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Aktuell Maikundgebung

Viel erreicht, noch viel zu tun

Die DGB-Regionssekretärin Elke Wach und die Betriebsrätin Manuela Dankesreiter in Metzingen

1. Mai beim Metzinger Naturfreundehaus Falkenberg: Der DGB-Chor "Zwischentöne" zeigte sich am Vormittag des gestrigen "Tages der
1. Mai beim Metzinger Naturfreundehaus Falkenberg: Der DGB-Chor »Zwischentöne« zeigte sich am Vormittag des gestrigen »Tages der Arbeit« ebenso kämpferisch wie die zwei Rednerinnen, während am Nachmittag »Walter F. Diet & friends« spielten und die Naturfreundejugend fürs Kinderprogramm sorgte. FOTO: LEISTER
1. Mai beim Metzinger Naturfreundehaus Falkenberg: Der DGB-Chor »Zwischentöne« zeigte sich am Vormittag des gestrigen »Tages der Arbeit« ebenso kämpferisch wie die zwei Rednerinnen, während am Nachmittag »Walter F. Diet & friends« spielten und die Naturfreundejugend fürs Kinderprogramm sorgte. FOTO: LEISTER

METZINGEN. Die Firma Sauter Feinmechanik GmbH war mal ein Traditionsunternehmen, wie Manuela Dankesreiter am gestrigen Mittwoch bei der 1. Maikundgebung am Falkenberghaus der Naturfreunde hervorhob. »1988 war ich als Auszubildende noch stolz, dort zu arbeiten«, sagte die heutige Betriebsratsvorsitzende. Doch nachdem das Metzinger Unternehmen 2017 aus dem Arbeitgeberverband ausgestiegen sei, würden »regelmäßig Arbeitnehmerstandards missachtet«, so Dankesreiter. Die Geschäftsführung verfolge nun offensichtlich das Ziel, »Tätigkeiten von Metzingen nach Ungarn zu verlagern – das ist zum Fremdschämen«. Auch das sei ein Grund, zur Europawahl am 26. Mai zu gehen, erklärte Dankesreiter weiter. Denn: »Das EU-Parlament arbeitet daran, solche Schweinereien zu unterbinden.«

Arbeitnehmerrechte stärken

Arbeitnehmerrechte sollen und müssen weiter geschützt und in ganz Europa vereinheitlicht werden, forderte auch Elke Wach als DGB-Regionssekretärin für Südwürttemberg, nachdem der DGB-Chor »Zwischentöne« wie gewohnt am 1. Mai beim Metzinger Falkenberghaus sein kämpferisches Liedrepertoire zum Besten gegeben hatte. »Gleicher Lohn für gleiche Arbeit, egal an welchem Ort in Europa«, rief Wach ebenso kämpferisch den zahlreichen Gästen bei strahlendem Sonnenschein und sehr angenehmen Temperaturen zu.

Zunächst aber hatte die DGB-Regionssekretärin ein positives Fazit des vergangenen Jahres gezogen: »2018 war ein gutes Jahr für die Arbeitnehmer in Deutschland.« Gute Tarifverträge in nahezu allen Branchen und sogar im öffentlichen Dienst sprächen für sich, »das wollen wir heute feiern«, so Elke Wach. Sogar die Arbeit der Bundesregierung, die nach langer Anlaufphase endlich begonnen habe, könne sich sehen lassen: »Die gesetzliche Rente wurde gestärkt, dabei sind die Gewerkschaften ein Treiber der Rentendebatte, wir haben dafür gesorgt, dass auch die Arbeitgeber in die Pflicht genommen werden«, sagte Wach.

Andere Themen müssten dagegen noch beackert werden, wie etwa ausreichender Wohnraum: »Wohnen darf nicht zu unerschwinglichem Luxus für wenige werden«, forderte Elke Wach. »Zudem begrüßen wir die SPD-Vorschläge zum neuen Sozialstaat.« Die Einführung eines Bürgergelds und längere Bezugsdauer von Arbeitslosengeld I wären gute Mosaiksteine. »Und wir unterstützen das Konzept einer Grundrente von Arbeitsminister Hubertus Heil ohne Wenn und Aber.« Wenn jemand nach 35 Jahren sozialversicherungspflichtiger Arbeit auf Sozialhilfe angewiesen sei – »dann ist das ein Skandal«. Genau das drohe aber vor allem einer Vielzahl an Frauen mit Zeiten der Kindererziehung und Pflege von Angehörigen.

Konzerne in die Pflicht nehmen

Apropos Frauen: In Deutschland erhalten laut Wach immer noch 21 Prozent der beschäftigten Frauen weniger Gehalt als Männer. Das sei seit vielen Jahren so und müsse sich dringend ändern, denn: »Geringe Einkommen bedeuten geringe Renten.« Aber auch bei der europaweiten Konzernbesteuerung bestehe Handlungsbedarf: »Es gibt in der EU keine einheitliche Steuerpolitik.« Konzerne und Banken könnten »tricksen«, und wenn sie dennoch vor dem Aus stünden, würden sie mit Steuergeldern gerettet. »Gewinne von Unternehmen müssen am Ort ihres Entstehens versteuert werden«, forderte Wach mit Blick auf Konzerne wie Amazon, Google, Facebook und Apple.

»Jetzt hat sie aber eine lange Rede gehalten«, sagte eine Zuhörerin abschließend zu ihren Tischnachbarn. Genauso wie einige ihrer Bekannten erinnerte sie sich noch gut an die Zeiten vor mehr als 20 Jahren. »Da waren wir noch in der Stadthalle, irgendwann wurde die zu groß, dann sind wir in die Kelter gegangen und dann zum Falkenberghaus«, sagte ein ehemaliger DGB-Vertreter. »Das waren noch Zeiten«, schwelgten die Gewerkschaftssenioren ein wenig in Erinnerungen – bevor sie den heutigen Aktiven mit kräftigem Beifall ihre Zustimmung bekundeten. (GEA)