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Das sind die Pläne für das Kelten-Erlebniszentrum in Grabenstetten

Das geplante Kelten-Erlebniszentrum wird sich unter einem begehbaren Hügel befinden und ist nur auf einer Seite in Richtung Burrenhof geöffnet.

Allerhand Eindrücke von der keltischen Lebenswelt erwarten die Besucher einmal im Innenbereich.  VISUALISIERUNG: STUDIO KLV, BER
Allerhand Eindrücke von der keltischen Lebenswelt erwarten die Besucher einmal im Innenbereich. Foto: Studio KLV, Berlin
Allerhand Eindrücke von der keltischen Lebenswelt erwarten die Besucher einmal im Innenbereich.
Foto: Studio KLV, Berlin

HÜLBEN/GRABENSTETTEN. Es wird viel zu sehen geben in einem Gebäude, das selbst kaum sichtbar ist: Das Kelten-Erlebniszentrum wird sich unter einem begehbaren Hügel befinden und ist nur auf einer Seite in Richtung Burrenhof geöffnet. So sieht es jedenfalls die Planung des Architekturbüros Ott aus Laichingen vor, die erstmals in einer virtuellen Bürgerinformation vorgestellt wurde. Das zentrale Gebäude versteckt sich sozusagen unter der Erde, der Turm am Hartholz-Parkplatz indes wirkt offen, transparent und soll an einen keltischen Wehrturm erinnern: Aus 18 Metern Höhe ist ein Blick auf das gesamte Areal des Heidengrabens von Hülben über Grabenstetten bis Erkenbrechtsweiler möglich.

65 Parkplätze

Schon lange wird diskutiert und geplant, wie das Thema Kelten sichtbar und damit auch erlebbar gemacht werden soll – dieser Tage nun wurden interessierte Bürger aus den drei beteiligten Gemeinden, Mitglieder diverser (Förder-)Vereine und auch Fachleute aus der Archäologie über die Planungen unterrichtet. Der Aussichtsturm bildet sozusagen die Außenstelle mit Empfangscharakter, denn es darf ausschließlich dort geparkt werden – es existieren bereits 65 Parkplätze, 100 kommen noch hinzu. Es wird zu Spitzenzeiten mit rund 100, über den Tag verteilte, Besucher gerechnet.

In einen Hügel mit Aussicht auf Hügelgräber integriert: Das neue Keltenzentrum am Heidegraben nahe dem Burrenhof bei Hülben in e
In einen Hügel mit Aussicht auf Hügelgräber integriert: Das neue Keltenzentrum am Heidegraben nahe dem Burrenhof bei Hülben in einer optischen Präsentation der Architekten. Foto: Ott Architekten, Laichingen
In einen Hügel mit Aussicht auf Hügelgräber integriert: Das neue Keltenzentrum am Heidegraben nahe dem Burrenhof bei Hülben in einer optischen Präsentation der Architekten.
Foto: Ott Architekten, Laichingen

Zu Fuß geht’s von dort aus auch für Besucher, die mit Bussen angereist sind, zum eigentlichen Kelten-Erlebniszentrum mit seinen 3.320 Kubikmetern umbauten Raum (»Es wird von außen kaum wahrgenommen«, so Architekt Ott) und einer Ausstellungsfläche von 350 Quadratmetern. Die geöffnete Seite ist von einer Glasfront geprägt, im Eingangsbereich befindet sich ein Block mit Kiosk und einem integrierten Kassenbereich: »Das Zentrum soll mit möglichst wenig Personal geführt werden«, so der Architekt. Das Gebäude selbst sei zwar in seiner Wuchtigkeit reduziert und nehme sich, in die Landschaft eingepasst, auch zurück. Inhaltlich sei es aber hochwertig ausgestattet, wie die Vertreter von Studio klv aus Berlin bei der Videokonferenz anschaulich darlegten.

Blick auf die Grabhügel

Entscheidend für die Ausstellungs-Konzeption sei laut Astrid Dressel, die architektonischen Besonderheiten auch entsprechend zu nutzen: »Sie kommen uns in funktional und inhaltlich entgegen.« Im Eingangsbereich bietet die Glasfassade mit ihren 4,70 Metern Höhe einen Ausblick auf die Grabhügel, der hintere Bereich ist mit 2,90 Metern weitaus niedriger und mangels Fenster auch dunkel: »Dort kann man das Keltenpanorama sehr gut integrieren.« Der visuelle Ausflug in die Lebenswelt der Kelten befindet sich am Ende des Rundgangs in einem 50 Quadratmeter großen Raum, dort können auch Sonderausstellungen stattfinden. Ebenso groß ist der erste Ausstellungssaal, daran schließt sich ein 220 Quadratmeter großer Raum an.

»Wir inszenieren eine interaktive Reise vom Fund über die Rekonstruktion bis zum Eintauchen in die Lebenswelten«, erklärte Bernhard Kehrer. So können die Besucher selbst Felder bestellen wie die Kelten: »Sie bekommen dann ein Getreide, das sie später im Außenbereich auch mahlen können.« Auch lässt sich der beeindruckende Weg einer mit Wein gefüllten Amphore von Marseille bis zum Heidengraben verfolgen oder können sich die Besucher in einem Spiegel als Kelte sehen.

Streitwagen besteigen und Fahrt durch 3-D-Welt

Als absoluten Höhepunkt bezeichnet der Planer die Möglichkeit, einen Streitwagen zu besteigen und durch eine 3-D-Welt zu fahren. Bei der Konzeption sei eines wichtig gewesen: Attraktionen für Familien zu schaffen. Es werden nur Repliken in der Erlebniswelt zu sehen sein, wie Grabenstettens Bürgermeister Roland Deh auf Anfrage unterstrich. Sein Amtskollege Siegmund Ganser aus Hülben betonte, dass Originale weiterhin im Keltenmuseum in Grabenstetten ausgestellt sein werden: »Wir wollen es bewusst weiter stärken.«

Mit dem Entwurf des Bebauungsplans ist der rechtliche Rahmen fürs Erlebniszentrum und den Turm sowie die Erweiterung des Parkplatzes und den Bau eines Kreisverkehrs an der naheliegenden Kreuzung erarbeitet, er liegt vom 31. Mai bis 2. Juli in Erkenbrechtsweiler aus und kann auch über die Homepage der Gemeinde eingesehen werden. 4,5 Millionen Euro gibt’s an Zuschüssen von Land und Bund, bis Ende des nächsten Jahres sollen die Baumaßnahmen beendet sein und das Museum könnte im Frühjahr 2023 öffnen.

Erlebnispfad ist schon begehbar

Wer jetzt schon in die Welt der Kelten tauchen möchte, kann dies auf dem Kelten-Erlebnispfad machen. Der ist seit Ende 2020 fertiggestellt und begehbar, wurde wegen der Corona-Pandemie noch nicht offiziell eröffnet. Über sechs Kilometer hinweg können die Besucher an neun Stationen die Kelten erleben: »Wir haben dabei einen Markstein gesetzt, was die Informationsvermittlung und Besucherlenkung über eine App betrifft«, machte Archäologe Dr. Gerd Stegmaier das Erlebnis schmackhaft. (GEA)