METZINGEN. »Obst- und Gartenbau ist für das Ermstal von großer Bedeutung. Dem Verein gebührt Dank und Wertschätzung für seine Arbeit«, hat Oberbürgermeister Dr. Ulrich Fiedler bei der Jahreshauptversammlung des Obst- und Gartenbauvereins Metzingen (OGV) am Sonntagnachmittag in der Festkelter gesagt. Im Publikum saßen rund 100 Menschen.
Es gebe allerdings in naher Zukunft Herausforderungen für den Obstbau. Der OB ordnete das Thema ein: »Die Erzeugungs- und Vertriebswege haben sich massiv verändert. Es wird immer schwieriger, Gütle und Streuobstwiesen in die nächste Generation zu überführen«. Es erfordere immer mehr Anstrengung, die Kulturlandschaft zu erhalten. »Als Stadt können wir zwar unterstützen, aber nicht die engagierten Menschen ersetzen, die sich dafür einsetzen.«
Obstbau muss attraktiv bleiben
Detlef Schollmeier, der frühere Leiter des städtischen Obstbaubetriebs Metzingen, gab einen Rückblick auf das vergangene Jahr. »Es war das drittwärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen«, sagte er. Temperaturen von 36 Grad hätten Verbrennungen an den Früchten hervorgerufen. Schon im Februar seien die Böden wegen zu wenig Niederschlag ausgetrocknet gewesen. Frostnächte hätten den Ertrag reduziert.
Manuel Straßer betonte in seinem Vortrag »Rettet die Bienen« den Wert der Insekten. Innerhalb von zehn Jahren habe es einen Artenschwund von einem Drittel und insgesamt bis zu zwei Drittel weniger Insekten gegeben. Dies sei wissenschaftlich belegt. »Doch die Ursache ist noch nicht klar. Pestizide sind nicht der einzige Grund«, erklärte Straßer. Das umstrittene Volksbegehren ist derzeit auf Eis gelegt. Der Alternativvorschlag, das sogenannte Eckpunktepapier, werde demnächst im Landtag beraten. Darin heißt es, dass eigenbetrieblich bewirtschaftete Flächen des Landes in der Regel ökologisch bewirtschaftet werden sollen. Bis 2030 sollen in bestimmten Bereichen 40 bis 50 Prozent der Pestizide eingespart werden. Das Volksbegehren hatte mindestens 50 Prozent weniger Pestizide gefordert – bis 2025. »In Schutzgebieten wie dem Ermstal, in dem Pestizide komplett verboten werden sollen, trifft einen das besonders hart«, sagte Straßer. Für diesen Fall zeichnete er ein düsteres Bild. Schädlinge wie Gespinstmotte oder Kirschessigfliege würden überhandnehmen. Das lokale Obst würde rar, die Kulturlandschaft mit Streuobstwiesen nicht mehr gepflegt. »90 Prozent des Obstbaus werden im Ermstal hobbymäßig betrieben. Das muss auch weiterhin attraktiv bleiben.« Blühstreifen stehen zu lassen, Wildbienenhotels aufzustellen oder weniger zu mähen, seien hingegen machbare Maßnahmen. Bei Kernobstbeständen könne man ebenfalls prüfen, ob eine Umstellung auf Biolandbau möglich ist. Auch Metzingens OB Fiedler ging auf die Zukunft ein: »Das Verantwortungsgefühl für die Natur muss an die nächste Generation weitergegeben werden. Dabei müssen wir bei den Jüngsten anfangen.« Es sei »erschreckend«, wie wenig Naturkenntnisse Kinder und Jugendliche hätten. Der OGV möchte eben solche Kenntnisse vermitteln. (gb)
MITGLIEDER-EHRUNGEN
Der Erste Vorsitzende des Vereins, Johannes Jugel, dankte für 25 Jahre 40 Jahre 50 Jahre 60 Jahre 70 Jahre