ENINGEN. »Wir Eninger sind Ihnen sehr dankbar. Was Sie gesät haben, pflanzt sich fort«, würdigte der ehemalige Hauptamtsleiter Hans-Otto Christe die Verdienste von Paul Deppe, mit Künstlernamen Jean-Paul Mathé. Am Sonntagabend gab Deppe zusammen mit dem zehnköpfigen Johann-Strauss-Festival-Ensemble in der HAP-Grieshaber-Halle das offiziell letzte Neujahrskonzert.
1982 habe Deppe die Musikschule ins Leben gerufen und bis 2004 geleitet. »Davon profitiert das Eninger Musikleben ganz entscheidend«, so Christe. Auch die Rathauskonzerte und ab 1984 die »begeisternden« Neujahrskonzerte habe Deppe initiiert. Auch Gemeinderätin Annegret Romer fand lobende Worte. »Es war eine gute Idee, nach Eningen zu kommen, um von hier aus auch eine Karriere bei der Württembergischen Philharmonie zu starten«, sagte sie. »Heute verabschieden wir uns von einem brillanten Musiker, ideenreichen Impulsgeber, engagierten Entertainer und Manager.«
»Ohne Hans-Otto Christe und den damaligen Bürgermeister Günther Zeller wäre das alles gar nicht gegangen«, so Deppe. Das heutige Konzert sei sein offizieller Abschied, sagte er und ließ dabei ein Hintertürchen offen: »Aber wenn man mich wieder einladen sollte, wäre ich nicht abgeneigt.« Vor der Verabschiedung erlebte das zahlreich erschienene Publikum einen zauberhaften Abend mit Melodien, die man kennt, jedoch oft nicht benennen kann. Mit seiner humorvollen Moderation brachte Deppe den Gästen Titel und Inhalt der Stücke nahe.
Von Urach nach St. Petersburg
Schwungvoll und lieblich-zartschmelzend zugleich erklang der Einzugsmarsch aus dem »Zigeunerbaron«. Danach trat der renommierte Bass Michael Haag vom Aalto-Theater Essen auf die Bühne. Wie er als Schweinezüchter Zsupán gestenreich und dramatisch seine Liebe zu den Tieren beschrieb, brachte das Publikum zum Lachen. Viel Gelächter gab es auch bei den Fabeln, Gedichten und Geschichten, mit denen Deppe die Musik ergänzte. Da ging es um die Kooperation von Christkind und Finanzamt oder einen »Schickimicki-Typen in Designerklamotten«, der von einem Uracher Schäfer ausgetrickst wurde.
Um »den richtigen Winter herbeizurufen« ließ das 1995 gegründete Salonorchester die »Winterlust«, den »Schlittschuhläufer Walzer« und die »Petersburger Schlittenfahrt« erklingen. »Es geht um Kälte, aber wir spielen es mit Feuer«, sagte Deppe. Leider ließ sich, trotz CD als Belohnung, niemand dazu bewegen, vor der Bühne einen Walzer zu tanzen. Besser klappte es mit Andrea, die bei der »Feuerfest Polka« von Johann Strauss auf der Bühne einen schmiedeeisernen Ring anschlug. Beim Mitklatschen waren die Gäste gerne dabei.
Beim »Gold- und Silberwalzer« hörte man in den zarten Tönen das Geld klimpern. Als »plötzlicher Kapitalist« besang Michael Haag die »5 000 Taler« aus der Oper »Der Wildschütz«. Den »Nachtschwärmer Walzer«, so Deppe, spiele das Ensemble gerne mal nach dem Genuss eines Viertele.
Als wahrer Teufelsgeiger entpuppte sich Rene Kubelik und erntete mit seinem rasanten Czardas Beifall und Bravorufe. Natürlich kamen die Musiker ohne Zugaben nicht von der Bühne. (gb)