Logo
Aktuell Infrastruktur

Der Peoplemover in Pfullingen wird abgebaut

Seit Jahren steht der Peoplemover am nördlichen Ortseingang der Echazstadt still. Jetzt wird er abgebaut. Warum und was mit ihm passiert, erklären die Verantwortlichen.

Der Peoplemover prägte mehr als ein Jahrzehnt den Ortseingang von Pfullingen. Jetzt will Reutlingen mit der Modernität der Anlag
Der Peoplemover ist bald Geschichte. Foto: Markus Niethammer
Der Peoplemover ist bald Geschichte.
Foto: Markus Niethammer

PFULLINGEN. Im Jahr 2001 wurde der Peoplemover in Pfullingen in Betrieb genommen. Eine einzigartige Hilfe zur Straßenüberquerung, die es damals in Deutschland so noch nicht gegeben hatte. Statt eine Ampel oder einen Zebrastreifen zu nutzen, konnten Fußgänger per Aufzug die Marktstraße überqueren. Ein Vergnügen, das nur kurz währte: Vor Jahren schon wurde der Betrieb des Peoplemover eingestellt und seitdem steht er still. Lange Zeit war nicht klar, was mit ihm passieren soll, nun verkünden die Stadtverwaltung und der Pfullinger Brauchtumsverein seinen Abbau.

Pfullingens Bürgermeister Stefan Wörner (von links) und Martin Schindler und Dieter Metzger vom Pfullinger Brauchtumsverein vor
Pfullingens Bürgermeister Stefan Wörner (von links) und Martin Schindler und Dieter Metzger vom Pfullinger Brauchtumsverein vor dem Peoplemover. Foto: Berya Yildiz Inci
Pfullingens Bürgermeister Stefan Wörner (von links) und Martin Schindler und Dieter Metzger vom Pfullinger Brauchtumsverein vor dem Peoplemover.
Foto: Berya Yildiz Inci

Eigentlich sollte die Straßenüberquerung - so wurde es im vergangenen Jahr noch geplant - gänzlich in die Hände des Brauchtumsvereins übergeben werden. Das Ziel war es, den Peoplemover ab und auf dem Areal der ehemaligen Hortense wieder aufzubauen. »Neben dem städtischen Bauhof, der dort geplant ist, soll auf dem Areal auch eine Halle für uns hin, die wir zur Unterbringung unserer Exponate nutzen können«, erklärt Dieter Metzger, Vorsitzender des Vereins. Der Pachtvertrag wird aktuell noch ausgearbeitet. Auch ein Teil des Peoplemovers - die Fahrkabine samt eines Stückes des Turms - soll einen Platz dort bekommen, aber nicht mehr das ganze Gestell. »Wir wollten nicht, dass dieses historische Bauwerk einfach sang- und klanglos aus der Stadt verschwindet, deswegen haben wir uns dafür entschieden«, sagt Metzger.

Zwei Millionen Deutsche Mark

Produziert wurde der im Volksmund auch als »Nomlupfer« bekannte Peoplemover von der Firma Emil Schmid aus Sonnenbühl. Von der ersten Idee bis zum fertigen Produkt wurden rund zwei Millionen Deutsche Mark für das Objekt ausgegeben. Medienberichten zufolge sollen 2001 täglich nahezu 500 Fahrgäste mit dem Aufzug die Straße überquert haben. Die Kabine des Peoplemovers bot Platz für bis zu acht Personen. Eine Fahrt dauerte etwa 30 Sekunden, die Anlage war täglich von 5.30 bis 22 Uhr in Betrieb. Einige Jahre später stand der Peoplemover dann 2009 auf einmal still und wurde seitdem zum Erstaunen einiger Pfullinger nicht mehr in Betrieb genommen.

Die Stadt Pfullingen hatte auf GEA-Nachfrage vor rund einem Jahr mehrere Gründe genannt, warum der Peoplemover nicht mehr aktiv ist. Allen voran sind es »sicherheitstechnische Gründe«, weswegen das Objekt nicht mehr genutzt werden kann. Die komplette Elektronik, sowie die Türen und Türme hätte ersetzt werden müssen. Außerdem wäre eine Instandsetzung zu teuer: Alleine die Reparaturen würden - Stand 2011 - einmal rund 280.000 Euro umfassen. Hinzu kämen dann noch - auch Stand 2011 - jährliche Wartungs- und Betriebskosten von rund 38.000 Euro. »Vor dem Hintergrund, dass in gut erreichbarer Nähe eine voll signalisierte Kreuzung vorhanden ist, waren diese Kosten 2011 bereits nicht darstellbar«, hatte die Stadt damals geschrieben und hervorgehoben, dass die Preise heutzutage vermutlich noch höher liegen würden.

Marktstraße wird voll gesperrt

»Ich bin froh, dass das Thema nun federführend vom Brauchtumsverein angegangen wird«, zeigt sich Bürgermeister Stefan Wörner dankbar: Emil Schmid, Inhaber der Firma, die den »Nomlupfer« auf den Markt gebracht hatte, sei vor einigen Monaten auf Wörner zugekommen und habe gesagt, dass der Peoplemover in seinen Augen kein repräsentatives Bauwerk mehr für ihn sei. Am kommenden Dienstag, 28. Oktober, wird der Peoplemover nun also abgebaut. Die Marktstraße wird dafür von Dienstag an bis Freitag, 31. Oktober, voll gesperrt. Die Umleitung erfolgt über die Max-Eyth-Straße, in der für diesen Zeitraum ein absolutes Haltverbot in beide Fahrtrichtungen gilt. Auch die Bushaltestellen werden während der Vollsperrung ersatzweise verlegt.

»Am Dienstagmorgen kommt dann der große Kran und baut den Peoplemover ab«, erklärt Metzger. Dies geschieht in Zusammenarbeit mit regionalen Firmen. Über die Kosten könne er noch gar nichts sagen. Die Stadt Pfullingen, der das Bauwerk gehört, hat sich dazu bereit erklärt, das Material an den Brauchtumsverein zu übergeben. »Das Metall werden wir dann verkaufen«, sagt Metzger. Emil Schmid hat sich bereit erklärt, den Abbau mit einer Spende zu unterstützen - wie hoch diese ausfällt, ist noch nicht sicher. »Die Stromleitungen sind jetzt schon gekappt und die Elektronik so zurückgebaut, dass es kommende Woche keine Funken geben wird.« Dem Abbau stehe nichts mehr im Wege (GEA)