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Pliezhausen schreibt halbe Stelle für Schulsozialarbeiter aus

Die Gemeinde schreibt eine halbe Stelle für eine Schulsozialarbeiterin oder einen Schulsozialarbeiter an den Grundschulen Gniebel-Dörnach und Rübgarten aus

Wenn Schüler Probleme haben, hilft die Schulsozialarbeiterin. Eine neue Stelle gibt es bald auch an zwei Grundschulen.  FOTO: AD
Wenn Schüler Probleme haben, hilft die Schulsozialarbeiterin. Eine neue Stelle gibt es bald auch an zwei Grundschulen. FOTO: ADOBE STOCK
Wenn Schüler Probleme haben, hilft die Schulsozialarbeiterin. Eine neue Stelle gibt es bald auch an zwei Grundschulen. FOTO: ADOBE STOCK

PLIEZHAUSEN. Es sind Beispiele aus dem Alltag, die den Bedarf nach einem Schulsozialarbeiter auch in Grundschulen zeigen. Sie sind nicht konstruiert, sondern so an der Grundschule Gniebel-Dörnach in Pliezhausen vorgekommen. Das erzählte neulich Anita Engelke-Weber, die Rektorin der Grundschule: »An einem Montag hat Marie (alle Namen geändert) aus der ersten Klasse im Erzählkreis gesagt: Am Wochenende ist meine Oma gestorben, und der Papa ist ausgezogen. Ich weiß nicht, wann er wieder kommt.«

Marc und Toni haben andere Probleme. »Wir haben Angst, nach Hause zu gehen, weil der Papa von Jakob gesagt hat, dass er uns auf dem Heimweg ausschimpft«, habe einer von ihnen erzählt. Und nach der Pause streiten sich Anna und Jan darüber, ob die Mannschaften beim Spielen gerecht aufgeteilt worden waren. Dann mischen sich Kathrin und Peter ein. »Der Unterricht hätte vor fünf Minuten beginnen sollen«, sagte Engelke-Weber und ergänzte für diese Fälle: »Alle Beispiele zeigen, wie sehr akute Lebensfragen Kinder fordern. Nicht-Handeln ist keine Option.«

Es sei klar, dass in allen Fällen Lerninhalte hinten anstünden. »Keines der erwähnten Kinder hat in den nächsten Minuten einen Kopf für die Einführung der schriftlichen Multiplikation«, sagte Engelke-Weber. Kinder beschäftigten solche Herzensfragen. Allerdings stießen Lehrer dabei an Grenzen, weil sie ihren Bildungsauftrag erfüllen müssten. Daher bräuchten die Kinder an der Grundschule Gniebel-Dörnach und Rübgarten eine Bezugsperson, die nicht Lehrerin ist. »Es braucht einen Ort für Lebensfragen, damit Raum für Lernfragen entsteht.«

Diese Stelle soll ab dem kommenden Schulhalbjahr geschaffen werden. Das haben die Gemeinderäte einstimmig beschlossen. Die Stelle wird aufgeteilt. Das heißt, der- oder diejenige wird an zwei Vormittagen je vier Stunden und an der anderen Schule ebenfalls so lange arbeiten. Die Stelle muss noch ausgeschrieben werden. Der Pliezhäuser Kämmerer Markus Hillenbrand sagte, er sei nicht hoffnungslos, dass die Stelle im Februar besetzt werden könne. »Allerdings ist es zum April realistischer«, merkte er an.

»Es gibt auch akuten Handlungsbedarf an Grundschulen«

Zur Einordnung: Bisher gibt es seit 1996 eine Schulsozialarbeiterstelle an der heutigen Gemeinschaftsschule in Pliezhausen, die deren Förderverein geschaffen hat. »Es gibt aber auch akuten Handlungsbedarf an Grundschulen«, berichtete Andrea Kettnaker, die Sachbearbeiterin für Schulangelegenheiten der Gemeinde Pliezhausen. Am Anfang seien Experten davon ausgegangen, dass es einen Schulsozialarbeiter nur für ein sozial benachteiligtes Umfeld in weiterführenden Schulen brauche. »Der Schwerpunkt hat sich verlagert. Heute ist es schon in der Grundschule wichtig, Intervention etwa bei Kindeswohlgefährdung und Prävention zu betreiben«, sagte Kettnaker. Das liege an der gesellschaftlichen Entwicklung.

Gemeinderat Alfred Brecht (CDU) wollte wissen, ob denn eine halbe Stelle, die sich auf zwei Schulen verteilt, ausreiche. »Es ist gut, wenn wir zwei Tage jemanden haben. Der ist in dem Fall, wenn Kinder Angst vor dem Heimweg haben, vielleicht nicht da, kann sich aber einen Tag später darum kümmern«, antwortete Engelke-Weber.

Die Grundschule von Pliezhausen sei schon abgedeckt. Nun folgen noch Gniebel-Dörnach und Rübgarten. Im Gegensatz zur Gemeinschaftsschule Pliezhausen soll die neue Arbeitskraft nicht von einem Verein, sondern von der Gemeinde angestellt werden.

Christof Dold, der Bürgermeister von Pliezhausen, lobte die Lehrer: »Sie haben vieles zu bewältigen, und oft wird über sie despektierlich gesprochen. Dabei verdienen sie unsere Anerkennung.« (GEA)