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Ein Ausflug im GEA-Mobil zum Märchenschloss

Das GEA-Mobil parkt vor Schloss Lichtenstein, das weltweit immer mehr Beachtung findet

Stimmenfang vor historischer Kulisse: das GEA-Mobil am Schlosstor. fotos: Niethammer/schöbel/sautter
Stimmenfang vor historischer Kulisse: das GEA-Mobil am Schlosstor. Foto: Markus Niethammer
Stimmenfang vor historischer Kulisse: das GEA-Mobil am Schlosstor.
Foto: Markus Niethammer

LICHTENSTEIN. »Heute ist Schlosswetter«, freut sich Sabine Bahro, die gut gelaunt an der Kasse von Schloss Lichtenstein sitzt. Das heißt, es ist nicht so warm, dass alles in die Freibäder drängt, aber auch nicht so unwirtlich, dass keiner aus dem Haus will. Eben genau richtig für einen Besuch von Schloss Lichtenstein. Am letzten Ferientag im Land ist dann auch was los vor dem Burgtor, wo das GEA-Mobil parkt, um herauszufinden, was die Menschen zu einem Besuch bewegt.

Englisch und ein bisschen Französisch, das hat früher gereicht, um die Besucher auf Schloss Lichtenstein zu verstehen, erzählt Schlossverwalter Eberhard Etter. Inzwischen zieht die Märchenburg aber Reisende aus der ganzen Welt an. Dänisch, Norwegisch ist am Kassenhäusle genauso zu hören wie Slowenisch oder Russisch. Und es kommen immer mehr. 145 000 Besucher zählte Etter im vergangenen Jahr und damit rund 50 000 mehr als vor acht Jahren. 2011 hatte er seinen Traumjob als Schlossverwalter angetreten.

GEA-Redakteurin Petra Schöbel (links) im Gespräch mit Familie Baur aus dem Remstal.
GEA-Redakteurin Petra Schöbel (links) im Gespräch mit Familie Baur aus dem Remstal. Foto: Markus Niethammer
GEA-Redakteurin Petra Schöbel (links) im Gespräch mit Familie Baur aus dem Remstal.
Foto: Markus Niethammer

Die Aussicht findet Roswita Strop »einfach fantastisch«. Die 81-Jährige ist am Morgen mit den Montagswanderern der Ortsgruppe Mainhardt des Schwäbischen Albvereins angereist. Wie Karin Zerrer, die schon als Kind das Schloss nicht nur einmal besucht hatte. Sie ist in Hohenhaslach im Landkreis Ludwigsburg aufgewachsen »und der Liebe wegen« nach Mainhardt gezogen. Für die Reisegruppe geht es dann weiter zum Mittagessen zu Albgold nach Trochtelfingen.

»Das ist ein Lieblingsziel der Amerikaner«

Auch für Raphael Hickman ist der Lichtenstein die erste Station an diesem Morgen, aber er hat eine längere Anreise hinter sich. Der 46-Jährige kam vorgestern aus Hawaii, um ein paar Tage Urlaub bei seiner Schwester Raquel Thiebes in Stuttgart zu verbringen. Mit ihr geht es am Nachmittag weiter Richtung Hohenzollern. Die 51-Jährige bringt immer wieder Freunde zum Schloss Lichtenstein. »Das ist ein Lieblingsziel der Amerikaner«, berichtet sie.

Nicht zum ersten Mal ist die Gruppe aus Niederbayern da.
Nicht zum ersten Mal ist die Gruppe aus Niederbayern da. Foto: Uwe Sautter
Nicht zum ersten Mal ist die Gruppe aus Niederbayern da.
Foto: Uwe Sautter

Für Etter erklärt sich der Boom der vergangenen Jahre zum Teil mit dem Aufstieg der sozialen Medien. Instagram, Facebook und Co. haben die Schönheit des 1842 erbauten Märchenschlosses innerhalb kürzester Zeit weltweit verbreitet und zu einem attraktiven Stopover auf einer Sightseeingtour gemacht. Es gibt Tage, da stößt das Schloss an seine Grenzen, vor allem an den Wochenenden. Im Viertelstundenrhythmus gibt es dann Führungen. Um die 25 Mitarbeiter, das Gros in Teilzeit, kümmern sich um die Gäste. So wie Sabine Bahro, die ihren alten Beruf an den Nagel gehängt hat, um an der Kasse zu arbeiten. »Die Leute sind einfach gut gelaunt«, sagt sie. Und das bestätigt sich vor dem Tor. Aus Hirrlingen sind Silvia (67) und Helmut Gess (76) angereist. »Eigentlich ist das nicht unsere Richtung«, sagt das Paar. Doch ein Tipp der Zeitschrift Feinschmecker lockt sie zu einem Metzger nach Gächingen. Und bevor es dort zum Mittagessen geht, schauen sie mal wieder am Lichtenstein vorbei. »Man geht überall hin, nur nicht in die Nähe«, sagt Silvia Gess. Jetzt als Rentner haben sie wieder Zeit. Jetzt könne man die schönen Dinge genießen. Der Lichtenstein gehört dazu.

Raphael Hickman (rechts) aus Hawaii besucht seine Schwester Raquel Thiebes.
Raphael Hickman (rechts) aus Hawaii besucht seine Schwester Raquel Thiebes. Foto: Markus Niethammer
Raphael Hickman (rechts) aus Hawaii besucht seine Schwester Raquel Thiebes.
Foto: Markus Niethammer

Markus Kemper (43) hat seine Kinder, den Schwager samt Kindern und die Schwiegereltern im Schlepptau. Kemper, in Metzingen geboren, wohnt inzwischen in Ditzingen. Der Ausflug am letzten Ferientag gehört zur Familientradition. Und dabei geht es immer auf die Schwäbische Alb. »Gute Küche, gutes Freizeitangebot und vor allem viel Natur« sei hier geboten, sagt Kemper und verschwindet durchs Tor des Märchenschlosses.

In Mössingen ist Michael Witt (70) mit seiner Frau untergekommen. Der Berliner hat sich zwischen Hechingen, Sigmaringen und Tuttlingen »einfach die Mitte gesucht« sagt er. 14 Tage macht er hier Urlaub. »Es ist einfach nur schön«, sagt er über die Landschaft, die Burgen und die Schlösser, die sie besuchen.

»Nette Führung, traumhafte Lage«, zieht Beatrix Jöllenbeck (74) Bilanz. Eine Woche ist sie mit ihrem Mann Peter aus dem Ruhrgebiet zu Gast bei Freunden in Metzingen. Außerdem mit auf Tour ist das Ehepaar Wolfgang (74) und Uschi Noethen (75) aus Langenfeld, das zwischen Düsseldorf und Köln liegt. »Hier gibt es so viel Natur« staunen die vier.

Schlossverwalter Eberhard Etter öffnet gern das Schlosstor für Menschen aus aller Welt.
Schlossverwalter Eberhard Etter öffnet gern das Schlosstor für Menschen aus aller Welt. Foto: Markus Niethammer
Schlossverwalter Eberhard Etter öffnet gern das Schlosstor für Menschen aus aller Welt.
Foto: Markus Niethammer

Mit ihrem Enkel Ole aus Gönningen sind Philipp (77) und Rosa Göser (73) unterwegs. Das Rentnerpaar aus Achberg hätte es gut gefunden, wenn es für den Siebenjährigen eine Kinderführung gegeben hätte. Die gibt es, sagt Sabine Bahro, allerdings nach Anmeldung und für größere Gruppen.

»It’s amazing! – Es ist großartig!«, schwärmt Sarah Rezutko, die mit ihrem Mann Joe die Schloss-Anlage besichtigt hat. Das Ehepaar aus North Carolina (USA) tourt gerade auf einer Geschäftsreise durch ganz Europa und nutzt einen freien Tag, um sich das historische Bauwerk aus der Nähe anzuschauen. Derart alte Gemäuer gebe es eben in den USA nicht, betonen sie, deshalb seien sie fasziniert von diesem Gebäude. Der Hinweis, dass das Schloss aus der Mitte des 19. Jahrhunderts stammt, als auch die Vereinigten Staaten von Amerika schon einige Jahrzehnte alt waren, tut ihrer Begeisterung keinen Abbruch. Sie finden es sehr eindrucksvoll und wollen Freunden und Bekannten davon erzählen.

Michael Witt
Michael Witt Foto: Petra Schöbel
Michael Witt
Foto: Petra Schöbel
»Der finanzielle Aufwand für den Unterhalt ist ja immens«

Vier Tage ist Alfons Schillinger (69) aus Straubing in Niederbayern mit Ehefrau und zwei befreundeten Ehepaaren in der Region unterwegs. Jedes Jahr sind sie gemeinsam auf Achse, erkunden Landschaften und Sehenswürdigkeiten. In Sigmaringen sind sie »vor Anker gegangen« und gestern, angesichts des schönen Wetters, zum Tagesausflug in Richtung Lichtenstein aufgebrochen. Besichtigt haben sie das Schloss schon bei früheren Besuchen. Gestern sind sie zum Spazierengehen gekommen und um die Aussicht zu genießen. »Wir haben vorhin von Honau aus zum Schloss hinauf geschaut«, berichtet Schillinger, »jetzt wollen wir von oben hinunterschauen.« Für die sechs Bayern ist das der Auftakt des Tagesprogramms. In Bad Urach wollen sie die Fachwerkhäuser bewundern und dort auch zu Mittag essen, am Nachmittag im Engstinger Automuseum Kleinwagen aus der Zeit, in der sie jung waren, anschauen.

Karin Zerrer
Karin Zerrer Foto: Uwe Sautter
Karin Zerrer
Foto: Uwe Sautter

Zwei Wochen lang sind Anja (54) und Bernd Klein (53), die in der Nähe von Hamburg leben, auf Burgen- und Schlösser-Tour durch Baden-Württemberg. Jedes Jahr erkunden sie in einem anderen Bundesland ehemalige Adelssitze, um sich Inspirationen zu holen für das eigene Heim. Denn sie sind Mittelalter-Fans und haben ihr Zuhause "ritterlich" ausgestattet, wie Anja Klein erklärt. Ihre Reise begann am Sonntag am Bodensee. Lichtenstein ist für sie "das fünfte Schloss am dritten Tag", zwei historische Gebäude pro Tag wollen sie schaffen. "Total spannend", fanden sie die Führung, "die hat die Atmosphäre von damals gut rübergebracht." Weil das Schloss zudem "schön klein und überschaubar" sei, könne man sich gut vorstellen, wie dort früher gelebt wurde. Aus ihrer Sicht wäre es gerechtfertigt, Besitzer solcher Immobilien mit öffentlichen Mitteln zu unterstützen. »Der finanzielle Aufwand für den Unterhalt ist ja immens«, betont Bernd Klein, "das kann man privat gar nicht leisten." Diese Bauwerke sollten aber unbedingt für die Nachwelt erhalten werden.

Markus Kemper
Markus Kemper Foto: Petra Schöbel
Markus Kemper
Foto: Petra Schöbel
»Insbesondere ältere Herren sind neugierig, was wir da machen«

Genau diese Aufgabe übernehmen derzeit die Handwerker der Zimmerei Hummel aus Engstingen. Seit sechs Wochen arbeiten sie bereits am Gerobau, und es wird noch einmal so lang dauern, erklärt Rainer Leippert. Sie erneuern die teils sehr maroden Balken des Fachwerks und erledigen kleinere Reparaturen am Dach. Weil täglich viele Touristen an der Baustelle vorbeikommen, werden auch sie zur Sehenswürdigkeit. »Manchmal ist das ganz lustig«, sagt Leippert, »insbesondere ältere Herren sind neugierig, was wir da machen, und schwätzen gern mit uns.«

Anja und Bernd Klein
Anja und Bernd Klein Foto: Petra Schöbel
Anja und Bernd Klein
Foto: Petra Schöbel

Tatsächlich finden auch Unterhausener den Weg aufs Schloss. Leon ist mit seiner Freundin Sophie aus Innsbruck zu Fuß heraufgekommen, um ihr die heimatliche Attraktion zu zeigen. »Ich bin gespannt«, sagt die Österreicherin.

Das schöne Wetter am letzten Ferientag nutzt Familie Baur aus Weinstadt-Beutelsbach für einen Ausflug auf die Alb. Bei der »Qual der Wahl« entschieden sie sich fürs Schloss Lichtenstein, das sie noch nicht kannten. »Super«, lautet das Fazit von Petra Baur (48), begeistert ist sie vor allem von der Aussicht. »Die Führung war sehr interessant«, ergänzt Markus Baur (47), »und auch für die Kinder genau richtig.« Das bestätigen Natalie (8) und Bianca (13), die sich hier »wie in einem Märchenschloss« vorkommen. (GEA)