ENINGEN/TROCHTELFINGEN. Der Startschuss fiel um exakt 17.07 Uhr am Donnerstag. Schon zum vierten Mal – nach 2004, 2009 und 2013 – war der Stamm der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG) aus Eningen bei der bundesweiten 72-Stunden-Jugendsozial-Aktion des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) dabei, ebenso wie rund 300 andere Jugendliche aus dem Dekanat Reutlingen-Zwiefalten. »Wir wollen die Welt ein bisschen besser verlassen, als wir sie vorgefunden haben«, war das Motto der Aktion.
Schon Freitagmorgen hatten die Eninger Pfadis ihre Pläne gemacht. Und das, obwohl sie sich für das Projekt »Get it« entschieden haben, also unbekannte Aufgaben zu erledigen. »Naja, die Aufträge müssen da schon immer zum jeweiligen Stamm und seiner Örtlichkeit passen«, schränkte Tanja Stamenkovic von der Leiterrunde die Herausforderung ein wenig ein. Deshalb hatten sich ehemalige Mitglieder des Stammes die Aktionen überlegt und auch im Vorfeld gemeinsam mit den betroffenen Heimen oder dem Rathaus abgesprochen.
In diesem Jahr gab es für die Eninger acht Arbeitsaufträge. So zum einen der Bau von rollstuhlgerechten Hochbeeten und deren Bepflanzung, darüber hinaus auch die Gestaltung des Gartens als »Sinnesgarten« mit Blumenwiese und selbst hergestellten Mobiles, Windspielen und Akustikwänden in den Pflegeheim St. Elisabeth und Frerè Roger. Außerdem sollten der alte Pfarrgarten bei der Andreaskirche hergerichtet sowie der Sturzprophylaxe-Weg am Calner Platz gesäubert und erneuert werden. Dann galt es, verschiedene Ausflüge für die Bewohner der Pflegeheime zu organisieren und zum Abschluss noch einen Gottesdienst auf die Beine zu stellen.
Spendenlauf in Pliezhausen
»In diesem Jahr sind 75 Personen ab acht Jahren dabei, von den Wölflingen über Knappen und Späher bis zu den Pfadfindern«, erklärte Veronika Fanous vom Vorstandsteam. Zweifel, dass sie die Aufgaben in dieser Zeit nicht schaffen könnten, gab es nie. »Viele uns unterstützende Firmen und Unternehmen, die Mitarbeiter des Bauhofs und die Verwaltung im Rathaus haben es uns mit kompetenter Beratung, mit Sonderpreisen und Spenden oder mit zur Verfügung gestellen Maschinen und Material leicht gemacht«, betonte Stamenkovic.
Übernachtet haben die Pfadis wieder in der großen Halle des Bauhofs. »Für unsere Kids und Teenies ist diese 72-Stunden-Aktion etwas ganz Besonderes«, erklären sie unisono. »Es ist für alle ein tolles Gefühl, wenn dabei etwas Bleibendes entsteht und sie später sagen können: Da war ich dabei, da habe ich mitgearbeitet«, verdeutlichte die Mitvorsitzende Judith Brauße. »Die Begegnung unserer Jungen mit den alten Leuten war für alle eine unheimliche Bereicherung«, hob auch Fanous hervor.
In Pliezhausen organisierten die Jugendleiter der Seelsorgeeinheit Reutlingen-Nord einen Spendenlauf zugunsten des Kinder- und Jugendhospizes des ambulanten Hospizdienstes Reutlingen. Die Bad Uracher Weihrauchjunkies (Ministranten) bauten auf dem Biohof Bleiche, einem Wohnheim für Menschen mit Behinderung, einen Streichelzoo für Hühner, Hängebauchschweine und Hasen behindertengerecht aus, sodass er für Besucher und Bewohner zugänglich wird.
Für Erhalt der Schöpfung
Auch rund um die Kirche von Steinhilben wird gewerkelt. Junge Menschen in grünen T-Shirt sind emsig bei der Sache. Hier schaufeln Jungs einen Haufen Erde auf ein Sieb, dort greifen zum Beispiel Maria (15) und David (14) zu Säge und Bohrmaschine. Bei der Auftaktveranstaltung des Dekanats Sigmaringen-Meßkirch haben die Mitglieder des Jugendtreffs der katholischen Pfarrgemeinde St. Pankratius ihre Aufgaben erhalten: Vor dem Pfarrhaus sollen sie einen neuen Schaukasten aufstellen, außerdem das Gelände um Kirche und Pfarrgebäude gestalten. Sie legen zwei Blumenwiesen für Insekten und Wildbienen an und bereiten einen Vortrag über Biodiversität und den Erhalt der Schöpfung vor. »Sie sollen ein Gespür für die Natur bekommen, mit offenen Augen durchs Leben gehen und Gottes Schöpfung bewahren lernen«, sagen Kornelia Locher und Brigitta Hölz, zwei der Betreuerinnen. Drittes Projekt: Die Mädchen und Jungen bauen Insektenhotels und organisieren ein Gemeindefest. Die Gäste können dann die Insektenbehausungen mit nach Hause nehmen, ebenso wie ein Tütchen mit Samen, damit das Samenkorn des sozialen und ökologischen Engagements aufgeht. Das Besondere am Steinhilber Projekt ist auch, dass hier Ökumene gelebt wird, denn katholische Mädchen und Jungen sind ebenso wie evangelische beteiligt. »Wir hier an der Basis trennen nicht. Wir sind Christen«, sagt Kornelia Locher.
Gemeinsam gestalten wollten auch die Ministranten der Pfarrgemeinde St. Martin in Trochtelfingen, die sich an der 72-Stunden-Aktion unter dem Motto »Uns schickt der Himmel« beteiligen. Ihre Aufgabe: Sie planen und bauen einen Bücherbaum, der auf dem Gelände der Pfarrgemeinde aufgestellt wird. Hier kann jeder Bücher hinterlegen, die ein anderer mitnimmt und dafür wiederum seine ausgelesenen Schmöker hinterlässt. Hier wird nicht nur Altes getauscht, sondern Wissen weitergegeben und das Lesen gefördert. Und davon sollen alle Trochtelfinger profitieren. Vielleicht gibt es hier auch die Gelegenheit, miteinander ins Gespräch zu kommen, vielleicht gibt es Literatur über eine bessere Welt. Die Jugendlichen haben ihren Beitrag dazu geleistet. (GEA)