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Eindrückliche Stimmungen bei Konzert in Eningen

Aeham Ahmad, der syrisch-palästinensische Pianist aus den Trümmern, gastierte im Eninger Asylcafé

Pianist in den  Trümmern: Aeham Ahmad trat im Eninger Asylcafé auf. FOTO: FISCHER-VERLAG
Pianist in den Trümmern: Aeham Ahmad trat im Eninger Asylcafé auf. FOTO: FISCHER-VERLAG
Pianist in den Trümmern: Aeham Ahmad trat im Eninger Asylcafé auf. FOTO: FISCHER-VERLAG

ENINGEN. Keinen freien Platz gab’s mehr im Eninger Asylcafé, als der syrisch-palästinensische Pianist Aeham Ahmad bei einem Konzert mit Lesung auftrat. Der AK Asyl, die Buchhandlung Litera und das Kult’19 Eningen hatten gemeinsam eingeladen. Über 140 Menschen hatten sich im gemütlichen Saal des Asylcafés eingefunden, um den als »Pianist aus den Trümmern« berühmt gewordenen und mittlerweile sehr gefragten Musiker und Buchautor zu erleben.

Zu Beginn trat ein junges Trio auf – »Zina, Galina & Mike«, mit Geige, Klavier und Bass. Zwei junge Frauen mit Fluchthintergrund und ein junger Deutscher, die selbst arrangierte Popmusik vortrugen und dafür viel Applaus bekamen.

Dann stand Aeham Ahmad auf der Bühne, der in Damaskus im zerstörten Stadtteil Jarmuk sein Klavier fast täglich in die Ruinen gezogen und gespielt hatte, vor allem um Kindern und auch sich selbst Mut zu machen und vom zermürbenden Alltag im Bürgerkrieg abzulenken.

Ahmad hatte zwei Musiker aus Venezuela dabei, Ernesto Briceno (Geige) und Roberto I. Lagrange (Percussion), die er nach Konzerten in Barcelona kennengelernt hatte. Nach wenigen Takten merkten die Zuhörer, dass sich hier ein wunderbar harmonierendes Trio gefunden hat, das arabische Anklänge und südamerikanische Rhythmen und Melodielinien, über das Stilmittel des Jazz, zu einer Einheit zusammenfügt. So entstanden eindrückliche Stimmungen – durch den arabischen, manchmal klagenden Gesang und die einfühlsam gespielte Geige, um dann ein ums andere Mal durch die Rhythmik von Samba oder Tango losgelöst davonzueilen und das Publikum mitzunehmen.

Albrecht Andres las längere Passagen aus dem Buch Ahmads »Und die Vögel werden singen« vor, über die Flucht nach Deutschland, über die Zerstörung seines Klaviers durch den IS und die damit verbundenen lebensbedrohlichen Umstände. Und über Phasen der Verzweiflung und des Hungers, die ihn zeitweise seinen Namen vergessen ließen.

Martin Brauße vom AK bemerkte, dass es kein Roman oder erfundene Geschichten seien, sondern bittere Realität. »Und jetzt ist er hier bei uns«. Seit über drei Jahren lebt er in Deutschland zusammen mit Frau und Kindern und es ist ihm gelungen, mit seiner Musik Geld zu verdienen und sich eine Existenz aufzubauen. (eg)