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Igelschützer in Riederich brauchen Unterstützung

Damit kranke und verletzte Tiere in Zukunft Hilfe bekommen, brauchen die Igelschützer Hilfe.

Da ist wortwörtlich geballtes Leben in der roten Plastikschüssel: Igel-Mutter mit mehreren Babys, die neugierig die Umgebung mus
Da ist wortwörtlich geballtes Leben in der roten Plastikschüssel: Igel-Mutter mit mehreren Babys, die neugierig die Umgebung mustern. Foto: Privat
Da ist wortwörtlich geballtes Leben in der roten Plastikschüssel: Igel-Mutter mit mehreren Babys, die neugierig die Umgebung mustern.
Foto: Privat

RIEDERICH. Die Mitglieder des Igelvereins Reutlingen durften sich nach zwei Jahren wieder bei einer Versammlung treffen. Viel zu erzählen gibt es da bei der Zusammenkunft im Rebstöckle in Neuhausen.

Und so manches auch aufzuholen. Schnell wird klar: Lange kann sich der Verein nicht mehr halten. Eindrücklich ist das, was hier Menschen für kleine Tiere tun, die es in der von Menschen geprägten Welt nicht immer leicht haben.

Christl Reusch berichtet von der Igelstation in Riederich: »Wir brauchen dringend ehrenamtliche Helfer, die in den Morgenstunden mithelfen, die Käfige zu säubern und die Igel zu füttern.«

Die 69-Jährige versorgt die Igel in ihrem Wohnhaus jeden Morgen mehrere Stunden lang. Unterstützt wird sie von ihrer Tochter Melanie Bauer und einigen wenigen ehrenamtlichen Helfern, die zwar sehr fleißig sind, die aber teilweise aus Altersgründen nicht länger helfen können.

Hilfe vom Tierschutz, der Stadt und dem Land

Aber es braucht noch viel mehr: »Wir brauchen Hilfe vom Tierschutz, vom Tierheim, von Stadt und Land«, sagen Eberhard Luik und Rudolf Lorenz. »Manchmal weiß man nicht, wie man die Igel durchbringen soll, wie man Medikamente und Futter bezahlen soll.«

In den Monaten September und Oktober steht das Telefon in der Igelstation nicht mehr still. Dann ist Igel-Hochsaion. »Wir bringen es nicht übers Herz, einen verletzten Igel abzuweisen. Aber unsere Kapazitäten sind einfach erschöpft«, so Christl Reusch.

Albino-Junges Alberto.
Albino-Junges Alberto. Foto: Privat
Albino-Junges Alberto.
Foto: Privat

Ohne Geld geht es nicht: Der Kassierer Herbert Bauer berichtet, dass 2019 für die Igelstation 7.200 Euro ausgegeben wurden. Das Jahr 2019 wurde mit einem Minus von rund 1.200 Euro abgeschlossen.

Im Jahr 2020 verzeichnet der Verein ein Plus von 1.299 Euro, was der Sonderspende einer älteren Dame zu verdanken sei. Von 2019 auf 2020 wurden in der Riedericher Station 114 Igel versorgt. 74 davon haben auch ihren Winterschlaf in der Igelstation verbracht. Von 2020 auf 2021 wurden bis August 84 Igel in Riederich aufgepäppelt, von denen 64 den Winter über in der Station schliefen.

Geld wird knapp

Das Geld werde immer knapper, weil es viel weniger Sammlungen an Schulen gegeben habe. Lediglich an der Waldorfschule in Reutlingen werde noch für den Igelverein gesammelt. Es gibt aber auch Positives: Mit Rudolf Lorenz bekommen die Igelfreunde einen sehr engagierten neuen Schriftführer.

Tatkräftige Unterstützung gibt es auch durch den neuen Vorsitzenden Eberhard Luik, an den die bisherige Vorsitzende Renate Mydlar ihr Amt übergibt. »Wir freuen uns sehr über die tolle Verstärkung durch Herrn Luik und Herrn Lorenz«, sagt Melanie Bauer. Beide pflegen selbst Igel.

SPENDEN UND MITHILFE

Der Verein bittet um Spenden und aktive  Mithilfe. IBAN:  DE 41640901000104882000Mehr Infos gibt es telefonisch 07123 34063. (GEA)

Rudolf Lorenz sei durch seine Tochter »auf den Igel gekommen«, die bei einem Tierarzt arbeitet und immer wieder verletzte Igel mit nach Hause gebracht hat. Zu Hause in Ohmenhausen hat er diese Saison an die 100 Igel aufgenommen, von denen aber viele aufgrund schwerer Unterversorgung und Krankheiten gestorben sind. Zwei Igelfamilien entwickeln sich aber prächtig.

Schwache Igelbabys vorbeigebracht

Der neue Vorsitzende, Eberhard Luik, kommt aus Reutlingen und ist mit dem Igelverein in Kontakt gekommen, weil er selbst vor drei Jahren schwache Igelbabys in die Station gebracht hat. »Das Tolle ist, dass wir durch Herrn Luik und Herrn Lorenz zwei weitere Standorte dazubekommen haben: Reutlingen und Ohmenhausen.« Wohlgemerkt wieder in Privathäusern.

In der Igelstation Riederich sind aktuell rund 50 Igel in Pflege. »Gestern hat eine Frau aus Rübgarten angerufen, weil in ihrem Garten ein kleines Igelchen liege, das so seltsam blass sei«, erzählt Melanie Bauer. Als sie es dann gebracht hat, war schnell klar: Es ist ein Albino-Junges. Das Kleine war voller Fliegeneier und der Mund sowie die Augen waren voller Maden. Es bekam den Namen Alberto und wurde fortan alle zwei bis drei Stunden mit Welpenmilch aufgepäppelt.

Manchmal braucht die ganze Familie Hilfe

Auch eine ganze Igelfamilie ist kürzlich in der Station untergekommen: Eine Mama, die kurzerhand »Mami« genannt wurde, und mit ihr gleich acht Babys. Die Mutter war stark unterernährt. »Ich habe noch nie einen Igel so hastig essen gesehen«, berichtet sie von der ersten Fütterung mit Katzenfutter.

Christel Reusch mit ihrer Tochter Melanie Bauer – und zwei Schützlingen. FOTOS: VEREIN
Christel Reusch mit ihrer Tochter Melanie Bauer – und zwei Schützlingen. Foto: Verein
Christel Reusch mit ihrer Tochter Melanie Bauer – und zwei Schützlingen.
Foto: Verein

Findet man jetzt im November einen Igel, der bei Tag umherläuft, stimmt oft etwas nicht. »Dann ist es am besten, uns erst einmal anzurufen, um die Situation zu schildern«, rät die Igelexpertin. »Oft reicht es schon, wenn man im eigenen Garten mit Katzenfutter zufüttert und ein Schälchen frisches Wasser hinstellt.« (v)