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Mähen und Schneiden für den Artenschutz

Derzeit sind mehrere Mitarbeiter der Forstverwaltung im Einsatz, um Biotope und Magerrasenflächen zu pflegen

Damit offene Biotope nicht zuwachsen, werden gerade Wiesen und Büsche zurückgeschnitten. Foto: Stadt
Damit offene Biotope nicht zuwachsen, werden gerade Wiesen und Büsche zurückgeschnitten. Foto: Stadt
Damit offene Biotope nicht zuwachsen, werden gerade Wiesen und Büsche zurückgeschnitten. Foto: Stadt

METZINGEN. Einigen Menschen dürften sie bereits aufgefallen sein: Mitarbeiter der Forstverwaltung, die in und an den Hanglagen am Stadtrand, dem Hofbühl, am Weinberg oder an Steillagen beim Ortsteil Glems arbeiten. In dieser Woche haben sie ihre Arbeit dort aufgenommen und schneiden beispielsweise die Wiesen, hohe Gräser oder Büsche zurück und entfernen Gehölz.

Laut Stadtverwaltung geht es hier um den Artenschutz. In der Fachsprache: um die Erhaltung von Offenlandbiotopen. Biotop bezeichnet einen Lebensraum, der räumlich abgegrenzt ist und relativ einheitliche Lebensbedingungen bietet, also etwa ein Teich oder eine Wiese. Offenlandbiotope sind abgegrenzte Lebensräume, die kein Wald sind. Offenlandbiotope sind geschützt, denn hier leben besondere Pflanzen- und Tierarten, die sonst kaum zu finden sind. Um diese Lebensräume zu erhalten, sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Metzinger Forstbetriebs eben auch am Weinberg, am Hofbühl und an Hanglagen in Glems im Einsatz.

»Wenn wir hier nichts machen, dann wachsen die Flächen zu und werden wieder zu Wald«, erklärte Revierförsterin Silke Stiefel auf dem Hofbühl. Hier, nördlich von Neuhausen, auf der Kuppe des Hausbergs, wächst Magerrasen, der typisch ist für den Naturraum mittleres Albvorland. Magerrasen ist besonders reich an Blüten und Stauden, hier wachsen etwa die Schlehe, die laut Roter Liste gefährdete Gewöhnliche Kuhschelle oder der sogar stark gefährdete Sand-Thymian. Auch viele bedrohte Insekten wie etwa Schmetterlinge leben hier.

»Dann wachsen die Flächen zu und werden wieder zu Wald«

Früher wurden solche Flächen bewirtschaftet. So war etwa der Hofbühl damals noch bis zur Kuppe mit Reben bedeckt. Dabei wurde auch die Landschaft offengehalten. Das war der Nebeneffekt dieser landwirtschaftlichen Nutzung. In den letzten Jahrzehnten hat sich die Nutzung durch den Menschen verändert und so werden diese steinigen, steilen und kargen Flächen heute kaum mehr bewirtschaftet. Der Ertrag wäre an diesen Stellen zu gering im Verhältnis zum großen Aufwand.

Aus diesen »Verliererflächen«, die im Laufe der Zeit aus der Bewirtschaftung herausgefallen sind, wurde ein echter Hauptgewinn für die Natur, weil sich auf diesen sonnigen, warmen und geschützten Flächen viele seltene und bedrohte Pflanzen- und Tierarten ihre eigenen Lebensräume schaffen konnten. Diese Arten sind auf die Offenlandbiotope in unserer Region angewiesen. Andernorts können sie oftmals nicht überleben, weil die dortigen Bedingungen nicht passen. Aus diesem Grund sind jedes Jahr im Herbst etwa drei bis vier Mitarbeiter mehrere Tage lang im Einsatz, um die Flächen offen zu halten. So wie eben in dieser Woche. Dafür gibt es auch Fördergelder vom Land, vom Bund und auch von der EU. Die Arbeiten finden deshalb im Herbst statt, weil die Blütezeit der Pflanzen vorbei ist. »In der Natur hängt letztlich alles mit allem zusammen. Wenn die Pflanzen weniger werden, hat das Auswirkungen auf die Insekten und das hat wiederum Auswirkungen auf die größeren Tiere. Somit geht es uns bei der Pflege der Offenlandbiotope um den Artenschutz insgesamt«, erklärte Revierförsterin Silke Stiefel vor Ort. (sv/GEA)