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Aktuell Oberbürgermeisterwahl

Metzinger OB-Kandidaten im Dauereinsatz

Carmen Haberstroh und Patrick Roth, die sich beide um die Nachfolge von OB Dr. Ulrich Fiedler beworben haben, hatten am Mittwoch einen harten Tag: Innerhalb weniger Stunden mussten sie bei zwei Online-Veranstaltungen Profil zeigen.

Unter den Augen der Vorsitzenden des Wahlausschusses, Metzingens Erster Bürgermeisterin Jacqueline Lohde (links), ziehen die Mit
Unter den Augen der Vorsitzenden des Wahlausschusses, Metzingens Erster Bürgermeisterin Jacqueline Lohde (links), ziehen die Mitglieder Nadine Boss, Dr. Christine Hauber und Michael Breuer je zehn Fragen für die Kandidaten Carmen Haberstroh (im Hintergrund) und Patrick Roth. FOTO: FINK
Unter den Augen der Vorsitzenden des Wahlausschusses, Metzingens Erster Bürgermeisterin Jacqueline Lohde (links), ziehen die Mitglieder Nadine Boss, Dr. Christine Hauber und Michael Breuer je zehn Fragen für die Kandidaten Carmen Haberstroh (im Hintergrund) und Patrick Roth. FOTO: FINK

METZINGEN. So viel Wahlkampf an einem Tag war noch nie: Carmen Haberstroh und Patrick Roth, die sich beide um die Nachfolge von OB Dr. Ulrich Fiedler beworben haben, mussten am Mittwoch gleich zwei Mal in die Bütt: Am Nachmittag wurde in der Stadthalle die offizielle Kandidatenvorstellung aufgezeichnet, am Abend durften sie in der Online-Sitzung des Grünen-Ortsverbandes Profil zeigen.

Weil die klassische Kandidatenvorstellung in Metzingen, Neuhausen und Glems coronabedingt ausfallen musste, zeichnete die Stadtverwaltung die Auftritte von Haberstroh und Roth zeitversetzt auf. Sie hatten je zwanzig Minuten Zeit, sich und ihr Wahlprogramm zu präsentieren. Im zweiten Teil beantworteten sie je zehn Fragen aus einem Topf von 45 beziehungsweise 39 Fragen, die Bürgerinnen und Bürger dem Gemeindewahlausschuss vorab gestellt hatten und die vor Ort vom Gemeindewahlausschuss gelost wurden. 

Acht grüne Wahlprüfsteine

Bei der Online-Sitzung des Grünen-Ortsverbandes durften sich Carmen Haberstroh und Patrick Roth erneut vorstellen – sie wiederholten das, was sie schon am Nachmittag in der Stadthalle präsentiert hatten – und mussten anschließend bei den »Wahlprüfsteinen«, die ihnen die Grünen Ende März vorgelegt hatten, Farbe bekennen. Anschließend war noch Zeit für Fragen aus den Reihen der bis zu 45 Zuhörer und Zuschauer.

Nicht ganz einfach für Haberstroh und Roth, in 110 Minuten – für Fragen blieben die restlichen zehn – in den Themenblöcken Klima, Wohnen, Mobilität, Politik, Soziale Gerechtigkeit, Chancengleichheit und Gleichstellung, Integration und Inklusion, Wirtschaft/Verwaltung, Kultur und Bildung Profil zu zeigen – zumal sie sämtliche Fragen mit bis zu sieben Unterpunkten schon mehr oder weniger ausführlich schriftlich beantwortet hatten. Zu finden sind Fragen und Antworten auf der Homepage der Grünen.

Foto: Andreas Fink
Foto: Andreas Fink

Klima und Kombibad

Auf der grünen Prioritätenliste steht das Thema Klima ganz oben. Patrick Roth schweben als OB erst mal »öffentliche Veranstaltungen, in welchen über den Klimawandel explizit aufgeklärt wird«vor. Als Gegenmaßnahme nennt der 30-jährige Kaufmann für Versicherungen und Finanzen, »öfter auf sein Fahrzeug verzichten oder auch bei kalten Temperaturen nur dort zu heizen, wo es nötig ist, außerdem zum Lüften der Wohnung die Heizung abzustellen«.

Zum Thema Klima befragt, spricht Carmen Haberstroh über die fünf Millionen Euro schweren Projekte (von PV-Anlagen über das Klimaschutzkonzept »Metzingen will 2!« bis zur Zusammenarbeit mit der Klimaschutzagentur), die der Metzinger Gemeinderat für die nächsten fünf Jahre auf den Weg gebracht hat. Als OB will sie die Leute nicht überfordern: »Nicht jeder hat die finanziellen Mittel, sich gleich eine Fotovoltaikanlage aufs Dach zu bauen oder eine moderne Heizung in den Keller zu stellen.« Die 49-jährige Diplom-Verwaltungswirtin mit 25-jähriger Berufserfahrung will Landes- und Bundeszuschüsse für die Energiewende in Metzingen gewinnen.

Es war abzusehen, dass das Thema Kombibad bei beiden Veranstaltungen aufploppen würde. Als kaufmännische Leiterin der Stadtwerke hatte Carmen Haberstroh maßgeblich den Bürgerdialog vorangebracht, der schließlich bei dem von den Gegnern angestrengten Bürgerentscheid für ein klares Votum pro Kombibad mündete. Die (Klima-)Frage, ob ein ganzjährig beheiztes Außenbecken mit den Klimazielen der Stadt vereinbar ist, will sie nicht isoliert betrachten. »Wenn wir’s nur unter diesem Aspekt betrachten würden, dürften wir gar keins bauen«, sagt die 49-Jährige. »Es kommt nicht darauf an, ob’s beheizt wird oder nicht, sondern wie und wo die Energie herkommt«, so Haberstroh, »deshalb haben wir fürs Kombibad mit dem Gemeinderat ein Energiekonzept auf den Weg gebracht.« Patrick Roth will im Kombibad »über die warmen Sommermonate die Beheizung abstellen, schließlich soll das Wasser auch erfrischen«. Im Winter müsse es selbstverständlich beheizt werden, weil es sonst ja kaputtgeht.

Foto: Andreas Fink
Foto: Andreas Fink

Wohnraum und Leerstand

Bezahlbarer Wohnraum ist nicht nur in Metzingen ein drängendes Thema. Patrick Roth will als OB für die Stadt leer stehende Gebäude und Wohnungen »aufkaufen und sie an Personen, die sich’s nicht leisten können, zu fairen Preisen geben«, mehr noch: »ein Konzept entwickeln, wie generell der Leerstand vermieden wird«. Zwei Beispiele: Auf Gewerbeflächen, die nicht für Gewerbe genutzt werden, solle Wohnbebauung entstehen. Und: »Nach einem Leerstand, der länger als beispielsweise sechs Monate dauert, sollte eine Verpflichtung eingeführt werden, diese Wohnungen zur Verfügung zu stellen.« Die Outletcity ist in seinen Augen bereits jetzt zu groß.

Als OB will Carmen Haberstroh eine Kaufoffensive für Grundstücke starten, damit die Stadt Einfluss nehmen kann, was mit den Grundstücken geschieht. Darüber hinaus setzt sie viele Hoffnungen auf Konzeptvergaben (»wer das beste Konzept hat, kriegt den Zuschlag und nicht wer am meisten bietet«), Bauherrengemeinschaften sowie auf alternative Wohnformen wie beispielsweise Alten-Wohngruppen oder Tiny-Häuser zur Zwischennutzung auf unbebauten Flächen. »Ich bin offen für Erbbau-Modelle«, sagt die 49-Jährige. »Wir können nur dann Grundstücke kaufen, wenn es Eigentümer gibt, die bereit sind, an uns zu verkaufen. Oder uns ein Erbbaurecht zu geben.« Patrick Roth sieht im Erbbau-Recht dagegen »ein etwas seltsames Instrument, weil man da Wohnungen leerstehen lässt«. Für weitere Konzepte »müsste man sich gegebenenfalls zusammensetzen und was zusammen ausarbeiten«, so Roth.

Bei der Online-Versammlung der Metzinger Grünen mit Carmen Haberstroh und Patrick Roth waren bis zu 45 Teilnehmer dabei. Links u
Bei der Online-Versammlung der Metzinger Grünen mit Carmen Haberstroh und Patrick Roth waren bis zu 45 Teilnehmer dabei. Links und rechts Bilder von der Aufzeichnung der Kandidatenvorstellung in der Stadthalle. SCREENSHOT: ULLAH Foto: Gea
Bei der Online-Versammlung der Metzinger Grünen mit Carmen Haberstroh und Patrick Roth waren bis zu 45 Teilnehmer dabei. Links und rechts Bilder von der Aufzeichnung der Kandidatenvorstellung in der Stadthalle. SCREENSHOT: ULLAH
Foto: Gea

Ein Herz für Tiere

Bei der öffentlichen Vorstellung redete Carmen Haberstroh fünf Sekunden länger als die erlaubten 20 Minuten, Patrick Roth war mit seinem Programm schon zwei Minuten vorher fertig. Da hatte er sogar noch ein »persönliches Anliegen« untergebracht: ein Freilaufgehege für Hunde erstellen zu lassen. Als Hundebesitzer weiß er, dass es teilweise ein rechter Spießrutenlauf ist, mit seinem Vierbeiner unterwegs zu sein. Es gebe viel Fuß- und Radverkehr, dazu Menschen, die Angst vor Hunden haben. »Wenn die Hunde die Möglichkeit hätten, frei zu springen und zu spielen, wäre das doch eine wunderbare, super Sache«, so Roth, der sich vorstellt, nebenan gleich noch einen Spielplatz anzubringen. Der Hund hat seinen Freilauf, »das Kind quasi auch«, ein Ort »um mit der ganzen Familie da auch mal einen Tag zu verbringen«. (GEA)

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