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»Ick bereue nüscht«

Aus Berlin unter die Achalm: Im Seniorenzentrum St. Elisabeth feiert Edith Hinz heute ihren 100. Geburtstag

Edith Hinz ist noch agil und immer mit dabei, wenn in St. Elisabeth eine Veranstaltung angeboten wird. FOTO: BÖHM
Edith Hinz ist noch agil und immer mit dabei, wenn in St. Elisabeth eine Veranstaltung angeboten wird. FOTO: BÖHM
Edith Hinz ist noch agil und immer mit dabei, wenn in St. Elisabeth eine Veranstaltung angeboten wird. FOTO: BÖHM

ENINGEN. »Jar keen Tipp«, meint Edith Hinz auf die Frage, ob sie einen Ratschlag hätte, wie man so fröhlich und munter 100 Jahre alt werde. »Aber«, fügt sie hinzu, »ich hab immer allet mitjenomm und bereuen tu ick gar nüscht!« Geboren ist die Jubilarin, wie man an ihrem Dialekt unschwer merken kann, in Berlin. Genauer gesagt, in Ostberlin: »Dort war es alles andere als einfach«, berichtet sie. »Wir müssen nachm Westen«, habe sie eines Tages zu ihrem Mann gesagt, der damals bei der Post gearbeitet hat. Als sich die beiden für den Westen entschlossen hatten, drängte er auf Versetzung.

So kam das Paar mit dem damals zehnjährigen Sohn Jürgen zunächst nach Wildbad in den Schwarzwald und dann nach Eningen. Die Eltern habe man leider im Osten zurücklassen müssen. »Aber ist es nicht normal, wenn man sich irgendwann auf eigene Füße stellt und sich verabschiedet?« fragt Edith Hinz. Sie selbst ist gelernte Stenokontoristin: »Ich habe immer gearbeitet, ich bin ein Arbeitstier.«

Mit Händen und Füßen

Während ihr Mann bei der Post in Reutlingen in Diensten stand, war sie bei einem Elektriker angestellt. Doch aller Anfang war schwer. »Die Schwaben konnten mich einfach nicht verstehen«, erzählt sie lachend. »Wenn Kunden im Laden etwas kaufen wollten, haben sie drauf gezeigt. So haben wir uns anfangs mit Händen und Füßen verständigt.«

Zu Sohn Jürgen kamen bald noch zwei Pflegekinder hinzu. Sie habe sich überall schnell eingelebt und Kontakte geknüpft, erzählt Edith Hinz. »Das Einzige, was mir in Eningen wirklich gefehlt hat, war das Wasser.« Denn in Berlin und später auch im Schwarzwald hatte die begeisterte Sportlerin einem Ruderclub angehört.

Zum Glück blieben ihr noch andere Hobbys, nämlich Handarbeit, Kegeln und Kreuzworträtsel lösen. »Außerdem bin ich sehr viel gereist und war mittendrin, wenn irgendwo etwas los war. Immer Highlife!« Geraucht habe sie nie, so die Jubilarin, aber auch nie auf gesunde Ernährung geachtet.

Im Haus St. Elisabeth fühlt sie sich richtig wohl. Nachdem sie, seit vielen Jahren verwitwet, zu Hause gestürzt war und erst nach zwei Tagen gefunden wurde, habe der Sohn darauf bestanden, sie in die die Obhut eines Pflegeheims zu geben. Kreuzworträtsel sind nach wie vor ihre große Leidenschaft. Und sie schätzt die Veranstaltungsangebote im Seniorenzentrum, an denen sie immer gern teilnimmt.

Am heutigen Geburtstag erwartet sie viele Verwandte, darunter auch ihren Enkel Boris aus Kanada. Auch auf die ehemaligen Mitkegler freut sich Edith Hinz schon sehr. Die Hundert habe sie unbedingt erreichen wollen: »Die Null-Null muss stehen! Danach ist Luft.« (gb)