RIEDERICH. Anderthalb Jahre war Silke Stiefel als Revierförsterin für den Riedericher Forst verantwortlich, zum offiziellen Abschied gab es für die Teilnehmer am Waldumgang einen Waldstrauß mit Symbolkraft: Das grüne Potpourri stand für die Zusammensetzung des laubholzdominierten Waldes auf der Gemarkung der Gemeinde. Der Anteil des Nadelholzes ist mit zehn Prozent sehr gering, Eichen kommen auf 25 Prozent und die Esche (noch) auf 20 Prozent. »Wenn ich die Esche verliere, bleibt immer noch ein ordentlicher Strauß übrig«, machte die Fachfrau bei der Herausnahme des entsprechenden Zweiges deutlich.
Das Eschentriebsterben geht auch im mit 90 Hektar relativ kleinen Forst der Gemeinde um, zwingt die Revierförster zum Handeln und damit zum Fällen der betroffenen Eschen – sie sterben in der Krone durch einen Pilz ab. Grund für die Maßnahme sei vor allem mit Blick auf den Wald als Naherholungsgebiet die Verkehrssicherheit, sagte Stiefels Nachfolger Jürgen Dufner: »Wir haben sehr viele Eschen entnommen, weil wir auch vorbeugend tätig sind.«
Der Forst wolle versuchen, vitale Eschen noch zu schonen. Kleine Hoffnung: »Ein Prozent der Eschen soll eventuell resistent sein.« Die Entwicklung wirkt sich auch auf die Forsteinrichtung aus, der Zehnjahresplan kann nicht wie prognostiziert eingehalten werden. Der Forst habe in den vergangenen Jahren fast nur Schad- und Sturmholz gemacht: »Wir sind dabei, der Katastrophe hinterher zu rennen, und hoffen, mal wieder in eine planbare Nutzung zu kommen«, sagte Silke Stiefel. Im vergangenen Jahr wurden allein 517 Festmeter Esche geschlagen, die nun als dennoch hochwertiges Brennholz online verkauft werden.
Unangetasteter Bannwald
Der massiven Erderwärmung muss laut Michael Herb, seit Januar Leiter des Forstbezirks Nord und damit verantwortlich für 17 Kommunen, Rechnung getragen werden. Ziel sei, einen klimastabilen Wald zu schaffen. Zu den bevorzugten Baumarten zähle dabei die Eiche, ein 0,6 Hektar großes Areal auf Riedericher Gemarkung ist für eine entsprechende Anpflanzung vorbereitet. 1 800 Eichen, die bereits eine Höhe von 1,50 Metern erreicht haben und damit vor Wildverbiss geschützt sind, werden laut Jürgen Dufner gepflanzt. Dadurch spare man sich die Einzäunung oder den Einzelschutz und kompensiere so mögliche Mehrkosten. Ergänzend werden so genannte dienende Bäume gepflanzt wie die Hainbuche. Das Baumartenspektrum werde in Zukunft zwar um fremdländische Arten ergänzt, man habe sich jedoch bewusst für die Eiche entschieden: »Wir haben mit der Eiche viel Erfahrung, bei allen anderen ist das Risiko noch zu groß.«
Den Teilnehmern am ersten Waldumgang seit etwa sechs Jahren, bei dem neben Gemeinderäten, Bürgermeister Tobias Pokrop und Mitarbeitern der Verwaltung auch die Jäger dabei waren, wurde ein laut Silke Stiefel »gelungenes« Beispiel für eine Anpflanzung mit Eichen präsentiert, die angesichts der trockenen Sommers im vergangenen Jahr jedoch mit Startschwierigkeiten zu kämpfen hatte. Die seien überwunden: »Ich hoffe, dass es einen richtig guten Wald gibt.« Das Forst-Trio nahm die Waldumgänger auch zum Bannwald mit, der 13 Prozent der gesamten Waldfläche umfasst. Seit 1989 wird dort nicht eingegriffen und es findet keine Nutzung statt – lediglich dringend notwendige Arbeiten zur Verkehrssicherheit werden ausgeführt. (oech)