BAD URACH. Kurse und Fortbildungen im beruflichen Bereich erfordern eine einheitliche Qualität: Die Menschen müssen sich darauf verlassen können, oft hängt ihre weitere Zukunft davon ab. Um Kurse im Auftrag der öffentlichen Hand anbieten zu können, müssen die Bildungseinrichtungen entsprechend zertifiziert sein – dazu gehört nun auch die Volkshochschule Bad Urach-Münsingen.
VHS-Leiter Martin Hikel hat es nun blau auf weiß: Die VHS hat die Akkreditierungs- und Zulassungsverordnung Arbeitsförderer erlangt. Was kompliziert und sperrig klingt, ist im Prinzip ganz einfach: Die von der Agentur für Arbeit herausgegebenen Bildungsgutscheine können nur bei entsprechend zertifizierten Bildungseinrichtungen eingelöst werden. Im Augenblick sei laut Hikel der Bedarf an beruflichen Eingliederungsmaßnahmen angesichts der Vollbeschäftigung in der Region nicht so groß, aber: »Das kann sich schnell ändern«, so seine Einschätzung. Die Nachfrage nach Integrationskursen sei dagegen nach wie vor hoch.
Ein Mehrwert für die Kunden
Die VHS Bad Urach-Münsingen setzt damit ein Ziel des Landesverbands um, wonach laut Entwicklungsplan 2022 jede VHS im Land ein Qualitätsmanagement-System aufweisen solle: »Das ist uns wichtig, weil es ein Mehrwert für unsere Kunden ist«, erklärt Hikel. »Wenn der Kunde eine solide Leistung bekommt, geht es ihm und auch uns gut.« Denn, so sein Credo: »Wo Volkshochschule drauf steht, muss auch Volkshochschule drin sein.« Hinter dem VHS-Leiter liegt ein langwieriger Zertifizierungs-Prozess, wofür er sich mit Nicole Plankenhorn eine Fachfrau für Qualitätsmanagement-Systeme an seine Seite geholt hat: »Jeglicher Prozess unter dem Dach der Volkshochschule wurde von uns genau untersucht, von den Vorgaben des Brandschutzes bis zu den Kommunikationswegen.«
Vieles, das sich im Alltag eingeschlichen habe, wurde neu bewertet, überdacht und in einem Leitbild formuliert: »So haben wir festgestellt, dass wir und unbedingt Gedanken um unseren Internet-Auftritt machen müssen«, berichtet Martin Hikel. Eine Erkenntnis mit Folgen: Bereits im Sommer wurde er neu gestaltet und die Online-Anmeldung vereinfacht. Oder: »Wir hatten nie darüber nachgedacht, wie man strukturiert mit Beschwerden umgeht.« Jetzt gibt’s klar strukturierte Abläufe, was auch die Zusammenarbeit von zwei Hauptgeschäftsstellen und elf Außenstellen erleichtert. Zentraler Baustein ist das erstellte Qualitäts-Handbuch.
Die Zertifizierung ist zwar notwendig, um im Auftrag der öffentlichen Hand Kurse anbieten zu können. Doch letztlich profitiere die gesamte Volkshochschule davon: »Man schafft Transparenz«, erklärt die externe Qualitätsbeauftragte Plankenhorn. »Qualitätsmanagement-Systeme bedeuten einen großen Qualitätsgewinn für die Organisation insgesamt.«
Strenge Richtlinien
Die Zertifizierungsgesellschaft Quacert prüfte dann, ob die strengen Richtlinien erfüllt und die Dokumentation vollständig ist. In einem nächsten Schritt kam Mitarbeiter Jürgen Scheinwein für einen Tag ins Haus, um vor Ort beide Hauptgeschäftsstellen auf Herz und Nieren zu untersuchen – inklusive Mitarbeitergespräche: »Es war ein intensiver Austausch«, so der Prüfer. Dieser Tage nun war er wieder in Bad Urach, um die Zertifizierungsurkunde zu überreichen: »Die Arbeit sieht man ja nicht, die hinter einem solchen Prozess steckt«, so Scheinwein. »Aber auf das hübsch gestaltete Blatt Papier schaut man schon.« (oech)