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»Es war eine tolle Zeit«

Nach 19 Jahren hat Johanna Kruppa die Leitung der VHS-Außenstelle Riederich abgegeben

»Eine VHS muss ganz nah am  Menschen sein«,  findet Johanna Kruppa. Als VHS-Außenstellenleiterin hat sie nach 19 Jahren aufgehör
»Eine VHS muss ganz nah am Menschen sein«, findet Johanna Kruppa. Als VHS-Außenstellenleiterin hat sie nach 19 Jahren aufgehört, als Gemeinderätin bleibt sie in Riederich dabei. FOTO: OECHSNER
»Eine VHS muss ganz nah am Menschen sein«, findet Johanna Kruppa. Als VHS-Außenstellenleiterin hat sie nach 19 Jahren aufgehört, als Gemeinderätin bleibt sie in Riederich dabei. FOTO: OECHSNER

RIEDERICH. »Wenn ich die Wehmut überwunden habe, dass das alles vorbei ist, kann ich auch nach vorne blicken«, beschreibt Johanna Kruppa ihre aktuelle Gefühlslage. Noch hat sie emotional mit ihrer bisherigen Arbeit nicht abgeschlossen, kann gedanklich nicht abschalten: 19 Jahre hat Johanna Kruppa die Riedericher Außenstelle der Volkshochschule (VHS) Metzingen-Ermstal geleitet: »Es war eine tolle Zeit, die für mich unvergessen bleibt«, blickt sie auf spannende und erfüllte Jahre zurück.

Am Samstag startet das diesjährige Semester mit dem Abschied der bisherigen Außenstellen-Leiterin, das Programm trägt noch ihre Handschrift. Aber, das gibt die 73-Jährige zu: »Ich habe reduziert organisiert.« Gerademal 14 Kurse hatte die Außenstelle bei ihrem Amtsantritt vor 19 Jahren angeboten, in Hochzeiten waren es 65 und zum Abschied schlagen 45 zu Buche: »Ich habe solche Dinge weggelassen, die ich nicht mehr weiterbegleiten kann.« Kabarett-Abende zum Beispiel. Oder Vorträge und Konzerte. Von der Organisation bis zur Bestuhlung, von den Kontakten zu den Künstlern bis zur Bewirtung reichte ihr Aufgabenfeld – und das wollte sie ihrer Nachfolgerin zum Einstieg nicht zumuten: »Ich hoffe, dass dies wieder angeboten wird und wenn sie möchte, kann ich ihr auch dabei helfen«, meint Johanna Kruppa.

»Ich habe mir immer die Freiheit genommen und auch bekommen«

Gerade diese Einzelveranstaltungen haben die Amtszeit von Johann Kruppa geprägt, unvergessen bleibt für sie ihr »Einstand« gleich im Herbst 1999: Stuttgarts Alt-Oberbürgermeister Helmut Rommel war zu Gast und Riederich und zog die Massen in den evangelischen Gemeindesaal. In diesem Moment sei ihr eines klar gewesen, so Kruppa: »So will ich das weiter machen.« Und das setzte sie auch um, legendär sind die »Lola Blau«-Aufführungen mit Ines Martinez oder auch die große Veranstaltung mit dem Salon Orchester in der Gutenberghalle. »Es gab so viele schöne Dinge, immer wieder fällt mir etwas Neues ein.«

Immer ganz nah bei den Riederichern sein, ein Gespür für deren Wünsche und Bedürfnisse entwickeln – das war Johanna Kruppa wichtig. »Ich habe mir immer die Freiheit genommen und bekommen, auch mal Kurse mit einer geringen Beteiligung laufen zu lassen und ihnen eine Chance zu geben«, blickt sie auf die 19 Jahre als Außenstellen-Leiterin zurück.

Ihr Posten war übrigens nie mit einem Vertrag geregelt, sondern ein Handschlag-Geschäft wie in alten Zeiten. Und eben die seien zu ihrem Bedauern vorbei: Ihre Nachfolgerin wird von Metzingen aus agieren, auch die Anmeldungen für die Kurse finden dort statt und die Riedericher Kurse werden in den Semesterheften nicht mehr separat aufgeführt. Johanna Kruppa ist gespannt, wie die Riedericher diese Neuerungen aufnehmen: »Sie haben es gut gefunden, dass immer jemand da war.« Ihrer Ansicht nach müsse eine VHS ganz nah am Menschen sein, räumlich wie auch hinsichtlich der persönlichen Kontakte: »Mir war die persönliche Ansprache mit den Kursleitern wie auch mit den Teilnehmern sehr wichtig. Und das war auch das, was mich an der Arbeit fasziniert hat.« Sie habe von den Kontakten gelebt, sie gehegt und gepflegt – und das zu allen möglichen Zeiten, von morgens bis abends und gegebenenfalls auch mal am Wochenende: »Das mutet an wie aus einer anderen Zeit«, gibt sie zu. Und die würde es so einfach nicht mehr geben: Als Ehrenämtlerin erhielt sie eine Aufwandsentschädigung, übte faktisch aber einen Halbtagesjob von einem Büro im eigenen Heim aus. In den 19 Jahren habe sie selbstständig gearbeitet und Entscheidungen gefällt, dies sei durch die engere Anbindung an die Hauptstelle in Metzingen vorbei und darauf habe sie sich nicht mehr einstellen wollen.

Der Jahreslauf der der VHS-Semester hat 19 Jahre Johanna Kruppas Leben geprägt, noch ist die Gemeinderätin und Leiterin von Kursen im Gedächtnistraining in der Findungsphase nach neuen Aufgaben: »Ich möchte mich zeitlich nicht mehr so wahnsinnig binden und etwas freier über meine Zeit verfügen können.« Die Viel-Leserin wurde schon gefragt, ob sie Lesepatin werden wolle. Sie könnte sich auch vorstellen, ihr Projekt »Bürger helfen Bürger« zu intensivieren. Oder in der Alzheimer-Hilfe einzusteigen. Noch muss sie aber den Abschied von der VHS sacken lassen: »Es war eine schöne Zeit, ich habe es gerne gemacht.« (GEA)