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Aktuell Versorgung

Wasserversorgung am Albtrauf: Jusigruppe muss sich weiter verschulden

Investitionsstau soll abgearbeitet werden. Auswirkungen auf den Wasserpreis in drei Verbandsgemeinden

Der neugewählte Vorsitzende und Kohlberger Bürgermeister Thomas Franz (Sechster von links) mit den Mitgliedern des Wasserversorg
Der neugewählte Vorsitzende und Kohlberger Bürgermeister Thomas Franz (Sechster von links) mit den Mitgliedern des Wasserversorgungsverbands Jusigruppe, bestehend aus den Orten Kohlberg, Grafenberg und Neuffen/Kappishäusern. FOTO: SANDER
Der neugewählte Vorsitzende und Kohlberger Bürgermeister Thomas Franz (Sechster von links) mit den Mitgliedern des Wasserversorgungsverbands Jusigruppe, bestehend aus den Orten Kohlberg, Grafenberg und Neuffen/Kappishäusern. FOTO: SANDER

GRAFENBERG. Schwerpunkte der Wasserversorgungsverbandsversammlung Jusigruppe, zu der Kohlberg, Grafenberg und Kappishäusern als Ortsteil von Neuffen gehören, waren die Themen Sanierungsmaßnahmen und Finanzsituation.

Die Wahlen waren schnell erledigt, denn normalerweise ist immer der Kohlberger Bürgermeister Vorsitzender, der Grafenberg erster und der Neuffener zweiter Stellvertreter. Durch das vorzeitige Ausscheiden von Rainer Taigel als Kohlberger Bürgermeister übernahm interimsmäßig der Grafenberger Bürgermeister Volker Brodbeck als erster Stellvertreter die Führung. Jetzt wurde in der Verbandsversammlung im Grafenberger Rathaus einstimmig Thomas Franz als neuer Vorsitzender gewählt.

Neu im Amt ist nicht nur Thomas Franz sondern durch die Wechsel in den Gemeinde- und Ortschaftsräten sind auch mehrere Mitglieder neu dabei und hatten sich gleich mit schwierigen Themen zu befassen.

Lange Lieferzeiten

Dr. Jochen Fritz vom gleichnamigen Planungsbüro, das schon vor fast zehn Jahren ein Strukturgutachten für den Wasserversorgungsverband und seine Anlagen erstellt hatte, erläuterte Einzelheiten zu den Sanierungsmaßnahmen am Pumpwerk Raupental in Kohlberg und zur weiteren Vorgehensweise.

Klar wurde dabei, dass der durch immer wieder aufgeschobene Entscheidungen und Arbeiten entstandene Investitionsstau abgearbeitet werden muss und die Maßnahmen sich verteuern, weil inzwischen Preise gestiegen sind.

Neben den fachlichen Problemen wie Ausgleich vom Höhenversatz von zwei Rohren gab es außerdem bereits beim ersten Maßnahmenpaket Materialengpässe und somit lange Lieferzeiten und Zeitverzögerung. Die Sanierung des Hochbehälters Raupental war vorrangig, zumal das Gesundheitsamt schon gegen die immer wieder verschobenen Sanierungsmaßnahmen interveniert hatte.

Der Schuldenberg wächst

Eigentlich sollte im nächsten Schritt der Hochbehälter Grafenberg saniert werden, aber es empfiehlt sich zuerst das Leitungssystem zu sanieren, denn es gebe massive Leitungsschäden, wie Fritz mitteilte. Zu dem Thema soll der Wassermeister und Kohlberger Bauhofleiter Mario Kunze in die Verbandsversammlung eingeladen werden, wie Brodbeck vorschlug.

Die Sanierungsarbeiten haben zusätzlich zu den für alle abnehmenden Gemeinden bevorstehenden Wasserpreiserhöhungen durch die erforderlichen Maßnahmen am Pumpwerk der Bodenseewasserversorgung Auswirkungen auf die Wasserpreise in den drei Gemeinden.

Schon jetzt ist die Verschuldung der Jusigruppe von 192.000 Euro Ende 2023 auf mehr als eine Million Euro zum 30. Juni dieses Jahres angewachsen.

»Weitere Mehrkosten sollten jetzt nicht mehr kommen, sonst würde das sehr eng«, kommentierte Verbandsrechner Kuno Auber die Kostensteigerungen während der laufenden Sanierungsphase. Sein Ausblick macht deutlich, wie sehr die Abarbeitung des Investitionsstaus die Finanzen belastet. »Die aktuelle Liquidität ist knapp bemessen. Weitere Investitionen können nur über die Aufnahme weiterer Darlehen«, so Auber.

Da die noch ausstehenden Investitionen aus dem Strukturgutachten 2015 stammen, müssen die Kostenkalkulationen aktualisiert werden. In der mittelfristigen Investitionsplanung sind für die nächsten zehn Jahre weitere 2,4 Millionen Euro vorgesehen. »Die Betriebskostenumlagen werden in künftigen Jahren weiter ansteigen. Zum einen ziehen die Abwicklung von weiteren Investitionen erhöhte Abschreibungen nach sich. Zum anderen werden durch die Aufnahme weiterer Darlehen zusätzliche Zins- und Tilgungsbelastungen entstehen. Außerdem ist von einem weiter steigenden Wasserbezugspreis bei der Bodensee-Wasserversorgung auszugehen.«

Kommt ein Notstromaggregat?

Zum weiteren Vorgehen stellte der Grafenberger Gemeinderat Thomas Vorwerk die Frage in den Raum, ob die Sanierung der gemeindeeigenen Jusiquelle in Kohlberg Aufgabe der Jusigruppe oder der Gemeinde sei. Diese Quelle würde im Notfall nicht ausreichen, um allein den Kohlberger Wasserbedarf zu decken. Zur Vorsorge für den Notfall eines möglichen Wasserversorgungsengpasses wird sich die Jusigruppe auch mit der Frage eines Notstromaggregats befassen und lässt sich Angebote dazu ausarbeiten. (mar)