BAD URACH. Die Mountainbikerin konnte es kaum fassen, als sie ihr Pedelec aus der mobilen Fahrradwaschanlage zog: »Sensationell«, meinte sie strahlend. Und sie sollte nicht die Einzige bleiben, die am Samstag begeistert vom Vorher-Nachher-Zustand ihres Zweirads war: »Das ist eine supertolle Sache«, meinte die Bad Uracherin und hatte gleich einen Vorschlag: So etwas solle doch in der Tourismusstadt eine Dauereinrichtung sein, als ein Anziehungspunkt für die zunehmende Schar an Fahrradfahrern sozusagen.
Zu Marktzeiten entwickelte sich die nachhaltige Fahrradwaschanlage, die durch ein mildes und ökologisch abbaubares Reinigungsmittel sowie Wasser sparender Technologie punktet, jedenfalls zu einer Attraktion: Lange Schlangen bildeten sich vor dem Anhänger, damit das Heilix-Blechle auf zwei Rädern einer Grundreinigung unterzogen werden konnte.
Manche Radler waren eigens dafür auf den Marktplatz gekommen, andere entdeckten auf ihrer Tour durch Bad Urach die Fahrradwaschanlage eher zufällig. Eines einte letztlich alle miteinander: die Überraschung, wie sauber ein Fahrrad sein kann. »Dabei pflege ich es doch immer«, meinte eine Radlerin. »Jetzt sieht man erst, wie dreckig das Fahrrad tatsächlich doch war.«
Zuletzt fast 250 000 Kilometer
In Wartestellung wurde es aber keinem Zweiradler langweilig. Denn das Reinigungsangebot war Teil des offiziellen Auftakts der Aktion Stadt-Land-Radeln, einer seit 2008 existierenden bundesweiten Kampagne an der sich der Kreis Reutlingen zum nunmehr dritten Mal beteiligt. Ziel ist, mit einem Wettbewerb für mehr Klimaschutz und Radverkehr zu werden: »Es geht darum, den Spaß am Radfahren zu wecken«, erklärt Nadine Wachter, Klimaschutzmanagerin des Landkreises.
Das Prinzip des Stadt-Land-Radelns ist einfach: Die Teilnehmer sollen so viele Radkilometer wie möglich sammeln, im vergangenen Jahr haben sich 1145 Mitradler innerhalb von drei Wochen insgesamt fast 250 000 Kilometer mit dem Zweirad zurückgelegt – auch Pedelecs sind erlaubt. »Das Schöne ist, dass tatsächlich viel mehr Menschen sehr viel mehr Rad gefahren sind als üblich, zum Beispiel auch zur Arbeit«, berichtet sie von der letztjährigen Erfahrung. Ob es diesen Effekt dieses Jahr auch gibt, ist noch offen, rutscht man mit der dreiwöchigen Aktion coronabedingt in den Herbst hinein – im vergangenen Jahr fand sie im Juni/Juli statt.
Doch Nadine Wachter ist hinsichtlich der Resonanz zuversichtlich, bislang steigerten sich die Teilnehmerzahlen jedenfalls jährlich. Ein neuerlicher Erfolg zeichnete sich bereits im Vorfeld des offiziellen Starts am Samstag ab: Bereits 650 Radler hatten sich angemeldet, 60 Teams waren bereits registriert. Darunter Schulen und Unternehmen, Stadtverwaltungen, Gemeinderäte und selbstverständlich auch Vereine. »Es haben im Vergleich zum letzten Jahr mehr Menschen angerufen und wollten Informationen über die Aktion«, berichtet Nadine Wachter, was durchaus auch auf das in Coronazeiten steigendes Interesse am Radfahren zurückzuführen sei.
Einstieg jederzeit möglich
Beim Stadt-Land-Radeln beteiligen sich neben Bad Urach die Gemeinden Engstingen, Hayingen, Metzingen, Münsingen und Pfullingen. Mitmachen können jedoch alle, die im Landkreis Reutlingen wohnen, arbeiten, einem Verein angehören oder eine Schule besuchen. Gestartet kann entweder direkt für den Landkreis oder für die teilnehmenden Kommunen. Nach der Anmeldung – sie ist auch während der bis 19. Oktober laufenden Aktion jederzeit möglich – kann entweder einem bereits bestehenden Team beitreten oder ein neues gründen. Einfach unter www.stadtradeln.de anmelden und losradeln, die Kilometer dann im Online-Radelkalender, per Stadtradeln-App oder in einem Erfassungsbogen händisch eintragen. Die Teams mit den absolut meisten Kilometern und den meisten Kilometern pro Teammitglied im Landkreis erhalten eine Geldprämie. Ein Abschlussfest wird"s bedauerlicherweise wegen Corona nicht geben. (GEA)