WALDKIRCH/WANNWEIL. »Heimat hat viele verschiedene Facetten, seien es Geburtsort, Dialekt oder Bräuche. Gemeinsam ist diesen das Gefühl, zu Hause zu sein. Heimat darf alles sein, nur nicht ausgrenzend. Wenn sich Menschen für ihr Gemeinwesen engagieren, dann schaffen sie Heimat«, sagte Wissenschaftsministerin Theresia Bauer am Freitag, 7. September, im katholischen Gemeindezentrum in Waldkirch.
Für ihre Verdienste um die Heimat wurden zehn Persönlichkeiten mit der Heimatmedaille Baden-Württemberg ausgezeichnet. Auch der Wannweiler Botho Walldorf wurde mit der Heimatmedaille Baden-Württemberg ausgezeichnet. Hauptamtsleiter Volker Steinmaier und Walter Ott, der Vorsitzende der Geschichtswerkstatt freuten sich mit ihm über die Auszeichnung.
Im Rahmen des Festaktes wurde auch ein Videoclip über Botho Walldorf gezeigt, der auf der Website der Geschichtswerkstatt ( https://geschichtswerkstatt.wannweil.de) zu sehen ist.
»Wenn sich Menschen für ihr Gemeinwesen engagieren, dann schaffen sie Heimat«
Die Bandbreite des Engagements der Geehrten ist groß: Sie reicht von der Orts- und Regionalgeschichtsforschung über die Landeskultur, die Brauchtumspflege, die Mundart und die Archäologie bis hin zur Integrationsarbeit. »Die Trägerinnen und Träger der Heimatmedaille leisten mit ihrem Engagement einen wichtigen Beitrag für die kulturelle Identität und den Zusammenhalt in der Gesellschaft«, sagte Ministerin Bauer. Die Übergabe der Heimatmedaillen bildet den Auftakt der Landesfesttage im Rahmen der Heimattage Baden-Württemberg. In diesem Jahr wurden die Heimattage von der Stadt Waldkirch ausgerichtet.
Die Auswahl der Persönlichkeiten, die die Heimatmedaille erhalten, erfolgte durch den Landesausschuss Heimatpflege Baden-Württemberg. Sie basiert auf den Vorschlägen der Arbeitskreise für Heimatpflege in den vier Regierungsbezirken, die mit über 200 Mitgliedsvereinen in der Heimat- und Brauchtumspflege zusammenarbeiten. In der Laudatio der Wissenschaftsministerin hieß es unter anderem: Botho Walldorf habe seit 1960 als Hobbyfotograf in unzähligen Aufnahmen die Entwicklung des Eisenbahnwesens im Regierungsbezirk Tübingen sowie die Alltagsgeschichte im Raum Gammertingen dokumentiert. Mit einem besonderen Gespür fotografierte er das Untergehende: die letzten Dampflokomotiven in Betrieb, Plumpsklos, Schlafkammern mit Haipfeln auf den Betten, rauchgeschwärzte Dachstühle sowie Hausabbrüche – alles Motive, die sonst kaum in Fotosammlungen zugänglich sind.
Besonders aussagekräftig seien seine Fotografien, auf denen das »Gleichzeitige des Ungleichzeitigen« festgehalten ist: etwa der Bauer mit dem Kuhfuhrwerk, die Eisenbahn oder der Gastarbeiter, der während einer Prozession sein Auto putzt. Eigene Aufnahmen habe er durch private Fotonachlässe und Reproduktionen älterer Fotografien ergänzt.
Zwar habe Botho Walldorf zahlreiche Bildbände mit seinen Aufnahmen veröffentlicht, doch wichtig sei ihm, dass seine gesamten Dokumentationen in öffentlichen Archiven verwahrt werden und für die Allgemeinheit zugänglich sind. So habe er 1987 begonnen, seine Fotografien sowie weitere schriftliche und audiovisuelle Sammlungsunterlagen im Staatsarchiv Sigmaringen zu hinterlegen. Bei der Verwahrung unterstütze er die Archivare nachhaltig, indem er selbst für eine konservatorisch angemessene Verpackung sorge, vor allem aber, indem er die Aufnahmen detailliert beschreibe und ausführlich mit biografischen und historischen Informationen in den Entstehungszusammenhang einbettet.
Das Staatsarchiv Sigmaringen hat seit 2007 eine kleine Auswahl seiner Fotografien ins Internet eingestellt. (eg/GEA)
https://alltagalb.de/2018/07/15/ interview-botho-walldorf/