METZINGEN. Nun also doch nur zwei. Es lag schon eine kleines bisschen Spannung in der Luft, als Metzingens Erste Bürgermeisterin Jacqueline Lohde am Mittwoch um Punkt 18 Uhr den Rathaus-Briefkasten öffnete. Viele kleine und große Umschläge fischte sie raus, aber keiner, in dem jemand seine Ambitionen auf den Chefsessel im Metzinger Rathaus geltend gemacht hätte. Sodass Ordnungsamtsleiter Albrecht Gaiser hochoffiziell feststellte, dass es bei zwei Bewerbern bleibt: Carmen Haberstroh und Patrick Roth.
Außer Anfragen nichts gewesen
Die Metzinger Finanzbürgermeisterin und Kaufmännische Leiterin der Stadtwerke Carmen Haberstroh hatte ihre Bewerbungsunterlagen zum frühestmöglichen Zeitpunkt abgegeben. »Am Montag, 22. Februar, noch vor 7.30 Uhr«, so Albrecht Gaiser, »das hat Auswirkungen auf die Platzierung auf dem Stimmzettel.« Heißt: Die 49-Jährige wird oben stehen.
Unter ihr wird der Name Patrick Roth stehen. Der 30-jährige Metzinger ist gelernter Kaufmann für Versicherungen und Finanzen und bearbeitet bei einer Versicherung in Stuttgart Kfz-Schäden. Er hatte Mitte März seine Ambitionen auf die Nachfolge von Oberbürgermeister Dr. Ulrich Fiedler geltend gemacht. Seither gab es »Anfragen, aber keine offiziellen Bewerber«, wie der Ordnungsamtsleiter in der Sitzung des Gemeindewahlausschusses sagte.
Bleibt die Frage, wie sich die zwei Bewerber ihren Wählerinnen und Wählern vorstellen können. »Eine Bewerbervorstellung ist gesetzlich nicht vorgeschrieben«, sagt Hauptamtsleiter Patrick Hubertz. Aber machen würden es die Metzinger wie gehabt schon gern – eigentlich. »Die pandemische Entwicklung lässt das unserer Ansicht nach nicht zu«, sagt Hubertz. Wollte man am klassischen Format – Podien im Metzingen, Neuhausen und Glems, je 15 bis 20 Minuten Redezeit, danach Fragen an die Bewerber – festhalten, wäre das in Corona-Zeiten ein »Riesen-Spagat«, fürchtet Hubertz: »Im schlimmsten Fall müssten wir zählen und ab dem fünfzigsten Besucher die Leute wieder heimschicken.« Also: abgelehnt.
Niederschwelliges Forum
Jetzt hat der Wahlausschuss beschlossen, dass die Kandidatenvorstellung ohne Publikum am Mittwoch, 21. April, in Form einer Aufzeichnung stattfindet. Fragen aus der Bürgerschaft werden vorab per Post oder E-Mail gesammelt. Vor Ort werden sie – ohne vorsortiert zu werden – ausgelost. Carmen Haberstroh und Patrick Roth, die sich vorher schon je zwanzig Minuten präsentieren können, haben anschließend je zehn Minuten Zeit, sie zu beantworten. Die Veranstaltung mit den Bewerbern wird in der Metzinger Stadthalle aufgezeichnet und steht am Tag danach – also am Donnerstag, 22. April – online zur Verfügung. »Das ist rechtlich das sicherste Verfahren«, sagt Hauptamtsleiter Patrick Hubertz, »die Verwaltung plädiert aus diesem Grund dafür.« Ein zweiter Vorteil dieser Variante: Er ist niederschwellig, sollte also eher wenige Menschen abschrecken, die nicht ganz so internetaffin sind.
Ob 15 statt 20 Minuten Redezeit pro Kandidatin und Kandidat nicht ausreichend sei, überlegte Dr. Christiane Hauber (FWV). Metzingens Erste Bürgermeisterin Jacqueline Lohde, die die Sitzung leitete, plädierte klar für 20 Minuten: »Die Zeit sollten wir ihnen schon geben – immerhin geht’s um die Oberbürgermeisterschaft.« (and)
