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Aktuell Energie

Köhler am Werk im Metzinger Stadtwald

Forstwirtauszubildende betreiben den Meiler im Stadtwald Metzingen.  FOTO: STADT
Forstwirtauszubildende betreiben den Meiler im Stadtwald Metzingen. FOTO: STADT
Forstwirtauszubildende betreiben den Meiler im Stadtwald Metzingen. FOTO: STADT

METZINGEN. Einblick in ein traditionelles Waldgewerbe bietet der Kohlenmeiler am Finsterdobelweg im Bereich Bongertwasen im Metzinger Stadtwald. Aufgeschichtet und entzündet wurde er von den Forstwirtauszubildenden der Stadt. Vom 14. Juni an können die Metzinger Bürgerinnen und Bürger dann ihre Grillkohle aus dem Meiler direkt beim Forsthof kaufen. Zuletzt gab es einen solchen Meiler mit Kohleverkauf vor fünf Jahren.

Mit der Aktion erweckt der städtische Forstbetrieb die Holzkohleherstellung, wie sie im Mittelalter hier ausgeübt wurde, wieder zum Leben. Nach dem Anzünden schwelt der Meiler sieben Tage lang. In dieser Zeit kann er besucht werden. Das Forsthofteam bittet allerdings darum, die Abstände zueinander einzuhalten und sich coronakonform zu verhalten. Das Betreten des Meilers ist verboten, denn wenn der Erdmantel beschädigt wird, besteht die Gefahr, dass der Meiler unkontrolliert abbrennt.

Aufgebaut wurde der Metzinger Kohlemeiler als stehender Rundmeiler. Dafür werden rund acht Raummeter (Ster) Brennholz aus Esche verwendet. Das aufgeschichtete Holz wird mit frischem Gras abgedeckt und mit Erde – der »Lösche« – abgedeckt. Auf diese Weise kann das Feuer kontrolliert schwelen. Nach dem Entzünden beginnt im Feuerschacht der Verkohlungsprozess, gesteuert durch manuell regulierte Luftzufuhr. Die Dauer des Schwelbrands hängt von der verwendeten Holzmenge und Holzfeuchte ab. Beim Kohlemeiler am Finsterdobelweg dauert er je nach Witterung fünf bis sieben Tage. In dieser Zeit sind der Köhler Herbert Haag und die Forstwirtauszubildenden ständig vor Ort, um den Abbrand zu beobachten und zu regulieren.

Gute Holzkohle »klingt«

Danach ist der Meiler »gar«. Übrig bleibt sehr energiereiche Holzkohle, die gegenüber Holz etwa 50 Prozent weniger Volumen und 75 Prozent weniger Gewicht hat. Deshalb war die Köhlerei im Mittelalter die einzige Möglichkeit, Holz aus entlegenen Waldgebieten abzutransportieren und zu nutzen. Rund um Metzingen wurde Holzkohle früher in großen Mengen benötigt, um Metalle aus den gewonnenen Erzen auszuschmelzen – diesen Prozess nennt man Verhüttung.

Bis zur Nutzung fossiler Brennstoffe wie Kohle, Erdöl oder Erdgas war die Holzkohle neben Holz der wichtigste Energieträger. Holzkohle ist ein unbelastetes, klimafreundliches Naturprodukt. Grillfans schätzen die typische feine Note, die Holzkohle den Speisen verleiht. Die gute Qualität der Holzkohle erkennt man übrigens daran, dass sie »klingt«, wenn man zwei Stücke aneinanderschlägt.

Das Forsthofteam weist darauf hin, dass bis Mittwoch, 2. Juni, aus dem Finsterdobelweg teils starker Rauch aufsteigt. Je nach Windrichtung kann es am Bongertwasen zu Geruchsbelästigungen kommen. Es besteht jedoch kein Grund zur Sorge. Wer zum Meiler gelangen möchte, kann auf dem Parkplatz am Bongertwasen oder am Beginn des Sportpfades parken. Ab dort weist die Beschilderung den 700 Meter langen Weg. (eg)