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Wohnung mit Fußbodenheizung

WANNWEIL. Wer die Tür zur Kapelle in der Wannweiler Kirche öffnet, blickt in einen Abgrund. Eine Lampe erleuchtet Mauerreste im Fischgratmuster - die römische Art stabile Wände zu bauen. Unterhalb der Johanneskirche befinden sich Reste eines römischen Hauses. Das steht nun zweifelsfrei fest. Die einstigen Bewohner haben dort komfortabel gelebt: Fußboden und Wände ließen sich beheizen, berichtet Manfred Degenhardt. Und sehr wahrscheinlich haben sie auch fließendes Wasser gehabt.

Erdschicht um Erdschicht hat Manfred Degenhardt zusammen mit Konfirmanden in der Kapelle abgetragen (wir berichteten). Das ausgegrabene Material wurde sorgfältig ausgesiebt. Viele Spuren aus längst vergangenen Zeiten haben sich darin gefunden. Scherben, Münzen, Schnallen, Fibeln, außerdem jede Menge Knochen. Auch eine Flaschenpost war darunter, geschrieben von Pfarrer Johann Caspart, der schon 1883 in der Kapelle gegraben hatte. Nachdem das lockere Material ausgehoben war, kam nun das Landesdenkmalamt zum Zug.

Den römischen Bau, auf dem die Kirche steht, identifizierten die behördlichen Denkmalschützer als »Villa rustica«, ein großes römisches Landgut also. Solche Gutshöfe waren in der Regel an fruchtbaren Stellen in Flussnähe angesiedelt. Das ganze Spektrum an Scherben und Münzen, die in Wannweil gefunden wurden, sprechen dafür.

Erstaunlich ist für Degenhardt allerdings die Lage. Denn die Römer siedelten ihre Gutshöfe in der Regel an Hängen an, nicht, wie hier geschehen, in einem Flusstal. Ein mindestens 150 Jahre lang florierender Hof muss die Wannweiler »Villa rustica« gewesen sein. Wie groß sie war, lässt sich allerdings nicht mehr rekonstruieren. Die Ecke eines Wohnraums ist nun freigelegt. Erkennen lässt sich auch ein römischer Estrich. Außerdem wurden Reste der Heizanlage gefunden. Auch lassen Steine am Boden, die in der Form eines Kanals liegen, auf ein Abwassersystem schließen.

»Schrittchen um Schrittchen kommt man der Sache näher«, beschreibt Manfred Degenhardt die mühevolle archäologische Kleinarbeit. Auf vielen Wegen versucht er Erkenntnisse über die Wannweiler Geschichte zu gewinnen.

So werfen die Wannweiler Ausgrabungen einzelne Lichtblicke in die Dunkelheit der Vergangenheit. Die römischen Tonscherben könnten aus Nürtingen stammen. Dort wurde eine römische Töpferei ausgegraben. Gut möglich, dass die Nürtinger ihre Ware bis nach Wannweil gehandelt haben.

Der römische Boden ist erreicht, die Untersuchungen in der Kapelle gehen weiter: Als nächstes soll nun Alter und Art der Knochen von einem Arzt und einem Archäologen bestimmt werden.

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