BEMPFLINGEN. Für Gabriele Stimmler gibt es immer eine Lösung, auch wenn die erste Ausstellung der Hobbykünstlerin von der Corona-Pandemie betroffen ist: "Den Kopf in den Sand zu stecken, ist nicht mein Motto", beschreibt sie ihr Naturell. Deshalb gibt es die Ausstellung "VielFalt" im Bempflinger Rathaus trotz dessen eingeschränkter Zugänglichkeit. Auch mit einer Vernissage – online eben. Sie ist auf der Homepage der Gemeinde eingestellt, zu sehen sind dort auch die vielfältigen Werke der Neu-Kleinbettlingerin.
Das breite Publikum spricht sie damit (noch) nicht an, aber: »An der Vernissage konnten Menschen teilnehmen, die sonst wegen der Entfernungen nicht gekommen wären«, erzählt sie von den positiven Aspekten dieser ungewöhnlichen Aktion.
Die Corona-Krise sollte ihr keinen Strich durch ihre Premieren-Ausstellung machen, obwohl an eine normale Eröffnung nicht zu denken war: Gabriele Stimmler wollte vielmehr mit der Zeit gehen, die neuen Medien nutzen, und drehte mithilfe ihres Ehemannes Helmut einen kleinen Film.
»An der Vernissage konnten Menschen teilnehmen, die sonst nicht gekommen wären«
Sieben Minuten lang werden die Betrachter von der Künstlerin selbst von Werk zu Werk geführt, die Arbeiten der Autodidaktin sind von einer großen Vielfalt geprägt: Gabriele Stimmler liebt die Acrylmalerei und lässt sich unter anderem vom Meer oder von Afrika inspirieren, verarbeitet in ihren Acrylbildern aber auch alte Bücher oder Tannennadeln. Sie kreiert Skulpturen, Holzbilder und Collagen unter anderem aus Briefmarken. Ga-briele Stimmlers neue Leidenschaft gilt den Zentangels, Zeichnungen, die sich in immer wiederkehrenden Mustern zusammensetzen: »Sie sind ein Geduldsspiel, es macht aber sehr viel Spaß.«
Neues ausprobieren und stets neugierig sein: Dies zeichne ihre Freundin aus, erklärt Laudatorin Elke Schweigert im Vernissage-Video. Zu neuen Ufern hatte sich die Hobbykünstlerin nämlich 2015 aufgemacht, als sie an der Nordsee einen einwöchigen Malkurs »Malen am Watt« gebucht hatte: »Außer ein wenig Kunstunterricht an der Schule hatte sie keine Erfahrung«, so die Laudatorin. Als Ga-briele Stimmler am zweiten Tag einen Wattvogel zeichnen sollte, hätte sie am liebsten einen Rückzieher gemacht und wäre zu einem Spaziergang aufgebrochen – doch der Kursleiter ließ das nicht zu. Am Abend hatte auch Gabriele Stimmler ihren Wattvogel erfolgreich zu Papier gebracht, und spätestens seit damals gelte für ihre Freundin die Devise, man müsse sich einfach alles zutrauen. Bereits ein Jahr später schrieb sie sich im Allgäu zu einem Kurs abstrakte Acrylmalerei ein, seither sprudelt die Kleinbettlingerin – 2009 war Ga-briele Stimmler von München ins Schwabenland gezogen – vor kreativer Energie. Und entwickelte die Idee einer Online-Vernissage, der Bürgermeister Bernd Welser sofort zugestimmt hatte. Der ist in dem Film voll des Lobes für Gabriele Stimmlers Initiative: »Sie hat zusätzlich diese technische Herausforderung gemeistert.« Welser fordert die Bempflinger und alle anderen Kunstinteressierten auf, die Möglichkeit des virtuellen Rundgangs zu nutzen – es lohne sich.
Alle zwei Jahre ist unter dem Motto »Kunst im Rathaus« dort eine Ausstellung zu sehen, wenn auch derzeit in reduzierter Form – nur wer einen Termin bei der Verwaltung hat, kann die Kunstwerke in natura betrachten. Doch die Türen des Rathauses werden sich wieder für die Allgemeinheit öffnen, da ist sich der Bürgermeister sicher. Zumindest bis zum Jahresende ist die Ausstellung »VielFalt« von Gabriele Stimmler im Rathaus zu sehen. Eine nachgeholte Vernissage wird es nicht geben, so die Hobbykünstlerin. Über eine Finissage könne man dagegen durchaus nachdenken.
Doch zunächst sind ihre Bilder und Skulpturen in erster Linie online zu sehen, bei einem virtuellen Rundgang durchs Bempflinger Rathaus. (GEA)