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Mediothek in Pliezhausen ermöglicht Ausleihe über Abholservice

Medienvielfalt in Pandemiezeiten: Die Mediothek in Pliezhausen ermöglicht über Abholservice die Ausleihe.

Foto: Michael Merkle
Foto: Michael Merkle

PLIEZHAUSEN. Programmierbare Roboter, die sich manuell oder per App bedienen lassen, die willig allerhand Befehle ausführen, die frei im Raum oder auf speziell gestalteten Unterlagen umherfahren, mit denen sich spielend lernen lässt. Sie haben flotte Namen wie Blue-Bot, Dash, Sphero und Ozobot. Das ist keine Zukunftsmusik, das gehört zum Medienbestand der Mediothek im Pliezhausen.

Die Roboter gehören zu sogenannten »Makerboxen«, wie Leiterin Karin Lorenz im Gespräch erläutert, die beim Ausleihen gefragt sind. Die Mediothek hat über diese pfiffigen Roboter sogar ein kurzes Video gedreht, das sich auf der Homepage aufrufen lässt. Da allein die verschiedenen Roboter in den Boxen einen Einkaufswert von 150 bis 300 Euro haben, war diese Investition über das Soforthilfeprogramm für zeitgemäße Bibliotheken in ländlichen Räumen – »Vor Ort für Alle« – möglich.

Foto: Privat
Foto: Privat

Zwar ist auch die Pliezhäuser Mediothek gerade für Publikumsverkehr geschlossen, die Ausleihe geht aber online und telefonisch weiter. Entliehene Medien werden automatisch verlängert. Während der Schließzeit fallen für die Nutzer keinerlei Gebühren an. Das Team – Leiterin Karin Lorenz, Assistentin Katharina Klein und FSJlerin Lara Waldner – sorgt mit zusammengestellten, bestellten Medien weiter für Abwechslung im Pandemie-Alltag der Nutzer. Es gibt einen kontaktlosen Medien-Abholservice. Die bestellten Dinge werden in einem bei der Terminvergabe ausgemachten Zeitfenster in der Schleuse im Eingangsbereich bereitgelegt. Bei der Gelegenheit besteht auch die Möglichkeit zur Rückgabe von entliehenen Dingen.

Wünsche der Kunden bekannt

Wer nicht weiß, was es gerade für die Lektüre, als Medium zum Ansehen oder Hören sein soll, kann auch ein »Überraschungspaket« ordern. Karin Lorenz verweist darauf, dass man die meisten Kunden gut kenne, daher etwas nach ihrem Geschmack und ihren Leihgewohnheiten zusammenstellen kann. Hier Krimis, dort Romane oder auch Zeitschriften. Es kann bei Unsicherheit aber auch nachgefragt werden, in welche Richtung die Wünsche gehen. Für eine CD oder eine DVD »auf gut Glück« sei der Aufwand zu hoch.

Insgesamt verfügt die Pliezhäuser Mediothek über rund 21 000 Medien. Jedes Jahr kommen 2 000 neue Medien dazu. So wird der Bestand innerhalb von etwa zehn Jahren komplett erneuert. Besonders bei Sachbüchern ist Aktualität gefragt, ebenso bei Romanen und Kinderbüchern. »Wir sind keine Archivbibliothek, haben keine bewahrende Funktion, wir sind aktuell«, sagt Karin Lorenz. Da auch die Gemeinden nur ahnen können, wie es wirtschaftlich von den Einnahmen in den kommenden Jahren weitergeht, war schon 2020 das Sparen ein Gebot der Stunde. Für die Mediothek bedeutete dies eine Reduktion des Etats um 20 Prozent. Ein Trend in den zurückliegenden Jahren sind die Steigerungen im Bereich E-Books. »Die sind gefragter«, so die Diplom-Bibliothekarin. Gab es bei der E-Book-Ausleihe Neckar-Alb 2019 noch einen Wert von 9 000, sei dieser ein Jahr später bei 12 000 gelegen. Zum Ausleihen ebenso gefragt sind Spiele aller Art. Ihre Ausleihquote übers Jahr liegt dreimal so hoch wie bei Romanen. Besonders gut laufen Spiele für jüngere Kinder, aber auch Familienspiele seien gefragt.

Gab es im ersten Lockdown irgendwann fast keine Bilderbücher mehr zu leihen, ist die Situation hier diesmal besser. Eltern setzen da wohl gerne auf Abwechslung, Kinder bekommen so verschiedene schön bebilderte Geschichte präsentiert.

Veranstaltung verschoben

Etwas, was die Mediothek sonst immer bereichert hat, waren die Veranstaltungen. Dass diese auch der Leiterin fehlen, ist in ihren Worten, im Ton ihrer Stimme zu hören. Da hat die Pandemie viele Möglichkeiten genommen. Lesungen mit Publikum vor Ort – gerade unmöglich.

Eine Veranstaltung zu »Vögel im Kopf – Geschichten aus dem Leben seelisch erkrankter Jugendlicher« wurde von März nun auf 22. April verschoben. Es sollen Texte aus dem Buch vorgestellt werden. Die Teilnehmer wollen um Verständnis werben, Mut machen, ein Zeichen gegen die Stigmatisierung psychischer Krankheiten setzen. Karin Lorenz hofft, dass sich eine Hybridveranstaltung machen lässt, mit wenigen Leuten vor Ort im großen Raum und vielen Interessierten, die sich online per Link zuschalten können.

Foto: Privat
Foto: Privat

Im Sommer, so blickt die 57-Jährige nach vorne, gebe es als Option die Möglichkeit, im Freien was zu machen. Feste Planungen sind im dynamischen Geschehen mit unabsehbaren Einschränkungen schwer, Vorhaben aber formulierbar.

Mit der Zeit geht die Mediothek auch in einem anderen Bereich. Auf dem eigenen Instagram-Kanal stellen Schüler der Pliezhäuser Gemeinschaftsschule Bücher vor. Die Siebtklässler steuern dazu Fotos und Buchbesprechungen bei. »Ein ganz schönes Projekt«, findet Karin Lorenz. So bemühe man sich, Kontakt zu halten, Angebote zu schaffen. Jüngere informieren so auf ihre Art Gleichaltrige.

In diesen schwierigen Zeiten freut sich das Team über die vielen positiven Rückmeldungen von Nutzern besonders, über freundliche Kontakte ohne direkten Kontakt. Der kontaktlose Abholservice mit viertel- oder halbstündigen Zeitfenstern funktioniere gut. Und da Leute dann auch zuvor geliehene Medien gleich zurücklassen können, ist der Bestand nicht über die Gebühr ausgedünnt, Bestellungen sind ohne oder mit etwas Wartezeit möglich. Die Mediothek kann so bei ihren Nutzern für Abwechslung, für Freude sorgen. Und die längere Schließung lässt sich ohne Verzicht leichter überdauern. Auch für künftige Reiseziele gibt es Lesestoff. Die Leihzeit wurde zuletzt auf den 19. Februar verlängert. »Jetzt schauen wir mal, was passiert«, meint Karin Lorenz. (GEA)

 

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