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Schlimmer als die Bahn? Schüler schildern ihre Erfahrungen mit Schienenersatzverkehr

Schienenersatzverkehr ist nicht nur aus der Sicht von Schülern ein Abenteuer der ganz eigenen Art.

Großes Gedränge an der Haltestelle in Reutlingen.  FOTO: MAIER/VALVERDE
Großes Gedränge an der Haltestelle in Reutlingen. FOTO: MAIER/VALVERDE
Großes Gedränge an der Haltestelle in Reutlingen. FOTO: MAIER/VALVERDE

TÜBINGEN/METZINGEN. Undurchdacht, bekloppt, stressig, chaotisch – so beschreiben sehr viele Nutzer den Schienenersatzverkehr. Nach einer Woche können wir diese Ansichten ganz gut nachvollziehen. Durch unser Praktikum in Reutlingen waren wir gezwungen, ebenfalls den SEV von Tübingen nach Reutlingen zu nutzen. Über unsere Klassenkameradinnen, die regelmäßig pendeln, haben wir schon im Vorfeld einige Eindrücke vermittelt bekommen. Besonders Timna Haischt hat eine sehr klare Ansicht zum Thema SEV. Aufgrund der undurchsichtigen Fahrpläne und dem überlasteten Verkehr auf den Straßen, kommt sie häufig zu spät zum Unterricht. Ein Schicksal, das viele Pendler teilen. Der Schienenersatzverkehr stellt sie auf eine wahre Geduldsprobe: Von der aufwendigeren Reiseplanung, über unklare Abfahrtszeiten und Routen, bis hin zu Verspätungen bei wichtigen Terminen.

Verspätung vom ersten Tag an

Unseren ersten Eindruck vom SEV bekommen wir gleich am Montagmorgen: Wir warten mit all den anderen Pendlern auf unseren Bus. Schnell stellen wir fest, dass es gar nicht so einfach ist, herauszufinden, welcher der Richtige ist, da man den gewünschten Zielort nicht einfach ablesen kann. Ein freundlicher Ordner weist uns darauf hin, dass unser Bus Verspätung hat und welchen wir stattdessen nehmen können. Als wir den Bus besteigen, sind alle Sitzplätze belegt und wir müssen stehen. Keine Seltenheit, wie wir später erfahren.

Am darauffolgenden Tag haben wir mehr Glück und sitzen gegenüber von zwei Studentinnen aus Reutlingen. Emma Lutz und ihre Freundin erzählen uns von ihren Erlebnissen als Pendlerinnen. Diesen Morgen steckten sie auf dem Weg zur Uni im Stau, hatten keinen Sitzplatz und stießen beim Stop-and-go immer wieder gegen andere Personen. Sie waren trotzdessen froh, überhaupt in den Bus zu passen, da sie schon anderes erlebt hatten. Der Schienenersatzverkehr sei zwar »besser als gar nichts«, dennoch hoffen sie auf ein baldiges Ende.

Als wir aussteigen, fällt uns eine Diskussion zwischen einer jungen Auszubildenden und einem Ordner auf. Sie sagt zu ihm: »Wenn ich diesen Bus jetzt nicht bekomme, dann komme ich zu spät zur Schule!« Sie zeigt dabei auf einen abfahrenden, vollen Bus. Uns berichtet sie später, dass einige Busse früher als geplant abfahren, während andere überhaupt nicht kommen. Die Auszubildende, namens Nathalie Arnold, beschwert sich, dass sie mit dem Schienenersatzverkehr dreimal so lange für ihren Schulweg brauche, als zuvor. Auf die Frage, was am Schienenersatzverkehr positiv sei, antwortet sie knapp »gar nichts«. Stattdessen erzählt sie von Platzmangel in den Bussen und schlechten Taktungen.

Probleme bei der Fahrt

An einem anderen Tag fällt uns auf, wie der Bus bei der Fahrt auf einen Berg seine Geschwindigkeit immer weiter drosselt und öfters den Motor kurz abwürgt. Dabei wird er zum Verkehrshindernis für die anderen Autos. Noch scheint es wenigen aufzufallen, einige blicken besorgt Richtung Busfahrer. Liegt da etwa ein Problem vor?

Als die Straße nach ungefähr fünf Minuten wieder eben wird, nimmt der Bus an Fahrt auf und fährt wie gewöhnlich weiter. Irgendwann bricht unruhiges Gemurmel aus. Der Bus scheint eine falsche Strecke zu fahren. Einer der Mitfahrenden spricht den Fahrer darauf an. Wir können nicht hören, was sie reden, aber der Fahrgast scheint dem Busfahrer den Weg zu erklären. Am Ende der Fahrt beschweren sich viele kopfschüttelnd über die unsanfte Fahrweise und erwähnen, dass Busfahrer häufiger eine willkürliche Route wählen.

Alle Befragten sind der Meinung, dass mehr Busse mit eindeutigen, zuverlässigen Fahrzeiten dingend nötig wären. Wir selbst sind froh, dass uns das Abenteuer SEV von nun an erspart bleibt. (GEA)