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Aktuell Geschichte

Kleine Sensation rund um das königliche Gemüse

Historiker Peter Rückert entdeckt Belege dafür, dass Spargel bereits etwa 200 Jahre früher angebaut wurde, als bislang gedacht: in Bad Urach

Sind sich ganz sicher: Der Spargelanbau begann in Urach. Michael Hörrmann, Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten
Sind sich ganz sicher: Der Spargelanbau begann in Urach. Michael Hörrmann, Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten mit Kochbuch aus dem 15. Jahrhundert, Historikerin Stefanie Leisentritt vom Uracher Museumsteam, Janna Almeida, Leiterin der Schlossverwaltung und Geschichtsprofessor Peter Rückert mit dem Brief der Gräfin Barbara von Mantua aus dem Jahr 1475, in dem sie Spargelsamen ordert (von links). FOTO: RITTGEROTH
Sind sich ganz sicher: Der Spargelanbau begann in Urach. Michael Hörrmann, Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten mit Kochbuch aus dem 15. Jahrhundert, Historikerin Stefanie Leisentritt vom Uracher Museumsteam, Janna Almeida, Leiterin der Schlossverwaltung und Geschichtsprofessor Peter Rückert mit dem Brief der Gräfin Barbara von Mantua aus dem Jahr 1475, in dem sie Spargelsamen ordert (von links). FOTO: RITTGEROTH

BAD URACH. Wenn es nach den jüngsten Forschungsergebnissen führender Historiker in Baden-Württemberg geht, müssen die Geschichtsbücher bei einem kulinarischen Detail umgeschrieben werden: Der erste Spargel wurde demnach nicht im 17. Jahrhundert im badischen Schwetzingen angebaut, sondern im württembergischen Urach. Das hat der Archivdirektor des Hauptstaatsarchivs Prof. Dr. Peter Rückert jetzt herausgefunden und auch in einem wissenschaftlichen Artikel bereits veröffentlicht.

Grundlage ist ein Brief der Gräfin Barbara Gonzaga von Mantua, in dem sie im Jahr 1475 Spargelsamen in ihrer italienischen Heimat für den Gemüsegarten in ihrer neuen Heimat Urach bestellt. Erst ein Jahr zuvor hatte sie den württembergischen Grafen Eberhard geheiratet und war vom Hof in Mantua ins Residenzschloss Urach gezogen.

Gestern stellte er diese kleine historische Sensation zusammen mit Vertretern der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg im Residenzschloss von Bad Urach vor, wo vor etwa 530 Jahren wohl der erste Spargel im schweren Boden des Ermstals wuchs.

Die neue historische Erkenntnis nehmen die Verantwortlichen der Staatlichen Schlösser und Gärten, allen voran Geschäftsführer Michael Hörrmann, zum Anlass für ein besonderes Event: Am 9. Mai, um 18 Uhr prüfen alle, die sich schnell genug die insgesamt 130 Karten sichern dem »königlichen Gemüse« Spargel im Schloss Urach huldigen. Bei einer Verkostung alter und historischer Spargelsorten und einem schwäbisch-italienischen Spargelmenü aus vier Gängen.

Michael Hörrmann betonte bei der Präsentation: »Für uns ist das ein großartiger Anlass, den Fokus auf die kulinarische Traditionen in Württemberg zu richten.« In den Monumenten des Landes stehe das Jahr unter dem Thema »Essen und Trinken in Schlössern, Klöstern und Bürgen« und stehe unter dem Titel »Von Tisch und Tafel«. Das große Spargelmenü in Bad Urach stelle einen ersten Höhepunkt dar.

Karten für das »Spargel-Diner« kosten 59 Euro und sind an der Kasse des Residenzschlosses Urach zu haben. Auch telefonisch und per E-Mail sind Buchungen möglich. (rr)