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Aktuell Hochwasser

Dettingen will auf das nächste Unwetter vorbereitet sein

2016 ist das Untergeschoss der Schillerschule raumhoch voll Wasser gelaufen. Total zerstört wurde dabei der Proberaum der Ermsta
2016 ist das Untergeschoss der Schillerschule raumhoch voll Wasser gelaufen. Total zerstört wurde dabei der Proberaum der Ermstalmusikanten. Seitdem macht sich Dettingen Gedanken, wie künftig Unwetterrisiken minimiert werden können. FOTO: FÜSSEL
2016 ist das Untergeschoss der Schillerschule raumhoch voll Wasser gelaufen. Total zerstört wurde dabei der Proberaum der Ermstalmusikanten. Seitdem macht sich Dettingen Gedanken, wie künftig Unwetterrisiken minimiert werden können. FOTO: FÜSSEL

DETTINGEN. Die Gemeinde Dettingen ist gebranntes Kind und hat leidvolle Erfahrungen mit Starkregenereignissen und Hochwasser gemacht. 2016 und 2019 hat es den Ort besonders getroffen. Vor allem im Bereich des Schulzentrums sind Keller und Hallen vollgelaufen. 2016 stand das ganze Untergeschoss der Schillerschule raumhoch unter Wasser, das sich zunächst im Talgraben sammelte und dann mit großer Wucht Schule, Schillerhalle und Walter-Ellwanger-Kinderhaus überflutete. Um künftig für ähnliche Naturereignisse besser gewappnet zu sein, hat die Gemeinde bereits im Jahr 2017 beschlossen, ein Handlungskonzept zum Hochwasserschutz erarbeiten zu lassen. Das liegt jetzt vor. Der Gemeinderat hat die Verwaltung beauftragt, die Umsetzung vorzubereiten.

Betrachtet wurde dafür der gesamte Ort. Während für Gewässer 1. Ordnung wie die Erms es bereits Hochwassergefahrenkarten gibt, sind jetzt auch kleine Bachläufe erfasst, wie der Talgraben, der normalerweise kaum Wasser führt, bei Starkregen aber dennoch in der Lage ist große Teile des Orts zu überfluten – trotz des relativ kleinen Einzugsbereiches von vier Quadratkilometern.

Bauliche Veränderungen

Hier dürfte der größte Handlungsbedarf bestehen, wofür das beauftragte Ingenieurbüro Heberle aus Rottenburg bereits konkrete bauliche Veränderungen vorschlägt, wie eine große Retentionsfläche und die Öffnung von Verdolungen, dort, wo das nicht möglich ist, sollten die sogenannten Einlaufbauwerke deutlich größer dimensioniert werden. Damit verbunden ist auch der Neubau der einen oder anderen Brücke.

Doch auch andere Bäche und Bereiche bergen Risiken: Am Nützenbach, Hörnleweg, Gfällweg, Krebsgraben, Habichtweg, Gweidachgraben und Herdterngraben sollten ebenfalls offene Kleinrückhaltebecken angelegt werden, um unter anderem Oberflächenwasser, das von den umgebenden steilen Hängen herabschießt aufzufangen. Grundsätzlich gilt, Gewässern mehr Raum zu geben und Verdolungen größer auszulegen, beispielsweise beim Nützen- und Lochbach, beim Krebsgraben, beim Sulz- und Lehenbach, bei der Hirschlache und beim Rosstriebbach.

Wie schnell es zu solchen Überflutungen kommen kann, machte das Ingenieurbüro anhand von Animationen deutlich. Dafür wurden verschiedene Szenarien durchgerechnet und Hochwasseralarm- und Einsatzpläne erarbeitet, was unter anderem von der Räumung von Verdolungseinläufen, über die Sperrung einzelner Straßen, den Aufbau von mobilen Objektschutzeinrichtungen bis zur Anordnung von Evakuierungen reicht. Auch werden Vorschläge gemacht, wie Landwirte ihre Äcker vor Erosion schützen können, beispielsweise durch Ackerrandstreifen oder angepasste Fruchtfolge. Zudem sollte künftig Hochwasserschutz in Flächennutzungs- und Bebauungsplänen mehr berücksichtigt werden.

Appell an Eigenverantwortung

»Das alles kostet viel Geld«, stellte Bürgermeister Michael Hillert fest. »Wir müssen Prioritäten setzen.« Doch alles auf die lange Bank schieben, gehe natürlich nicht, betonte er. Gleichwohl Dettingen schon in der Vergangenheit nicht untätig war. Beim Talgraben zum Beispiel oder beim Saulbach, wo zusammen mit der Stadt Metzingen bereits eine große Überlauffläche geschaffen wurde.

Hillert appellierte zudem an die Eigenverantwortung der Bürger. »Für den Schutz privater Häuser bleibt der Eigentümer zuständig.« Allerdings könne jetzt anhand der durchgerechneten Szenarien aufgezeigt werden, wo was passieren kann. Das nächste Hochwasser kommt bestimmt. Und, so Hillert: »Einen hundertprozentigen Schutz wird es nicht geben.« Trotz aller Bemühungen, die Risiken zu minimieren. (GEA)