RIEDERICH. Auch Riederich hat nun seinen Haushalt eingebracht, in Rekordzeit von unter zehn Minuten raste Kämmerer Manuel Beck durchs umfangreiche Zahlenwerk. Die Folgen der Coronapandemie machen sich auch im Riedericher Etat bemerkbar. Das Gewerbesteueraufkommen wird mit 2,5 Millionen Euro weit niedriger angesetzt als noch im finanziellen Topjahr 2019, als 3,1 Millionen Euro veranschlagt wurden. Manuel Beck rechnet für 2021 aber nicht mit einem so massiven Gewerbesteuereinbruch wie vergangenes Jahr, das Ergebnis für 2020 liegt voraussichtlich um rund 800.000 Euro niedriger als die im Haushaltsansatz veranschlagten 2,6 Millionen Euro – die Abschlussrechnung liegt jedoch noch nicht vor. Beck rechnet fürs Coronajahr 2020 mit einem negativen Gesamtergebnis, das im sechsstelligen Bereich befinden wird.
Der Haushalt für 2021 weist ein Minus von 1,439 Millionen auf, den Einnahmen von 10, 1 Millionen Euro stehen Ausgaben von 11,9 Millionen Euro gegenüber. Den größten Brocken bilden dabei mit 3,7 Millionen Euro die gestiegenen Personalkosten, die vor allem in der Erhöhung der Mitarbeiterzahl in der Kinderbetreuung begründet sind – die Zahl der Gruppen musste erhöht werden, in der Weiherstraße wurden eigens Container aufgestellt.
Beträchtliche Investitionen
»Das Minus ist nicht sehr prickelnd«, bilanzierte Bürgermeister Tobias Pokrop denn auch. »Aber ich mache mir darüber auch keinen großen Kopf ohne unvorsichtig zu wirken.« Das konnte der Kämmerer nur unterstreichen: »Noch steht die Gemeinde aufgrund der Leistungen ihrer Betrieben und Bürger finanziell gut da«, teilt er mit. »Viele Entscheidungen in der Vergangenheit haben sich als gut und richtig erwiesen.«
Gleichwohl müsse in den kommenden Jahren genau beobachtet werden, ob sich der derzeitige negative Trend im Ergebnishaushalt fortsetzte. Wenn ja, müssten laut Becks Einschätzungen strukturelle und strategische Entscheidungen getroffen werden, um die finanzielle Leistungsfähigkeit der Gemeinde auch für die Zukunft sicherzustellen. »Bei Entscheidungen, insbesondere bei Investitionen, müssen weiterhin neben der erstmaligen finanziellen Belastung auch die zukünftigen Aufwendungen und Kosten sowie der Nutzen für die Bürger im Fokus stehen.«
Die finanzielle Leistungsfähigkeit sei trotz des zu erwartenden Minus garantiert, da profitiere die Gemeinde vor allem vom hohen Stand an liquiden Mitteln. Die Liquidität liegt bei Jahresbeginn bei rund 4,6 Millionen Euro und wird sich bis zum Jahresende durch Investitionen auf den Betrag von 3,3 Millionen Euro verringern. Da im Jahr 2021 beträchtliche Investitionen, der weitere Ausbau der kommunalen Infrastruktur und die Instandhaltung des gemeindeeigenen Vermögens forciert werden, ist eine Kreditaufnahme von zwei Millionen Euro geplant. Für Grundstückskäufe sind im Haushalt 2,98 Millionen Euro eingeplant, dem stehen Einnahmen von 790.000 Euro aus dem Verkauf von Gewerbegrundstücken entgegen.
Betreutes Wohnen
Des Weiteren sind 50.000 Euro für die Förderung des Pflegestützpunktes der Diakonie in Riederich veranschlagt, für die Erstausstattung des Jugendtreffs sind 30.000 Euro einkalkuliert. 1,81 Millionen Euro werden in das Projekt Pflegeheim für den Kauf von Wohnungen im betreuten Wohnen und der Arztpraxis inklusive Tiefgaragenstellplätze fließen, 85 .000 sind für die Ausstattung angesetzt.
2021 wie auch in den nächsten Jahren werden nach Einschätzung von Kämmerer Beck hohe Finanzmittel in die Entwicklung der Kinderbetreuung, den Erhalt der Gemeindestraßen und des Kanalnetzes eingesetzt werden. (GEA)