BAD URACH. Schule vermittelt in der Regel Wissen: Rechnen zu können hilft in vielen Lebenslagen und wer lesen kann, ist klar im Vorteil. Wer nicht schwimmen kann, der riskiert dagegen unter Umständen sein Leben. Deshalb hat sich die Barbara-Gonzaga-Schule dieses Jahr im Rahmen eines wochenlangen Projekts zur Aufgabe gemacht, insgesamt 350 Schüler aus den Klassen drei bis acht die Grundzüge des Schwimmens zu vermitteln oder ihr Können zu vertiefen. Der Auslöser für die Aktion war laut Schulleiter Danilo Böttcher die Pandemie und ihre vielfältigen Einschränkungen: In Coronazeiten war in den Klassen so gut wie kein Sport möglich, erst recht nicht Schwimmunterricht. Den absolvieren die Bad Uracher Grundschüler traditionell in der dritten Klasse im Dettinger Hallenbad, die jetzigen Fünfer hatten wegen der Pandemie beispielsweise so gut wie keine Gelegenheit dazu. Auch die derzeitigen Drittklässler konnten in diesem Schuljahr nur reduziert in die Welt des Schwimmens eingewiesen werden. Dabei sind laut Rektor Böttcher etwa acht Stunden notwendig, damit Anfänger den Kopf über Wasser halten können.
Spenden für »Ermstal-Hilft«
Die mangelnde Schwimmfähigkeit vieler Schüler hat die Sportfachschaft der BGG aktiv werden lassen, das Schwimmprojekt wurde aus der Taufe gehoben: Die Doppelstunde Sport wird seit Wochen im Höhenfreibad abgehalten, dafür sind zu unterschiedlichen Zeiten zwei Bahnen abgesperrt. Möglich war’s durch das Entgegenkommen der Stadt und der Bäderbetriebe, wie der Schulleiter betont. Auch die anfängliche Verstimmung mancher Stammgäste des Freibads über die Sperrung der Bahnen hätte sich schnell gelegt – weil der Gedanke dahinter ankam. So hatten die Drittklässler an sieben Donnerstagen Schwimmunterricht im Freien, bei den anderen Klassen waren es je nach Stundenplan vier bis fünf Mal. Am Ende der Projektzeit stand am Montag nun mit dem Schwimmmarathon eine groß angelegte Abschlussveranstaltung: Nach einem genau ausgetüftelten Plan bekamen alle beteiligten Klassen ein Zeitfenster zugewiesen und die Kinder durften 20 Minuten lang so viele 50-Meter-Bahnen schwimmen, wie sie wollten – ausdrücklich auch unter der Verwendung von Hilfsmitteln.
Viele Jungen und Mädchen wuchsen dabei über sich hinaus und entwickelten je nach ihren Möglichkeiten einen großen Ehrgeiz, sie absolvieren eine Bahn nach der anderen und nahmen jedes Mal mit der Sonne um die Wette strahlend ein Bändchen entgegen. Von den Lehrern gab’s am Beckenende noch jede Menge Lob dazu, so mancher bislang dem Wasser eher abgeneigte Schüler überraschte sie dabei total. Ob fünf oder 15 Bändchen und mehr erschwommen wurden – jeder Schüler konnte für sich ganz persönlich stolz auf seine Leistung sein. Statt Noten gab’s für jeden Teilnehmer zudem eine Urkunde inklusive der Zahl der absolvierten Bahnen – ein Dokument an den sich der ein oder andere wohl lieber erinnert als an das Zeugnis.
Geschwommen wurde für einen guten Zweck: Die sportliche Leistung ihrer Kinder können die Eltern mit einer kleinen Spende honorieren, empfohlen werden 50 Cent pro Bahn. Keiner muss, jeder darf, heißt das Motto und Schulleiter Böttcher hofft auf eine große Summe, die im Laufe der Woche zusammenkommt. Das Geld wird »Ermstal hilft« übergeben, das damit ein Sommerprogramm für ukrainische Schüler finanzieren möchte. 35 Jungen und Mädchen werden an der BGG betreut, sei’s in Vorbereitungsklassen oder in regulären. »Jetzt kommt die Ferienzeit und ihnen fehlt jede Struktur«, weiß Böttcher, die sollen sie in den Sommerferien erhalten. Auch das BGG-Kollegium, darunter die elf Lehrer der Sportfachschaft, gingen nach dem Schwimmmarathon der Schüler mit der Stadt Bad Urach als Sponsor ins Wasser: Bürgermeister Elmar Rebmann spendierte einen Euro pro geschwommener Bahn.
Überreicht wird die Spende dann am Freitag ab 14.30 Uhr auf dem Schulfest, das ganz im Zeichen des zehnjährigen Bestehens der Barbara-Gonzaga-Gemeinschaftsschule gefeiert wird. Dabei präsentieren die Schüler unter anderem auch die Ergebnisse der Projektwoche, bei der das Thema Nachhaltigkeit im Mittelpunkt steht. (GEA)