METZINGEN. Sie gehört zum Inventar der Sieben-Keltern-Stadt: Die Skizunft Metzingen besteht seit 100 Jahren. Und steht für winterliche Aus- und Abfahrten genauso wie für die sommerliche Bewirtung des Metzinger Open-Air-Kinos. Gefeiert haben über 200 Mitglieder des Jubilars und des Schwäbischen Albvereins, zu dem die Skizunft gehört, in einem Gebäude, das ebenfalls zum Inventar der Stadt gehört: der Stadthalle. Vorstand Mathias Koch begrüßte die vielen Vereins-Insider ebenso wie die ebenfalls zahlreich erschienenen Ehrengäste.
Obwohl kein offizieller Ehrengast, wurde auch Hans Stiefel eigens begrüßt. Er ist stolze 97 Jahre alt, seit 1951 Mitglied der Zunft und hat über Jahrzehnte die Geschicke der Skizunft viele Aktivitäten des Vereins entscheidend mitgeprägt.
Geschichte und Geschehen. Koch ordnete das Gründungsjahr 1923 historisch ein: Der Erste Weltkrieg war gerade mal fünf Jahre vorbei, das Ruhrgebiet belgisch-französisch besetzt, die NSDAP und KPD wurden verboten. In Deutschland kostet ein Kilogramm Brot 233 Milliarden Reichsmark. In dieser wirren und krisenbehaftete, aber auch durch Aufbruchstimmung geprägte Zeit der Weimarer Republik, gründete Walter Keyser mit einigen Mitgliedern des Metzinger Albvereins die »Schneeschuhabteilung« des Schwäbischen Albvereins.
Ein Flug durch die Zeit zeigte, was die Skizunft in diesen 100 Jahren alles geleistet hat. Jugendskilager, alpine Bergtouren und Skischule waren von Beginn an oder aber sehr früh Kernelemente der Skizunft. Verschwunden sind hingegen das Schanzenspringen oder der Wettkampfsport im Allgemeinen. Über die Jahre neu hinzugekommen sind als integraler Bestandteil der Skizunft das Klettern mit eigener Kletterhalle, Nordic Walking oder das Mountainbiken und der Dirtpark.
Bereits in den späten 1950er-Jahren entschied sich die Zunft für ein breitensportliches Programm mit Schwerpunkten im Bereich Skilehrerausbildung, Skischule, Freizeitausfahrten und geselligen Zunftabenden. Zunftvorstand Mathias Koch betonte die der Skizunft eigene, beständige Innovationskraft und die Fähigkeit, sich immer wieder neu zu erfinden. In den 100 Jahren hatte die Skizunft nur zehn Vorsitzende, ein Zeichen für Kontinuität und gute Zusammenarbeit. Allen diesen Vorsitzenden mit ihren jeweiligen Ausschuss-Teams gelang es, der Zunft immer wieder etwas Neues hinzuzufügen und dem jeweiligen Zeitgeist anzupassen oder gar vorwegzunehmen. Diese Krisenfestigkeit zeigte sich zuletzt währen der Corona-Pandemie, in der im Bereich Mitgliederkommunikation und Aktivitäten völlig neue Wege gefunden werden mussten.
Würdigungen. Oberbürgermeisterin Carmen Haberstroh legte den Schwerpunkt ihrer Rede auf die Bedeutung der Skizunft für Metzungen – gerade in der Zusammenarbeit bei vielen städtischen Events. Als verlässlicher Partner der Stadt beim Open-Air-Kino, unterstützend bei der diesjährigen Mitarbeiterparty der Stadt, als Spüldienst beim Weihnachtsmarkt und natürlich als Veranstalter der unglaublich beliebten After-Weihnachtsmarktparty oder als Teil des diesjährigen »Sommerabends in den Weinbergen«, immer könne sich die Stadt und die MMT auf die Zusammenarbeit, die Erfahrung und aktive Mithilfe der Skizunft verlassen. »Solche Veranstaltungen sind immer auch ein Echo der Zeit«, betonte die Rathauschefin.
Albvereins-Ortsgruppenchef Michael Hauser betonte die Bedeutung der Skizunft für seine Ortsgruppe. Die Skizunft agiert quasi als Jugendabteilung für die Ortsgruppe Metzingen und bietet mit ihrem spannenden, abwechslungsreichen Angebot aus Trendsportarten und Dauerbrennern eine Plattform zur Mitgliedergewinnung, die anderen Ortsgruppen im Albverein verwehrt ist. Über 60 Prozent der knapp 900 Mitglieder sind auch Mitglied der Skizunft Metzingen. Gauobmann Werner Schrade dankte dem Ehepaar Koch für das langjährige Engagement für Skizunft und Albverein in ihren Positionen als Skischulleiterin, stellvertretender Vorsitzender und Vorsitzendem. Den überraschten Christine und Mathias Koch verlieh er unter anhaltendem Applaus des Publikums im Namen des SAV-Präsidenten die Georg-Fahrbach-Medaille in Kupfer für besondere Verdienste um die Albvereinsziele »Natur-Heimat-Wandern«. Die Silberne Ehrennadel des Schwäbischen Skiverbands (SSV) erhielten Christine und Mathias Koch von Jürgen Reiff, dem Bezirksvorsitzenden des Bezirks West des SSV.
CDU-Landtagsabgeordneter Manuel Hailfinger überbrachte Grüße aus dem Präsidium des Württembergischen Landessportbunds und des Sportkreises Reutlingen und wartete gleich mit zwei Schecks auf.
Bunte Bühne. Zahlreiche Showacts bannten im geselligen Teil des Jubiläumsabends die Besucher. Die Turnerinnen der TuS Metzingen zeigten zu Musik von Michael Jackson eine Show voller akrobatischer Leckerbissen, Sprünge, Salti und Flickflacks. Das begeisterte Publikum forderte Zugabe und bekam sie auch unter rhythmischem und am Ende donnernden Applaus. Zwischen den Programmpunkten konnten die Zünftler zu Musik von DJ Ralf tanzen, den kulinarischen Angeboten im Foyer frönen oder sich die Bilder auf der Empore samt aller Skianzüge der DSV-Skischule der vergangenen 40 Jahre anschauen. Ein weiterer Höhepunkt war der Auftritt der Rope Skipper des TSV Dettingen. Die vielfach ausgezeichnete Truppe präsentierte einen rasanten Ritt mit dem Sprungseil. »Rock meets Classic« war das Motto und gemäß diesem, erklang rockige und klassische Musik, perfekt choreografiert und mit unglaublicher Präzision vorgeführt. Das begeisterte Publikum bekam die heiß begehrte Zugabe und verabschiedete die Rope Skipperinnen mit lang anhaltendem, frenetischem Applaus. Zum Abschluss des Programms gab es eine Überraschung. Organisiert von Evi Reusch kam es zu einem Flash Mob, vorgeführt durch die Gruppe des Mittwochssports der Skizunft. Sie kamen nicht ohne Zugabe davon, bei der die Zünftler auch gleich mitmachen durften.
Bis zum Morgen. Nichts zu wünschen übrig ließ das Festbüffet. Im Foyer konnten die Gäste ausgesuchte Metzinger Weine probieren, edle Kaffees und selbst gebrannte, hochklassige Digestifs verkosten. Während des Essens konnten die Gäste einen Film über eine Vereinsmeisterschaft aus den 1970ern, bereitgestellt von Hans Maginski, und eine Diashow mit Bildern aus 100 Jahren Skizunft bewundern.
Bis in die frühen Morgenstunden feierten Mitglieder und Gäste ihre Skizunft bis in die frühen Morgenstunden – bei guter Musik, guten Gesprächen und guten Getränken. (eb/GEA)