captain Kirk vom Raumschiff Enterprise hatte sicher nicht den schönsten Pfullinger Stern im Blick, als er vor der altersbedingten Abmusterung mit seiner Mannschaft noch eine Runde im Weltraum drehte. Aber bis zum Morgengrauen einem Stern nachjagen, das kennen auf jeden Fall noch viele Pfullinger. In der Nacht auf den Öbersten ist das mürbe Hefeteiggebäck normalerweise in aller Munde und Auslöser legendärer Würfelschlachten. Doch dieses Jahr klebt den Spielern die Pandemie an der Backe, mal wieder.

»Keiner weiß so richtig, was Sache ist«, sagt Thomas Faiß vom Pfullinger »Südbahnhof«. Die Folge: Bisher hat sich für Mittwochabend noch kein Pfullinger Verein gemeldet, gibt es keinen langen Entenschiss, kein nackets Luisle im Fasszimmer oder Saal. Faiß erinnert sich noch gut, wie es dort einst hoch herging, wenn der Stern – am besten schmeckt er, wenn der Bäcker oder die Hausfrau nicht mit Butter sparen – ausgespielt wurde. Dabei schlotzte der Schwabe nicht nur ein Viertele.

Horst Speidel vom Pfullinger Jahnhaus geht’s wie dem Südbahnhofwirt. Zwar hatte sich eine Gesellschaft angekündigt, doch die hat in der Zwischenzeit wieder abgesagt. Corona lässt grüßen. Also wird auch in der Gaststätte am VfL-Gelände wohl an diesem Mittwoch nicht gewürfelt – bläst kein Wächter vom Turm.

Doch auch ohne das Covid-Virus ist das Interesse am Sternpaschen in den vergangenen Jahren zurückgegangen und hat sich vor allem auf mehrere Tage verteilt. Gepascht wird in Pfullingen ebenso wie gemutschelt in Reutlingen und Umgebung nicht mehr nur am Tag vor dem Öbersten beziehungsweise am ersten Donnerstag nach Dreikönig – sondern dann, wenn’s in den Terminplan der Menschen passt.

Verlorenes Spiel?

Bleibt zu hoffen, dass nachdem schon im vergangenen Jahr die Gaststätten coronabedingt den Schlüssel im Schloss umdrehen mussten und diese Jahr sich auch die Geimpften und Genesenen nicht trauen, das Spiel nicht ganz in Vergessenheit gerät, zu Hause gepascht wird oder in dem ein oder anderen Vereinsheim, wie etwa beim Albverein in der Mühlenstube – natürlich mit der 2G+-Regel.

»Ich nehme an, die Chancen stehen schlecht und die Situation ist trostlos«, sagt Kirk, als er aus dem Ruhestand aktiviert wird und wieder den Sternen nachjagen darf – oder die Hoffnung stirbt zuletzt. (us)